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Vor fast genau zwei Jahren gab es den ersten Lockdown in Österreich. Seither kamen weitere dazu. Wie ist es Ihnen privat in dieser Zeit ergangen?
Der erste Lockdown war dadurch gekennzeichnet, dass ich sehr viel mit meiner Familie gemacht habe. Es war rückblickend eine »schöne« Zeit, man konnte viel Zeit mit der Familie verbringen. In den folgenden Jahren waren die Lockdowns dann aber nicht mehr so ruhig. Abgesehen davon, dass viele Dinge, die man sonst machen konnte, nicht mehr möglich waren, waren die Lockdowns für mich in Ordnung.
Und wie war die Zeit aus Sicht des Schulleiters?
Der erste Lockdown war ganz eigenartig. In der Schule war es richtig gespenstisch. Es waren nur noch die Direktoren und Schulwarte in der Schule. Mit der Zeit kamen dann die Schüler zurück, zunächst die Maturanten und danach auch die anderen Klassen im Schichtmodell. Es war für beide Seiten – Schüler und Lehrer – eine völlig neue Situation. Aber im Großen und Ganzen haben wir es gut über die Bühne gebracht. Man muss dazu sagen, dass das Bundesschulzentrum technisch und EDV-mäßig sehr gut ausgestattet ist, was natürlich auch sehr geholfen hat.
Distance-Learning, Home-Schooling wurden zu Schlagwörtern. Wie sind die Lehrer mit den Umstellungen zurecht gekommen?
Es war natürlich eine Herausforderung, vor allem weil man zu Beginn nicht genau wusste, was auf uns zukommt. Zunächst wurde mit Arbeitsaufträge gearbeitet, die die Schüler zu Hause abarbeiteten. Dann hat aber unser Kollege Hermann Pulsinger das Streamen eingerichtet.
Es waren schon Herausforderungen, aber wir haben es gemeistert. Alle haben sehr gute Arbeit geleistet. Microsoft-Teams hat sich in dieser Zeit sehr gut bewährt.
Wie sind die Schüler mit der Situation umgegangen?
Im Großen und Ganzen sehr gut. Manchen hat aber sicher der Sozialkontakt gefehlt, das hat man gemerkt. Je länger die Lockdowns wurden, desto mehr wurde erkennbar, dass der persönliche Kontakt und der Präsenzunterricht nicht zu ersetzen sind.
Wie ist die Stimmung an der Schule aktuell?
Die Stimmung ist grundsätzlich nicht schlecht. Aus Lehrersicht ist das ständige Ändern von Maßnahmen und Regeln natürlich schon nervenaufreibend. Man kann sich nur schwer auf etwas einstellen. Das zerrt am Nervenkostüm.
Bei den Schülern ist sie recht gut. Wir kommen auch gut durch die Welle. Wir haben während der gesamten Zeit an der HAK drei Mal eine Klasse für fünf Tage nach Hause geschickt. Auf der Lehrerseite blieben wir von Corona-Clustern verschont. Es gab Einzelfälle, aber keine größere Anzahl zur gleichen Zeit.
An der HLW ist die Situation sehr ähnlich. Dort mussten wir zwar eine Kollegin aus der Pension zurückholen, weil in der Küche zwei Beschäftigte gleichzeitig ausfielen. Aber auch das konnten wir gut meistern.
Oft wird aufgrund der Lockdowns und Home-Schooling von der »verlorenen Generation« gesprochen. Hat die Corona-Pandemie dazu geführt, dass diese Generation eine schlechtere Ausbildung bekommt?
Es ist sicher keine »verlorene Generation«. Schlechtere Bildung bekommen die Jugendlichen auf keinen Fall. Es ist eine andere Art der Bildung. Die Schüler erwerben nun einige neue Qualifikationen, wie zum Beispiel die Selbstorganisation im Distance Learning, die Digitalisierung usw.
Was aber natürlich zu kurz gekommen ist, sind die Sozialkontakte. Eine verlorene Generation ist es aber sicher nicht. Die Schüler mussten umdenken, sie sind in vielen Bereichen über sich hinausgewachsen.
Was wir im Sommersemester machen möchten ist, dass wir Ausflüge und Reisen, die nicht stattfinden konnten, nachholen.
Wie funktioniert es mit den Coronatests an der Schule?
Organisatorisch ist der Aufwand, der dafür betrieben wird, enorm. Wir müssen täglich Meldung machen, wie viel Tests gemacht wurden, ob es positive Fälle gibt usw. Ursprünglich wurde drei Mal pro Woche getestet, in Omikronzeiten fast täglich.
Es haben alle Schüler und Lehrer mitgezogen und zusammengearbeitet. Natürlich geht durch die Tests einiges vom Unterricht verloren. Aber man kann zum Testen stehen, wie man will, die Schulen gehören sicher zu den Vorreitern beim regelmäßige Testen, das ist sicher positiv zu sehen.
Die Matura steht vor der Tür. Wie werden die Prüfungen in diesem Jahr aussehen?
Man hat gelernt, mit dem Status quo umzugehen. Aus heutiger Sicht ist alles geplant. Es gibt die schriftliche Prüfung wie gehabt, mit einer Stunde mehr Arbeitszeit. Dann gibt es noch die Präsentation und Diskussion der Diplomarbeit und schließlich gibt es verpflichtend die mündliche Matura.
Es gibt viele Gegner der mündlichen Matura in diesem Jahr. Ist es Ihnen recht, dass es eine mündliche Matura gibt?
Ich glaube, dass es gut ist, dass es die mündliche Matura gibt. Denn es ist wieder Zeit, Normalität einkehren zu lassen. Die Schüler sind gut vorbereitet. Bei uns gab es auch keine Proteste gegen die mündliche Matura.
Wir haben heuer die Möglichkeit von Förderstunden an den ersten und fünften Klassen und auch für Vorbereitungsstunden für die Matura. Die Schüler werden sehr gut vorbereitet. Außerdem sind Bereiche, die wegen der Lockdowns usw. nicht gelehrt wurden, auch nicht maturarelevant.
Sie sind Leiter des Bundesschulclusters, der HAK und der HLW. Wie hat das funktioniert, alles unter einen Hut zu bringen?
Da muss ich korrigieren. Es ist noch kein Schulcluster. Ich bin derzeit Leiter der HAK und provisorischer Leiter der HLW.
Die Bildungsdirektion muss erst entscheiden, ob ein Schulcluster errichtet wird. Die nächsten Schritte dafür sind im März geplant. Wir haben intern ein System aufgebaut, in dem die stellvertretende HLW-Leiterin Judith Schöler die Bereichsleitung für die HLW macht. Es war zu Beginn keine einfache Situation, aber die Zusammenarbeit funktioniert problemlos. Wir stimmen uns immer ab und Entscheidungen werden gemeinsam getroffen.
Welche Synergien können durch die Zusammenarbeit bzw. in weiterer Folge durch einen Schulcluster genutzt werden?
Das sind Personalsynergien. Es werden bereits viele Kollegen von HAK-Seite an der HLW mitverwendet. Es ist damit leichter, den Personalbedarf zu decken, denn gerade für kleine Schulen ist es schwierig, wenn für gewisse Gegenstände nur ein Lehrer vorhanden ist. Durch die Zusammenarbeit kann man das leichter ausgleichen.
Wo sehen Sie die Herausforderungen der Zukunft?
Die Digitalisierung so umzusetzen, wie sie den Anforderungen der Wirtschaft, Industrie usw. entspricht. Es geht darum, auf die nächste Ebene aufzusteigen. In Zukunft wird noch viel mehr digital erledigt werden, dafür müssen wir die Schüler fit machen. Wichtig ist aber auch, dass dabei die soziale Komponente nicht vernachlässigt wird. Der Faktor Mensch bleibt nach wie vor sehr wichtig.
Schüler kommen mit immer unterschiedlicheren Voraussetzungen zu uns an die Schule, da müssen wir uns weiterentwickeln, zum Beispiel bei der Art des Unterrichtens. Man muss neue Methoden, Unterrichtsformen entwickeln und einsetzen, um Schritt zu halten.
Die Schülerzahlen gehen zurück. Wie möchten Sie trotzdem weiterhin ausreichend Schüler an Ihre Schule holen?
Wir arbeiten ganzjährig mit Bildungsberatung und Schülerberatung: Von Tagen der offenen Tür, Schnuppertagen über Info-Nights, Führungen und so weiter bieten wir sehr viel an, um Schüler ins Haus zu bekommen und von unserem Angebot zu überzeugen.
Das war in den vergangen Jahren natürlich wegen der Corona-Pandemie recht schwierig. Wir haben in den vergangenen Wochen individuelle Führungen angeboten und hatten dabei großen Zuspruch.
Wir möchten den Schülern zeigen, dass wir an der HAK und der HLW eine Berufsausbildung mit Praxis anbieten und die Schüler nach der Schule direkt in einen Beruf einsteigen können.
Außerdem wollen Judith Schöler und ich gemeinsam auch die Fachschule an der HLW Wolfsberg wiederbeleben.
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