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Nach dem überraschenden Rauswurf von Peter Pacult als WAC-Trainer nach nur fünf Pflichtspielen in Wolfsberg – wie viele Spiele werden Sie als Trainer der Wölfe überstehen? Werden Sie Ihren Vorgänger Peter Pacult übertrumpfen?
(Lacht.) Wir werden es versuchen. Ich bin keiner, der große Versprechungen macht, aber ich will meine Arbeit so anlegen, dass wir langfristig erfolgreich sind. Ob ich am Ende mehr Spiele als Peter Pacult habe, wird die Zeit zeigen.
Wie kam es zur Kontaktaufnahme mit dem WAC und wie liefen die Verhandlungen
Es ging alles sehr schnell. Am 9. November nahm WAC-Präsident Dietmar Riegler telefonisch Kontakt mit mir auf. Danach gab es ein schnelles Treffen am Flughafen in Graz, bei dem wir alles besprochen haben. Für mich war es natürlich ein schönes Gefühl, dass jemand an meiner Arbeit interessiert ist. Vom Cupsieger gefragt zu werden, den Trainerposten zu übernehmen, machte mich natürlich sehr stolz. Ich hatte sofort ein sehr gutes Gefühl. Die Verhandlungen waren sehr unkompliziert.
Wie gut kannten Sie die Mannschaft des WAC und wie gut kennen Sie die Spieler mittlerweile?
Natürlich hatte ich auch schon vorab einen Eindruck von der Mannschaft. Ich habe ja schon als Trainer in Österreich gearbeitet. Aber die erste Woche hat mir natürlich sehr geholfen, die Spieler besser einzuschätzen. Ich weiß jetzt, wo die Stärken liegen und wo wir noch Potenzial haben. Die Mannschaft ist intakt, homogen und hat eine hohe Bereitschaft, sich gegenseitig zu helfen.
Jetzt kehren auch unsere beiden ÖFB-Nationalspieler Schöpfi (Anm.: Alessandro Schöpf) und Niklas Polster zurück. Dann steht der volle Kader zur Verfügung.
Haben Sie sich das WM-Qualifikationsspiel am Dienstag, 18. November, angesehen?
Ich habe das Spiel gesehen und richtig mitgefiebert, vor allem wegen unserer beiden Jungs. Ich wollte natürlich, dass unsere Jungs Erfolg haben und motiviert zurückkehren. Als auf der Anzeigetafel stand, dass der Schöpfi jetzt eingewechselt wird, war das auch für mich ein echt tolles Gefühl. Es war natürlich für den österreichischen Fußball extrem wichtig, dass man sich für die Weltmeisterschaft qualifiziert hat. Das wird zusätzlich Begeisterung für den Fußball schaffen.
Wie sind die ersten Trainingseinheiten verlaufen?
Sehr gut. Die Jungs waren motiviert, haben viel Elan eingebracht. Ich habe mich sofort wohlgefühlt. Es gab auch Spielergespräche – einzeln und in der Gruppe. Dabei war mir wichtig zu sehen, wie sich die Spieler in der Gruppe und auch alleine verhalten. Die Gespräche waren sehr positiv. Ich habe den Eindruck, dass hier niemand verunsichert ist, sondern alle mit Begeisterung bei der Sache sind.
Was reizt Sie an der Aufgabe beim WAC besonders?
Aus diesem Kader mit sehr vielen guten Spielern das Maximum herauszuholen. Ich möchte eine Mannschaft formen, die dauerhaft um die oberen Tabellenplätze mitspielt. Das ist eine Herausforderung, die mich reizt.
»Die Mannschaft hat ja bisher sehr gut funktioniert, deshalb muss man nicht alles ändern«
Ismail Atalan, WAC-Trainer
Haben Sie sich im Lavanttal schon eingelebt?
Ja, und meine ersten Erlebnisse im Lavanttal waren durchwegs positiv. Ich laufe durch die Stadt und werde von den Menschen hier freundlich aufgenommen. Der WAC-Ball, die »Schwarz-Weiß-Redoute«, war ein absolutes Highlight – es war das erste Mal für mich, dass ich im Anzug bei so einem gesellschaftlichen Ereignis dabei war. Es ist alles sehr kameradschaftlich, das hat gezeigt, warum der Verein in den vergangenen Jahren so erfolgreich war. Ich wohne im Hotel Silberberg und fühle mich hier sehr wohl.
Was sind Ihre Ziele mit dem WAC für die aktuelle Saison?
Ich bin kein großer Freund von Saisonprognosen bzw. -zielen. Ich arbeite lieber mit Wochenzielen. So bleibt der Fokus des Teams klar und die Mannschaft kann sich Schritt für Schritt weiterentwickeln.
Aber das Erreichen des Meister-Play-Offs steht wohl auf der Agenda, oder?
Das ist natürlich ganz klar etwas, was wir in dieser Saison erreichen wollen.
Wo sehen Sie das größte Entwicklungspotenzial bei der Mannschaft?
Wir haben einen sehr guten Kader mit Spielern mit vielen Facetten. Besonders im Spiel nach Ballgewinn können wir aber sicher noch zielstrebiger werden. Das ist ein Bereich, in dem wir uns definitiv verbessern wollen.
Was erwarten Sie sich von Ihren Spielern?
Einsatzbereitschaft, Teamgeist und den Willen, sich gegenseitig zu unterstützen. Ich möchte Spieler auf dem Platz sehen, die mit Leidenschaft dabei sind und Verantwortung übernehmen.
Wie unterscheidet sich Ihr Trainerstil von dem Ihrer Vorgänger Didi Kühbauer und Peter Pacult?
Mir geht es darum, die besten Spieler mit der größten Bereitschaft auf den Platz zu bringen und für sie einen Rahmen zu finden, in dem sie gut zusammenpassen. Die Mannschaft hat ja bisher sehr gut funktioniert, deshalb muss man nicht alles ändern. Wichtig ist, dass die Struktur stimmt. Es geht nicht nur darum, was ich will, sondern was die Spieler können. Es bringt nichts, einen Spielstil zu forcieren, den die Spieler nicht annehmen, sondern darum, das Beste aus jedem Einzelnen herauszuholen.
Gibt es Wunschspieler für die Wintertransferzeit?
So weit sind wir derzeit noch nicht. Wir müssen jetzt einmal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.
Welche Erwartungshaltung haben Sie gegenüber Vereinsführung und Management, und ist die Infrastruktur in Ordnung?
Ich sehe, dass sich der Verein sehr bemüht, damit sich hier alle wohlfühlen. Die Infrastruktur ist vollkommen ausreichend, um erfolgreich Fußball zu spielen. Es gibt zwei Trainingsplätze. Ich habe in Deutschland in der 3. Liga gearbeitet, wo alles kleiner war, und auch bei VfL Bochum, wo alles um einiges größer ist. Am Ende zählt aber, dass die Spieler sehen: Der Verein tut alles, damit sie erfolgreich sein können. Ich denke, was uns hier zur Verfügung steht ist vollkommen ausreichend.
Sie sind jetzt erstmals Trainer in der Bundesliga – was bedeutet das für Sie?
Ich habe mir darüber nie großartig Gedanken gemacht, dass ich jetzt bei einem Verein in der Bundesliga bin. Es gibt für mich nur eins: Wie bekommen wir im nächsten Spiel drei Punkte? Ich gehe mit den Spielern in der Bundesliga genauso um, wie mit den Kickern in der zweiten oder dritten Liga. Natürlich kann man von den Bundesliga-Spielern mehr erwarten und vor allem auch verlangen als in der zweiten Liga, weil natürlich die Qualität höher ist.
Das Schöne ist, je höher die Liga, desto besser kann man als Trainer Ideen umsetzen. Aber menschlich wird sich am Umgang mit den Spielern natürlich nichts ändern.
// Zur Person
Ismail Atalan (45) wurde in Midyat (Türkei) geboren. Seine Trainerkarriere begann 2008 in Deutschland, als er Spielertrainer der zweiten Mannschaft des 1. FC Gievenbeck in der Kreisliga A wurde. Ab Juli 2012 war er beim Oberligisten SC Roland Beckum nur noch als Trainer tätig. Atalan schloss die Fußballlehrerausbildung im März 2017 mit der UEFA Pro Lizenz ab. Nach mehreren Trainerjobs in der zweiten und dritten Liga in Deutschland übernahm er für die Saison 2024/25 erstmals einen Job in Österreich beim Zweitligisten Kapfenberger SV. Mit den Steirern wurde er schließlich Dritter in der Liga, und Atalan wurde zum Trainer des Jahres gekürt.
Im November übernahm er nun den RZ Pellets WAC. Das erste Spiel gegen Altach ging mit 1:3 verloren.

Von Michael Swersina
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