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Streit um die Wolfsberger Pfarrfriedhöfe: Privatem Bestatter wurden jetzt Grabungsarbeiten verboten Ausgabe 31 | Mittwoch, 3. August 2022

Der Finanzausschuss des Pfarrgemeinderats untersagte Bestattung Kos Grabungen auf den Friedhöfen der Pfarre. Die übernehmen nun die Stadtwerke, der Konkurrent des privaten Unternehmens. Kos wehrt sich, Stadtpfarrer Kranicki erläutert, warum es dazu kam.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Der Finanzausschuss des Wolfsberger Pfarrgemeinderats untersagte dem Bestattungsunternehmen Kos das Ausheben von Gräbern auf allen katholischen Kirchenfriedhöfen, wie etwa hier in St. Jakob (Bild). Die werden vorläufig von den Stadtwerken, dem Konkurrenten der privaten Firma, gegraben. Kos wehrt sich, Stadtpfarrer Kranicki erläutert die Gründe. UN/much

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Wolfsberg. Die Stille auf den Pfarrfriedhöfen der Bezirkshauptstadt wird von einem Streit gestört. Stadtpfarrer Christoph Kranicki hat nach einem Beschluss des Finanzausschusses des Pfarrgemeinderats dem privaten Wolfsberger Bestattungsunternehmen Kos untersagt, Grabungsarbeiten auf allen Friedhöfen der Pfarre durchzuführen. Die Firma darf auf diesen Begräbnisstätten weiterhin Verstorbene beisetzen, die Gräber dafür auszuheben, ist sie aber nicht mehr berechtigt.   

Unternehmer Andreas Kos sagt dazu: »Wir wollen gutes Einvernehmen mit dem Pfarrer und der Kirche, aber Verbote können wir nicht akzeptieren.« Kranicki argumentiert, es habe in den vergangenen Monaten »nicht sauber gemachte Graböffnungen« gegeben, weshalb die Arbeiten bis Oktober den Wolfsberger Stadtwerken übergeben wurden. »In dieser Zeit werden wir eine Ausschreibung durchführen, an der alle zur Teilnahme eingeladen sind«, so der Stadtpfarrer, der betont, er setze auf Transparenz und eine langfristige Lösung. 

»Ich glaube, mit dem Verbot wird eine Firma ausgeschaltet, um eine andere zu stärken«
Andreas Kos, Bestattung Kos

Kos und die zu den Stadtwerken gehörende Bestattung Wolfsberg stehen in harter Konkurrenz. Daher vermutet der Unternehmer hinter der jetzigen Entscheidung  eine Bevorzugung des städtischen Mitbewerbers. Kos: »Im Finanzausschuss der Pfarre sitzen mit Hans-Peter Schlagholz und Klaus Penz zwei Männer, die früher hohe politische Ämter in der Stadt, dem Eigentümer der Stadtwerke, innehatten. Ich glaube, mit dem Verbot wird eine Firma ausgeschaltet, um eine andere zu stärken.« 

Ihm sind Grabungen auf den Gemeindefriedhöfen bereits seit Jahren untersagt, nun kommen auch die Pfarrfriedhöfe dazu. »Das jetzige Verbot ist ein großes Problem für unser Unternehmen, da es einem Berufsverbot gleichkommt«, so der private Bestatter. Die Hinterbliebenen, die Gräber auf den Pfarrfriedhöfen anmieten, dürften jetzt nicht mehr entscheiden, wer die Öffnung vornimmt. Was komme als nächstes? Kos: »Bei uns gab es keine einzige Beschwerde, weil wir nicht ordentlich gearbeitet hätten, kein Beweise für etwaige Verfehlungen wurden vorgelegt. Ich werde nun klären lassen, ob so ein Verbot durch den Eigentümer eines Friedhofs möglich ist.«

Das sagt der Stadtpfarrer

Stadtpfarrer Kranicki bestätigt das Grabungsverbot, das für alle Friedhöfe der Pfarre gilt. Er sagt: »Das Unternehmen Kos hat nie selbst gegraben. Es hat Subunternehmen beauftragt, wofür es in den vergangenen Jahren eine mündliche Zustimmung der Pfarre gab. Die Friedhofsordnung der Diözese schreibt aber vor, jede Grabung benötigt die Zustimmung des Friedhofsverwalters.« Bisher war es jedem Unternehmen möglich zu graben. »Wenn die Firmen aber wechseln, stellt sich die Frage, ob die Arbeiten ethisch richtig gemacht werden, außerdem könnten rechtliche Probleme entstehen. Und die Pfarre haftet für alles«, so Kranicki. 

»Ich bevorzuge die Stadtwerke nicht, mir ist das Miteinander wichtig, ich schließe keinen aus«
Christoph Kranicki, Stadtpfarrer

Die jetzige Entscheidung beruhe aber vor allem auf Graböffnungen in den vergangenen Monaten und darauf folgende Beschwerden. Der Stadtpfarrer: »Große Steine und Teile von Fundamenten blieben bei der Gräbern oder auf den Friedhöfen liegen. Auf meine Frage, wer sie entfernen soll, sagte Kos, dafür seien die Trauerfamilien oder die Friedhofsverwaltung zuständig. Soll ich sie selbst wegräumen?« Darauf habe er vorgeschlagen, eine Firma mit den Grabungen zu beauftragen – »und Kos war einverstanden«, so Kranicki. So sei es zum Beschluss im Finanzausschuss gekommen. »Dass Kos jetzt verärgert ist, überrascht mich«, sagt er. 

Der Stadtpfarrer, der Fotos von Steinen auf Friedhöfen vorlegt, betont, er bevorzuge die Stadtwerke nicht: »Mir ist das Miteinander wichtig, ich will niemanden ausschließen. Die jetzige Entscheidung war nicht bösartig. Aber die Trauernden brauchen kompetente Begleitung bei der Bestattung.« Um eine objektive Lösung zu finden, werden die Grabungsarbeiten ausgeschrieben, der jetzt an die Stadtwerke vergebene Auftrag sei auf drei Monate beschränkt. Er ging dazu nicht gleich an die Stadtwerke, auch der Maschinenring sei gefragt worden, habe  aber kein Angebot gelegt, weil er bereits mit Kos zusammenarbeite.

Kos kündigt an, sich an der Ausschreibung »vielleicht« zu beteiligen – auch wenn er davon ausgeht, dass die Stadtwerke gewinnen werden. Dass sein Unternehmen die Grabung nie selbst durchführt, bestreitet er: »Wir haben bis zu 600 Bestattungen pro Jahr, wobei es große monatliche Schwankungen gibt. Im Dezember gab es 100 Sterbefälle, da brauchen wir eine Kooperation mit einem Partner. Für uns macht das der Maschinenring – und er arbeitet sehr professionell.«

»Wir hätten reagieren können«

Zu den Steinen auf den Friedhöfen meint der Bestatter: »Es wäre schön gewesen, wenn wir die Fotos erhalten und der Stadtpfarrer mit uns geredet hätte, dann hätten wir reagieren können.« Kos weist den Vorwurf, es sei nicht korrekt gearbeitet worden, zurück. Die Steine wurden laut ihm aus technischen und Pietätsgründen nicht wieder in die Gräber gelegt. Das Gespräch, in dem Kranicki die Vergabe der Grabungsarbeiten ansprach, bestätigt der Unternehmer. Aber: »Ich ging nicht davon aus, dass uns die Grabungen sofort verboten werden.«

Kos: »Ich wehre mich als Unternehmer und als stellvertretender Innungsmeister gegen Monopole und habe veranlasst, dass sich die Bundeswettbewerbsbehörde den Fall ansieht. Der Kunde soll entscheiden, an wen er sich wendet, Monopole bedeuten hohe Preise für die Menschen.« Dennoch: Er sei kompromissbereit.

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