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Lavanttal. Mit den kürzer werdenden Tagen nimmt das Risiko für Wildunfälle auf den Lavanttaler Straßen stark zu. Besonders in der Dämmerung und während der Paarungszeit, wenn viele Tiere über die Straße wechseln, sind Autofahrer gefordert, vorsichtig zu sein. »Das erhöhte Verkehrsaufkommen, die durch Straßen zerschnittenen Lebensräume der Wildtiere und die früher einsetzende Dämmerung führen dazu, dass es zu mehr Wildunfällen kommt«, erklärt Bezirksjägermeister Johann Waich. Im Bezirk Wolfsberg wurden im Jahr 2023 und bis 31. Oktober 2024 283 Unfälle mit Rehen verzeichnet. Nicht in der Statistik geführt werden Unfälle mit Katzen, Hasen und Füchsen. Österreichweit sind bis zu 100.000 Österreicher pro Jahr in Wildunfälle verwickelt, die zum Beispiel mit einem Reh, Hirsch oder Wildschwein kollidieren.
Die gute Nachricht: Es gibt wirksame Maßnahmen, die aktiv zur Unfallvermeidung beitragen und die Zahl der Wildunfälle reduzieren. Um die Tiere bei Verkehr von den Straßen fernzuhalten gibt es verschiedene Methoden. Besonders wirksam haben sich in der Praxis blau leuchtende Reflektoren erwiesen. Trifft das Licht der Scheinwerfer auf die Reflektoren, wird das Licht in den Wald zurückgeworfen. Darin sehen viele Tiere, vor allem Wildschweine, Rehe und Hirsche, eine Gefahr und bleiben der Straße fern.
»In Bereichen, die über diese Systeme verfügen, gehen die Wildunfälle gegen null«
Johann Waich, Bezirksjägermeister
Weiters gibt es akustische Systeme, die das Wild mittels Ultraschall vertreiben. Die Geräte reagieren automatisch, sobald ein Tier im Begriff ist, die Straße zu queren. Für Menschen ist der Warnton nicht hörbar. Die akustischen Systeme verfügen darüber hinaus noch über eine kleine Fotozelle, die von der Sonne gespeist wird. Eine Versorgung mit Batterie ist also nicht nötig.
Nur die enge Zusammenarbeit zwischen dem Land Kärnten und der Kärntner Jägerschaft ermöglicht die Verwendung dieser Geräte, die auf den Straßenpflöcken angebracht werden. Die Kosten belaufen sich bei den Lichtreflektoren auf 70 Euro pro Stück, bei den akustischen Geräten auf 100 Euro. Finanziert werden die Geräte vom Land Kärnten, angebracht und gewartet werden sie von den örtlichen Jägern.
Die Jägerschaft wählt dabei eigenverantwortlich geeignete Strecken aus und bringt die Wildwarngeräte im Abstand von 30 bis 50 Metern an Straßenpflöcken an. »Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Kombination aus optischen und akustischen Systemen die beste Wirkung erzielt. Auf Straßenkilometern, die mit diesen modernen Systemen ausgestattet sind, gehen die Wildunfälle auf null zurück«, sagt Waich, der auf Erfahrungen in seinem Jagdgebiet in Bad St. Leonhard verweist: »Vor der Installation der Anlagen kam es zu zahlreichen Wildunfällen, doch in den vergangenen zwei Jahren hat es keinen einzigen Unfall gegeben. Der Effekt ist enorm, nicht nur für das Wild, sondern auch zur Vermeidung von Schäden an Fahrzeugen und zur Sicherheit der Verkehrsteilnehmer.«
Achtung Wildwechsel
Doch noch sind längst nicht alle gefährdeten Straßenabschnitte im Lavanttal mit Wildwarnsystemen ausgestattet. Für Autofahrer bedeutet das, in Bereichen, die mit dem Warnschild »Achtung Wildwechsel« versehen sind, die Geschwindigkeit zu reduzieren und die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Sollte die Warnung ignoriert werden, könnte der Fahrzeuglenker im Falle eines Unfalls belangt werden und es könnte zu Problemen mit der Versicherung kommen. »Überhöhte Geschwindigkeit ist einer der Hauptfaktoren bei Wildunfällen«, sagt Waich.
Kommt es zu einem Wildunfall, ist sofort die Polizei zu verständigen, die dann alle weiteren Schritte setzt und die Jägerschaft informiert, um das Tier schnellstmöglich zu versorgen. Sollte der Unfalllenker den Ort verlassen, ohne es der Polizei zu melden, begeht er Fahrerflucht, nimmt er das verunfallte Tier mit, kommt wegen Eingriffs in das fremde Jagdrecht noch schwerer Diebstahl hinzu.
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