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Früher zertrümmerte er sieben Ziegel auf einmal, jetzt widmet er sich der Rettung von Vierbeinern Ausgabe 21 | Mittwoch, 21. Mai 2025

Der einstige Taekwondo-Großmeister Johann Partl (68) spendete dem Tierheim Wolfsberg 1.000 Futterschüsseln – im Gedenken an seine verstorbene Hündin »Serra«. Der Klagenfurter, der früher Wasser aus goldenen Hähnen fließen ließ, will Hunden Gutes tun.

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Wolfsberg, Klagenfurt. Der Kofferraum des weißen Dacia-Kombis ist fast bis oben hin voll. Darin: 1.000 Schüsseln mit Hundefutter, gekauft vom Klagenfurter Johann Partl. In der Vorwoche parkte der 68-Jährige seinen Wagen vor dem Tierheim Wolfsberg ein und übergab die Spende. Mehrmals mussten Partls Begleiter und ein Mitarbeiter des Tierheims einen voll beladenen Einkaufswagen über die Schwelle ziehen, um das Futter ins Haus zu transportieren. Partl: »Ich bin einige Geschäfte abgefahren, um 1.000 Schüsseln überhaupt zu bekommen. Es war nicht einfach.«

Derzeit sind 16 Hunde, rund 40 Katzen und zwei Kaninchen im Wolfsberger Tierheim untergebracht. Der Mitarbeiter sagt: »Dieses Futter reicht, um die Hunde mehr als einen Monat lang zu versorgen. Eine Spende in dieser Größenordnung ist selten«, und bedankt sich beim Klagenfurter. 

»Ich bin einige Geschäfte abgefahren, um 1.000 Schüsseln überhaupt zu bekommen« 
Johann Partl, Spender

Der Hintergrund dessen Spendenfreudigkeit ist tragisch: Am 28. Feber dieses Jahres – Partl nennt das Datum wie aus der Pistole geschossen, es hat sich ihm eingebrannt – starb seine achtjährige Labrador-Hündin »Serra« an Krebs.

»Seither bin ich um zehn Jahre gealtert«, sagt er, »sie war meine große Liebe.« Man kann die Details der Erkrankung, die er beschreibt, hier nicht wiedergeben, nur das: »Sie hat die Krankheit mit unglaublicher Würde ertragen. Trotz der Umstände veränderte sie sich nicht, sie blieb das freundliche Tier, das sie immer war.«

Der Klagenfurter hat darauf sein Engagement verstärkt: Er tourt durch Kärnten, kauft 6.000 bis 7.000 Futterschalen pro Jahr und übergibt sie an heimische Tierheime. »Ich will damit den Hunden Gutes tun«, sagt er.

Das Leben des 68-Jährigen hatte nicht immer diese Ausrichtung. Partl war Großmeister der koreanischen Kampfkunst Taekwondo und konnte bis zu sieben übereinander gestapelte Ziegel zertrümmern – mit einem einzigen Schlag. Er entwickelte seinen eigenen Kampf- und Selbstverteidigungsstil, genannt Pasuk-Do. 

Geld und Selbstbewusstsein

Und er wusste seine Fähigkeiten finanziell lukrativ zu nutzen: Jahrelang brachte er in Klagenfurt in einem eigenen Studio, einer früheren Fabrik, der oberen Gesellschaftsschicht und allen, die es sich leisten konnten, die Fähigkeit bei, sich selbst zu verteidigen. Das verschaffte den Schülern – noch mehr – Selbstbewusstsein, das sie wieder dazu nutzten, beruflich erfolgreicher zu werden. Daher ließen sie sich den Unterricht gerne etwas kosten – Partl wurde ein wohlhabender Mann.

»Seit ›Serras‹ Tod bin ich um zehn Jahre gealtert, sie war meine große Liebe« 
Derselbe über seine verstorbene Hündin

»Ich hatte Wasserhähne aus Gold«, erzählt er. Nicht nur das: An Wochentagen nutzte er einen Mercedes als Fortbewegungsmittel, am Wochenende holte er einen schwarzen Rolls Royce aus der Garage. Dazu war er ein stattlicher Immobilienbesitzer.

2019 kam das Umdenken. Partl ging in Pension, verkaufte seine Fabrikhalle, sein Gold, seine Fahrzeuge, die Mietobjekte. »Ich wollte nur noch ruhig leben.« Das tat er auch, statt Rolls wurde nun Dacia gefahren – »Serra« immer an seiner Seite. »Und dann bekam sie Krebs«, sagt Partl, dessen mächtiger Körper zu schrumpfen scheint, wenn er von seiner verstorbenen Hündin spricht.

Es gibt aber ein Thema, das den Kämpfer und den Zorn in ihm weckt: Misshandlung von Tieren. »Jeden Tag liest man von Tierquälereien, die ausgesprochenen Strafen sind viel zu gering. Ich verurteile die Politik und die Justiz, weil sie nicht adäquat gegen diese schrecklichen Vorfälle vorgehen. Ich protestiere dagegen, was sich da abspielt«, sagt Partl.

Rettungsaktionen für Hunde

Die jüngste Futterspende an das Wolfsberger Tierheim ist nicht sein erster Versuch, Lavanttaler Hunden zu helfen. Schon vor einigen Wochen machte er mit einer anderen Aktion Schlagzeilen: Der Klagenfurter hatte es sich zur Aufgabe gemacht, für zwei im Heim untergebrachte Vierbeiner – die  zwölfjährige »Bella« und den Hirtenhund-Mischling »Ares« – neue Besitzer zu finden. 

Er bot an, die Abgabe-Schutzgebühren des Tierheims Wolfsberg in Höhe von 250 Euro für »Bella« bzw. 180 Euro für »Ares« zu bezahlen und ihre Futterkosten ein Jahr lang zu übernehmen, wenn jemand bereit wäre, den Tieren ein neues Zuhause zu geben. Partl: »›Bella‹ ist vergeben, für ›Ares‹ gilt mein Angebot weiterhin.« Und im Tierheim Villach lebt ein anderer, 15 Jahre alter Hund: Für ihn sagt Partl zu, dessen restliches Leben lang die Futterkosten zu bezahlen – im Andenken an »Serra« ...

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