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170 Hektar Fläche: Milliardär will Jesuiten-Gründe kaufen – Lavanttaler Bauern sind strikt dagegenAusgabe 28 | Mittwoch, 14. Juli 2021

Es rumort im Tal. Bauern wollen »keine Tiroler Zustände« und wehren sich gegen den Verkauf an einen Deutschen. Sie hoffen, dass die Grundverkehrskommission den Handel ablehnt. Der Anwalt des Milliardärs erklärt, was sein Mandant mit dem Boden vorhat.

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Lavanttal. Jetzt gehen die Wogen hoch. Etliche Lavanttaler Bauern sind nicht damit einverstanden, dass ein deutscher Milliardär den Grundbesitz der Jesuiten im Tal übernehmen soll. Die Rede ist von rund 170 Hektar, die sich auf mehrere Grundstücke in den Gemeinden Wolfsberg und St. Andrä verteilen – fast ausschließlich Ackerland. Sie hoffen, dass die Grundverkehrskommission, die das Geschäft absegnen muss, ihre Zustimmung verweigert. 

Wie berichtet hat der reiche Deutsche, dessen Name aus rechtlichen Gründen nicht genannt werden kann, die Loretowiese in St. Andrä, auf der seit vielen Jahren das »Gackern« stattfindet, gekauft. Doch die Wiese ist nur ein kleiner Teil des Deals. Es geht um eine gewaltige Fläche, verstreut über die beiden Gemeinden. Das heißt: Viele Bauern sind betroffen.   

»Wir brauchen diese 170 Hektar selbst, um sie landwirtschaftlich zu nutzen«
Lavanttaler Bauern über den geplanten Verkauf

»Wir wollen hier keine Tiroler Zustände«, ist aus der Lavanttaler Bauernschaft zu hören. Und: »Wir brauchen diese 170 Hektar selbst, um sie landwirtschaftlich zu nutzen, denn uns gehen schon heute Flächen ab. Der Milliardär wird zwar als Landwirt bezeichnet, er ist aber kein Bauer im eigentlichen Sinn. Wir glauben, er wird diese Gründe früher oder später umwidmen wollen – dann sind sie verloren.« Keinem Lavanttaler sei gedient, wenn der Deutsche den Kaufzuschlag erhalte. Die Bauern: »Der Vorzug ist jenen zu geben, die diese Äcker bewirtschaften – aber die Jesuiten haben sie leider an den Deutschen verkauft, ohne sie uns vorher anzubieten.« Unter der Hand ist das Wort »Schweinerei« zu hören ...

Die Hoffnung der Lavanttaler ruht jetzt auf der Grundverkehrskommission, die in der Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg angesiedelt ist. Denn der Kauf von land- und forstwirtschaftlichen Gründen bedarf ihrer Genehmigung. Wird sie nicht erteilt, kann das Geschäft (nachdem der Rechtsweg durchschritten ist) nicht finalisiert werden – und der Verkäufer muss sich einen neuen Interessenten suchen.

Vorsitzender der Kommission ist der Wolfsberger Bezirkshauptmann Georg Fejan. Er sagte: »Ich habe gehört, dass in dieser Angelegenheit eine sehr emotionale Stimmung herrscht. Ich weiß auch, dass der Kommission ein entsprechender Antrag vorliegt. Er befindet sich zur Beurteilung bei einem Sachverständigen.« Am Dienstag, 13. Juli, tagte das Gremium, die Jesuitengründe befanden sich laut Fejan nicht auf der Tagesordnung. Der Antrag werde erst behandelt, wenn das Gutachten des Experten eingetroffen ist. Auf die Frage, wie die Grundverkehrskommission entscheiden werde, meinte der Bezirkshauptmann: »Das kann man jetzt noch nicht sagen. Wir können nur nach den Gesetzen handeln.«

Das sagt der Anwalt

Der Anwalt des Milliardärs, der ebenfalls ungenannt bleiben will, teilte in einem Schreiben mit: »Festzuhalten ist, dass mein Mandant bereits seit 2002 einen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb im Lavanttal führt, wobei auch Rinderhaltung erfolgt. Legitimes und ausschließliches Ziel meines Mandanten ist die Absicherung seines land- und forstwirtschaftlichen Betriebs durch Erweiterungsmöglichkeiten, wobei er insbesondere zum Ausbau des landwirtschaftlichen Bereichs Acker- und Futterflächen benötigt.« Durch Grundankäufe in der Vergangenheit sei nachgewiesen, dass der Deutsche land- bzw. forstwirtschaftliche Flächen weder zu Spekulations- noch zu Umwidmungszwecken erwerbe, zumal er bisher solche Flächen weder verkauft noch eine Umwidmung angeregt habe. Der Anwalt: »Dementsprechend ist durch den Ankauf dieser Flächen langfristig die landwirtschaftliche Nutzungsmöglichkeit gesichert, zumal sich mein Mandant an einer weiteren Zersiedelung, insbesondere des Talbodens im Lavanttal durch weitere Umwidmungen von landwirtschaftlicher Nutzfläche, definitiv nicht beteiligen wird.« 

Behauptete »andere Pläne« werden als unrichtig zurückgewiesen. Der Milliardär könne durch seine bisherige Tätigkeit »einen äußerst verantwortungsvollen Umgang« mit land- und forstwirtschaftlicher Nutzfläche nachweisen. Außerdem schließe er eine Zusammenarbeit mit anderen Landwirten im Sinne von Pachtverhältnissen nicht aus, sollte »die eine oder andere Wiesen- bzw. Ackerfläche im Rahmen des eigenen land- und forstwirtschaftlichen Betriebs allenfalls nicht benötigt werden«, so der Anwalt.

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