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Waren Sie schon von klein auf ein Computerfan?
Das erste Mal hatte ich eigentlich recht spät mit Computern zu tun. Das war damals in der HTL, da kam ich erst so richtig damit in Berührung. Zu dieser Zeit haben wir uns zu Hause auch den ersten PC – ich glaube, das war noch ein 486 – angeschafft. Zum Spielen daheim hatten wir einen C64.
Und nach der HTL haben Sie dann Informatik studiert?
Ich habe mir mehrere Variante angeschaut. Mein Interesse für Informatik weckte ein HTL-Professor, der schon sehr tief in die Materie vordrang. Ein Informatikstudium gab es damals nur in Linz und Klagenfurt, also habe ich mich wegen der Distanz und Kosten für Klagenfurt entschieden.
»Wir wollen es den Entwicklern noch einfacher machen, in Zukunft Videos zu streamen«
Christian Timmerer, CIO »Bitmovin«
Nach dem Studium sind Sie der Uni treugeblieben.
Ich schloss 2003 das Studium ab und wurde 2006 als Assistenzprofessor auf der Alpe Adria Universität in Klagenfurt beschäftigt. 2014 habe ich dann habilitiert.
Während dieser Zeit haben Sie mit zwei Kollegen das Unternehmen »Bitmovin« gegründet. Wie kam es dazu?
Christopher Müller und Stefan Lederer waren Diplomanden bei mir. Ich arbeitete bereits seit 2002 an einer Standardisierung von Videocodes. Das war damals die Zeit, in der Videos im Internet langsam ihren Anfang fanden. 2006 kam schließlich »youtube« und es waren die Anfänge des Video-
streamings. Christopher Müller hat um 2010 im VLC-Player auch erste Standards implementiert. Wir haben uns die Konkurrenz angeschaut und gedacht, wir können es besser machen. 2013 wurde die »bitmovin«-GmbH offiziell gegründet.
Können Sie kurz und für Laien verständlich erklären, was »Bitmovin« macht?
Wir sind mit unserer Streaming-Software weltweit erfolgreich. Mit unseren Technologien werden die komplexen Probleme bei der Bereitstellung qualitativ hochwertiger Videos im Internet gelöst. Wir haben im Prinzip drei Produkte. Das Encoding, also wie Videos für die Dienste und das Streaming aufbereitet sein müssen. Dann haben wir Player, damit haben die Endnutzer beim Abspielen der Videos zu tun, und als drittes Produkt bieten wir Analytics für die Entwickler an.
Sie sind CIO des Unternehmens. Was heißt CIO und was macht dieser?
CIO heißt Chief Innovation Officer. Ich schaue hauptsächlich darauf, was kann im Unternehmen verbessert werden, welche neuen Produkte sollen entwickelt werden und was soll auf den Markt kommen.
Der Start war recht erfolgreich. Wann kam der große Durchbruch für das Unternehmen?
2014 hatten wir unsere ersten Produkte, arbeiteten an einem ersten Forschungsprojekt und hatten unsere ersten Angestellten. Der Knackpunkt kam 2015. Wir kamen zum »Y Combinator«. Das ist ein US-amerikanisches Gründerzentrum in Kalifornien. Da saßen Unternehmen wie »Airbnb« oder »DropBox«. Wir bekamen ein sechswöchiges Training in den USA und konnten ein Funding in den Staaten initiieren. 2016 erhielten wir über Funding rund zehn Millionen Dollar.
Danach ging es mit dem Unternehmen rapide nach oben?
Wir hatten damals nur die Märkte Europa und USA. Durch die neuen finanziellen Mittel konnten wir nach Südamerika und Asien expandieren. 2018 gab es noch einmal 30 Millionen Dollar von verschiedenen Investoren und kürzlich bekamen wir ein Darlehen in der Höhe von 20 Millionen Euro. Bislang konnten wir 62 Millionen mittels Funding holen.
Zu Ihren Kunden zählen auch große und bekannte Unternehmen wie BBC, RTL oder das Red Bull Media House. Wie sind Sie zu diesen Großkunden gekommen?
Die IT-Mitarbeiter und Experten dieser Unternehmen arbeiten auch in den internationalen Standardisierungsgruppen mit. Daher kennt man sich untereinander, sie kannten unsere Produkte und konnten diese ausführlich testen. Und so hat es sich ergeben, dass wir diese Kunden an Bord holen konnten.
Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus?
Das Unternehmen weiter wachsen zu lassen und die Qualität zu verbessern. Wir wollen es den Entwicklern noch einfacher machen, in Zukunft Videos zu streamen. Da stehen noch zahlreiche Herausforderungen bevor. Neue Netzanbieter, Bandbreiten, 3G, 4G, 5G. Wir möchten die Abläufe weiter optimieren, um kostengünstig zu sein.
Arbeiten Sie auch noch an der Klagenfurter Universität?
Ja, ich bin dort am Institut für Informationstechnologie angestellt. Denn gerade an der Universität findet viel Forschung statt.
Mittlerweile ist »Bitmovin« der führende Anbieter von Online-Videotechnologie. Warum ist der Firmensitz in San Francisco?
Wenn man in den USA nach US-Recht Geschäfte machen will, muss man eine Firma in den USA haben. Außerdem war es eine Auflage des »Y Combinator«.
Wie viele Mitarbeiter hat das Unternehmen mittlerweile?
Derzeit rund 150 Mitarbeiter weltweit. Der Großteil davon ist in Klagenfurt und Wien beschäftigt.
Sind Sie ein Gamer und auch fleißig in den sozialen Netzwerken unterwegs?
Auf Facebook, Instagram, Twitter usw. bin ich natürlich vertreten, aber hauptsächlich beruflich. Privat überlege ich mir sehr genau, was ich poste. Ich habe früher Online-Games mitgemacht, aber da stand nicht das Spielen im Vordergrund, sondern die soziale Komponente.
Sind Sie noch eng mit dem Lavanttal verbunden?
Ich arbeite und wohne in Klagenfurt, da ist Wolfsberg nicht so weit weg. Ich habe ja auch noch Familie im Lavanttal, und dann gibt es dort auch noch den WAC.
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Da steht meine Familie im Mittelpunkt. Ich habe zwei kleine Kinder, vier Jahre und sieben Monate alt, da bin ich voll ausgelastet.
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