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Wolfsberger Stadtwerke schreiben wieder Gewinn: Wie tickt der Mann, der hinter dieser Wende steht?Ausgabe 29 | Mittwoch, 20. Juli 2022

Der Umsatz wurde im Jahr 2021 auf 14,4 Millionen Euro gesteigert, was ein Plus von rund 835.000 Euro ergab. Ein operativer Gewinn, den das Unternehmen noch nie vermelden konnte. Die Trendumkehr gelang mit Christian Schimik, Geschäftsführer seit 2020.

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Wolfsberg. Ein Gewinn von 834.520 Euro für das Jahr 2021 – so lautet die jetzt veröffentlichte Bilanz der Wolfsberger Stadtwerke. Was bisher undenkbar schien – die Jahresabrechnungen wiesen seit der Gründung 2004 nie ein Plus-Zeichen auf –, gelang jetzt zum zweiten Mal.

Die Trendumkehr kam mit einem Mann: Christian Schimik, 46, studierter Agrarökonom und seit 1. Juni 2020 Geschäftsführer der Stadtwerke. Warum ist jetzt möglich, was bisher stets unerreichbar war? »Ich schaue nur in die Vergangenheit, um Potenziale für die Zukunft zu finden«, sagt er lächelnd, »ich bewerte die Vergangenheit nicht.« 

Bereits 2020, in Schimiks Antrittsjahr, verbuchten die Stadtwerke 996.841 Euro auf der Habenseite. Allerdings: Rund 600.000 Euro stammten aus Rückstellungen, die nicht ausbezahlt werden mussten, weil man sich mit einem Bauunternehmen auf Preissenkungen geeinigt hatte. Das heißt, 600.000 Euro lagen bereits auf den Stadtwerke-Konten, waren also »nicht-operative Erträge«, wie es ein Betriebswirtschaftler trocken formulieren würde. Der »reine« Gewinn betrug damit knapp 400.000 Euro. 2021 wurde er verdoppelt.

»Letztlich bin es aber ich, der die Lösung festmacht. Und es liegt an mir, die Aufgaben zu vergeben«
Christian Schimik, Stadtwerke-Geschäftsführer

Schimik ist jemand, der sich gerne in der Manager-Sprache ausdrückt. Dem Mann, dem meist ein Lächeln im Gesicht steht und der bis 2020 sein Brot als Chef der Energie-Sparte der Lagerhaus Warenhandelsgesellschaft verdiente, sind für jedermann verständliche Antworten nicht einfach zu entlocken. Also ein neuer Anlauf: Warum sind nun Gewinne da, die es bisher nie gab? Schimik: »Das Ergebnis 2021 wurde operativ durch eine Umsatzsteigerung von 600.000 Euro erreicht.«

2020 lag der Umsatz bei 13,8 Millionen Euro, 2021 kletterte er auf 14,4 Millionen Euro. »Zugleich waren die Kosten nur gering höher«, was den operativ erzielten Gewinn ausmachte. »Wir haben den Umsatz und die Kosten im Griff«, so der Geschäftsführer. Auf Deutsch: Mehr Einnahmen und nur gering steigende Ausgaben ergeben einen höheren Ertrag. Zugleich wurden im Vorjahr 54 Prozent mehr Kanal- und Wasserleitungen gebaut als 2020.

Wie geht das?

Und wie geht das? »Ich habe mir die Strukturen und Prozesse innerhalb der Stadtwerke angesehen und entsprechend dem Geschäftsmodell angepasst«, sagt Schimik. So erfolgt der Einkauf jetzt zentral, Kompetenzen wurden gebündelt. Beispiel: Die für Wasser, Abwasser und Lichtwellenleiter zuständige Abteilung heißt jetzt Abteilung für Infrastruktur und Technik und vereint die technischen Aspekte der Stadtwerke. Der Geschäftsführer: »Wir verbinden Kompetenzen, Fähigkeiten und Arbeitsleistungen, verbessern damit die Leistung und erleichtern das Management. Dadurch können wir viel selbst machen und Dinge schneller erledigen.« Als Beispiel nennt er den Recyclinghof, der noch heuer um 800.000 Euro umgebaut werden soll: »Wir haben vieles selbst geplant, wofür die Stadtwerke die Kompetenz und die Kapazitäten besitzen.« Und: Als allgemeine »Orientierungshilfe« wurde ein neues Organisationshandbuch verfasst, in dem die Abläufe festgelegt sind.

Es seien viele Kleinigkeiten, die den jetzigen Erfolg ausmachen würden. Jeder der rund 70 Stadtwerke-Mitarbeiter trägt laut Schimik die Verantwortung für seinen Bereich: »Es geht um Prozesse und Strukturen, innerhalb derer jeder die Möglichkeit hat, am Wohl des Unternehmens mitzuarbeiten. Sie können sich einbringen, Vorschläge machen, sich verwirklichen, im Team mitarbeiten und gemeinsam etwas weiterbringen. Wir haben kompetente Leute, wir sprechen uns ab, entwickeln gemeinsam Lösungen und setzen die Projekte nach einem Plan um.« Jede Idee sei willkommen, sei sie noch so ungewöhnlich. Schimiks Verständnis endet allerdings dann, wenn sich ein Mitarbeiter nicht einbringt.

Und wenn bei der Ausführung Fehler passieren? Der Geschäftsführer: »Man muss anerkennen, dass es Fehler geben kann. Und man muss dann schauen, auf welcher Ebene die Verantwortung zu suchen ist.«

All das wird nicht jedem liegen. Von wie vielen Mitarbeitern musste er sich trennen? Schimik: »Ein paar. Manche wollen in diesen Strukturen arbeiten, manche nicht. Verantwortung heißt, in einem gewissen Rahmen Leistung zu erbringen. Das muss einem gefallen. Manche haben von sich aus das Unternehmen verlassen.«

Was ist er?

Wie definiert er sich selbst: König der Stadtwerke oder Erster unter Gleichen? Schimik, von der Frage äußerlich unberührt: »Ich moderiere gerne, damit wir im Team zu Lösungen kommen. Letztlich bin es aber ich, der die Lösung festmacht. Und es liegt an mir, die Aufgaben zu vergeben und den Betrieb im Auge zu behalten.« 

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