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Wirbel um »Delogierung« von Dauercampern am Hafnersee: Auch Lavanttaler Betroffene wehren sichAusgabe 37 | Mittwoch, 14. September 2022

Wolfsberger Rechtsanwalt Christian Ragger vertritt jene 200 Dauercamper am Hafnersee, darunter zahlreiche Lavanttaler, die einem Luxus-Campingplatz weichen sollen. Er kündigt an, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit seine Klienten weiter bleiben können.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Der Hafnersee wurde 2017 zum Verkauf ausgeschrieben, doch es meldete sich kein Interessent. Jetzt will Falkensteiner einen Premium-Campingplatz bauen – doch dafür müssen erst 200 Dauercamper das Feld räumen. Die wollen allerdings nicht kampflos aufgeben und gehen mit Rechtsanwalt Christian Ragger dagegen vor. Foto: Naturpuur

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Wolfsberg, Keutschach. Es ist ein heftiger Streit, der derzeit zwischen der Kärntner Beteiligungsverwaltung (K-BV) und 200 Dauercampern am Hafnersee in der Gemeinde Keutschach tobt. Mitten drin ist der Wolfsberger Rechtsanwalt Christian Ragger, der die Camper vertritt, darunter auch zahlreiche Lavanttaler.

Ursache der Probleme ist die Absicht der K-BV, 44 Hektar Landesgrund am Hafnersee, die bis Ende Oktober an die Sonnenhotels GmbH verpachtet sind, an Falkensteiner zu vergeben. Das Unternehmen will rund 20 Millionen Euro in einen Premium-Campingplatz investieren und künftig sogenanntes »Glamping« anbieten. Dafür müssten freilich die 200 Dauercamper weichen – die sich das nicht gefallen lassen wollen. Der Fall schlug in Kärnten Wellen, auch die ORF-Sendung »Bürgeranwalt« hat sich damit befasst.

»Die Dauercamper sind teilweise seit 50 Jahren dort«, sagt Anwalt Ragger, »jetzt sollen sie vor die Türe gesetzt werden. Am 30. September sollen die Räumungsbescheide kommen, gegen die wir juristisch vorgehen werden.«

»Die Dauercamper sind teilweise seit 50 Jahren dort, jetzt sollen sie vor die Türe gesetzt werden«
Christian Ragger, Rechtsanwalt der Camper

Laut Ragger gebe es Ungereimtheiten, die für die Dauercamper sprechen: »Falkensteiner hat eine zehnmonatige Betriebspflicht pro Jahr, der See darf aufgrund des Naturschutzes aber nur von 1. Mai bis 30. September, also fünf Monate lang, genutzt werden.« Dazu hätten die Camper teilweise keine Verträge mit dem jetzigen Pächter Sonnenhotels, sondern noch mit dem ÖGB, dem früheren Besitzer des Sees, der ihn 2007 an das Land Kärnten verkaufte. »Diese Verträge wurden nie aufgelöst«, sagt Ragger, der auch bezweifelt, dass das Tourismusunternehmen sein Investitionsvorhaben umsetzen könnte: »Der See steht unter Landschaftsschutz, Bauvorhaben sind mit strengen Auflagen verbunden. Falkensteiner wird die geplanten Bauten (Anm.: Die Rede ist auch von einem Infinity Pool) nicht umsetzen können.« Außerdem sei der Seezugang in privater Hand: »Wie wollen Falkensteiner und die Gäste überhaupt hinkommen?« Besonders rege die Dauercamper auf, dass ein persönliches Gespräch von K-BV-Vorstand Martin Payer bisher verweigert wurde, so der Anwalt.

»Wenn es keine Einigung gibt, gehen wir bis zum Obersten Gerichtshof. Das wird dann Jahre dauern ...«
Derselbe über die juristischen Pläne

Ragger greift den K-BV-Vorstand – den er wie berichtet auf einem im Mai öffentlich gewordenen Tonband grob beschimpft hatte, wofür er sich später entschuldigte – auch persönlich an: »Am Flughafen Klagenfurt tritt er vehement dafür ein, dass die Gründe nicht vergeben werden. Am Hafnersee will er sie 30 Jahre lang verpachten. Das ist ein Widerspruch.«

Das Angebot des Wolfsberger Rechtsanwalts an die K-BV: Die Dauercamper gründen einen gemeinnützigen Verein, der das bestehende Hotel übernimmt und betreibt und den Zugang zum Hafnersee für die Öffentlichkeit garantiert. Die Camper bleiben, das Land erhält vom Verein 500.000 Euro jährlich. »So hätte der Eigentümer Einnahmen, ohne dass es zu schwerwiegenden Eingriffen in die Natur kommen würde. All das wollten wir mit Payer besprechen – aber der lehnt ein Gespräch ab«, sagt Ragger. Zugleich kündigt er an: »Wenn es keine Einigung gibt, gehen wir bis zum Obersten Gerichtshof. Das wird dann einige Jahre dauern ...«

Die Unterkärntner Nachrichten ersuchten auch Vorstand Martin Payer um eine Stellungnahme. Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe erreichten uns seine Antworten nicht.

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