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Blindenführhund »Bill« gab Patrick Eichwalder aus Reichenfels ein Stück Lebensqualität zurückAusgabe 04 | Mittwoch, 25. Januar 2023

Die Hilfsbereitschaft zahlreicher Privatpersonen und Unternehmen hat Familie Eichwalder aus Reichenfels dabei unterstützt, das benötigte Geld für einen neuen Blindenführhund zu sammeln. Labrador Bill hat das Leben von Patrick Eichwalder positiv verändert.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Philipp Tripolt Von Philipp Tripolt tripoltno@spamunterkaerntner.at
Patrick Eichwalder mit seiner Frau Daniela, Hündin Emmi (Mitte) und ihrem »Nachfolger«, dem Blindenführhund Bill (r.). Bei Emmi wurde vor rund zwei Jahren Grauer Star diagnostiziert. Sie konnte ihren »Dienst« als Blindenhündin nicht mehr ausüben – sie ist selbst erblindet. Mit Bill verträgt sich die Labradordame zum Glück hervorragend. Foto: Tripolt

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Reichenfels. Für Patrick Eichwalder aus Reichenfels hat sich das Leben, im positiven Sinn, seit dem März des Vorjahrs deutlich verändert. Eichwalder erhielt vor über 30 Jahren die Diagnose »Retinopathia pigmentosa« – eine Netzhautdegeneration, die zur kompletten Erblindung führt. Der Reichenfelser bekam im Jänner 2013 mit dem Einzug von Blindenführhündin Emmi im Haus der Familie Unterstützung für den Alltag. Im Februar wurde an der Vet-Uni in Wien bei Emmi eine Netzhauterkrankung und die Bildung eines Grauen Stars festgestellt – sie sieht auch nichts mehr. Eichwalder konnte nicht mehr auf die Hilfe von Emmi zurückgreifen und wurde zum Stubenhocker (wir berichteten).

Die Kosten für einen neuen Blindenführhund beliefen sich auf 40.000 Euro, weshalb die Familie einen Spendenaufruf startete. Er löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. »Innerhalb von drei Monaten hatten wir die benötigte Summe beisammen«, erzählt Ehefrau Daniela. Neben Privatpersonen haben vor allem Firmen mit großen Spendenbeträgen ihre Großzügigkeit unter Beweis gestellt. Zahlreichen Spendenwilligen musste die Familie absagen, da die Summe bereits beisammen war.

Bill zieht ein
Im März des Vorjahrs konnte die Familie Blindenführhund Bill in Empfang nehmen. Der zweijährige Labradorrüde kam früher als erwartet zur Familie nach Reichenfels. »Normal beträgt die Wartezeit für einen neuen Hund mindestens 1,5 Jahre. Bill war zuerst für jemand anderen bestimmt, aber der Zugeteilte kam mit ihm nicht zurecht«, blickt Patrick Eichwalder zurück. Das war das Glück für den gelernten Koch. Bill musste zuerst eine 900-stündige Ausbildung zum Blindenführhund machen. Bei der Prüfung mit dem Ausbilder wurde festgestellt, dass Bill für seine zukünftige Aufgabe qualifiziert ist. Das war die Grundvoraussetzung, dass der Rüde zur Familie nach Reichenfels kommen durfte.

»Emmi hat mir viele Jahre ihr Augenlicht geliehen, dafür bin ich dankbar«
Patrick Eichwalder über »Pensionistin« Emmi

Anschließend musste Patrick Eichwalder mit Bill die sogenannte Team-Beurteilung in Klagenfurt bestehen. »Hier werden unterschiedliche Alltagssituationen durchgespielt und darauf geachtet, ob Bill fähig ist, als mein Assistenzhund zu arbeiten«, erklärt Patrick Eichwalder. Mit dem positiven Prüfungszeugnis wurde Bill schließlich offiziell zu einem staatlich geprüften Blindenführhund. »Mein Leben hat sich sehr zum Positiven verändert, seit Bill bei mir ist. Ich habe ein Stück Selbstständigkeit wiedererlangt und bin auf niemanden mehr angewiesen. Für mich ist es das Wichtigste, Zeit für mich zu haben. So schön es natürlich mit der Familie ist, aber man braucht auch Ruhe, Zeit zum Abschalten. Und das ist für mich mit Bill zurückgekommen.«

Allerdings hat sich für Patrick Eichwalder im Sommer des Vorjahrs ein neues Problem ergeben, wie er erzählt: »Bill hat nichts gefressen. Der Tierarzt hat uns dann mitgeteilt, dass er an Borreliose leidet. Wir geben ihm zwar Tabletten gegen Zecken, aber die töten die Zecken erst nach dem Biss ab – und zu diesem Zeitpunkt kann die Krankheit bereits übertragen worden sein.« Bill hält aktuell noch immer seinen Kopf schräg. »Der Arzt geht von einer Verkapselung im Ohr aufgrund der Borreliose aus. Wir hoffen, dass wir das mit Antibiotikum in den Griff bekommen«, erklärt Daniela Eichwalder. Die Alternative wäre eine Computertomographie – inklusive Vollnarkose.

Emmi genießt ihre Pension
Emmi darf im Haus der Familie nun ihren vorzeitigen Ruhestand genießen. »Emmi hat mir viele Jahre ihr Augenlicht geliehen, dafür bin ich dankbar. Jetzt ist sie blind und in Pension, genau wie ich«, scherzt Patrick Eichwalder, der froh ist, dass sich Emmi und Bill auf Anhieb gut vertragen haben: »Bill verträgt sich mit der ganzen Familie, vor allem aber mit mir, das ist das Wichtigste. Mit Emmi gab es nie Probleme. Das freut uns, denn so konnten wir sie behalten. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätten wir uns um einen Platz für sie umsehen müssen.«

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