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Weihnachtszeit ist Keksezeit: Wie laufen die Geschäfte rund um Weihnachten in Ihrer Konditorei?
Die Weihnachtszeit ist natürlich die stressigste Zeit des Jahres – da geht es von Anfang November bis kurz vor Weihnachten rund. Wir beginnen schon eine Woche nach Allerheiligen mit dem Backen. Mitte November wollen bereits die ersten Firmen Sackerl mit Keksen haben, die sie dann an Mitarbeiter und Geschäftspartner verschenken. In dieser Zeit heißt es »durchgehend backen«. Da verbringe ich oft zehn bis zwölf Stunden pro Tag in der Backstube.
Wie viele Kekse backen Sie in dieser Zeit? Steigt die Nachfrage oder ist sie rückläufig?
Es sind heuer so ca. 150 bis 200 Kilo Kekse, die meine Mitarbeiterinnen und ich backen. Das hat sich gegenüber dem Vorjahr um rund die Hälfte verringert. Ich habe beobachtet, dass immer mehr Menschen wieder selbst backen. Viele haben wieder Spaß daran, Kekse selbst zu Hause zu machen, und das spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen wider.
Heuer kommen meine Kekse sogar ins EU-Parlament nach Brüssel. Da gibt es eine Veranstaltung mit einem Weihnachtsmarkt, und über die Kärnten Werbung wurden 40 Kilo meiner Kekse bestellt, die dort angeboten werden.
Wie viel verschiedene Kekssorten bieten Sie an?
Bei mir gibt es 17 Sorten. Das Besondere ist, dass ich für jede Sorte einen eigenen Teig verwende. Bei Keksen im Supermarkt wird oftmals für verschieden Sorten der gleiche Teig verwendet, lediglich die Verzierung, die Füllung ist dann jeweils eine andere. Bei mir gehören natürlich die Klassiker dazu, wie zum Beispiel Vanillekipferl, Linzeraugen und Lebkuchen. Auch Eisenbahner, Spritzgebäck und – heuer neu – Had‘nkekse habe ich im Angebot. Daran habe ich mit »CookingCatrin« (Anm.: eine Kärntner Foodbloggerin) lange getüftelt.
Wie viel kostet ein Kilo Kekse bei Ihnen?
Ein Kilo kostet 44 Euro.
Was sind in der Weihnachtszeit die beliebtesten Produkte, die Sie anbieten?
Da gehören auf alle Fälle die Vanillekipferl dazu. Auch die Rum- und Raffaello-Kugeln sind bei den Leuten sehr beliebt.
Wie haben sich die Vorlieben Ihrer Kunden in den vergangenen Jahren in der Weihnachtszeit verändert?
Es wird mittlerweile öfters gefragt, ob ich zuckerfreie oder glutenfreie Kekse habe. Aber generell hat sich da nicht viel geändert. Allerdings biete ich keine zuckerfreien Kekse an, das widerstrebt meiner Berufung als Zuckerbäckerin.
Welche sonstigen Trends haben Sie im Bereich Weihnachtsgebäck in den vergangenen Jahren beobachtet?
Es werden immer wieder neue Sorten kreiert. Bei mir gibt es heuer erstmals die bereits erwähnten Had‘nkekse und auch die Kokostörtchen – mit Schokolade gefüllter Kokosteig. Ich probiere alle Jahre neue Sorten und schaue dann, wie sie von den Leuten angenommen werden.
Mit dem Backen von Lebkuchen haben viele Menschen Schwierigkeiten. Können Sie ihnen einen Tipp geben, wie guter Lebkuchen gelingt?
Da gibt es eigentlich nur zwei Regeln: Erstens den Teig nicht zu dünn ausrollen und dann nicht zu lange backen. Die Kekse eher ein wenig dicker lassen und schnell backen.
Welche Kekse essen Sie persönlich am liebsten?
Ich esse gerne Florentiner und Tiramisukekse. Ich bin aber nicht so der Keksfan, ich bevorzuge eher einen Reindling oder Krapfen. Allerdings: Wenn ich den ganzen Tag Kekse backe, ist ein Salamibrot am Abend schon etwas ganz Gutes.
Sie waren nicht immer Konditorin. Wie war Ihr Weg in die Konditorei? Wie hat alles angefangen?
Ja, das stimmt. Eigentlich wollte ich im Hotel- und Gastgewerbe arbeiten. Nach der Ausbildung zur Hotel- und Gastgewerbeassistentin im Hotel Moselebauer bekam ich gesundheitliche Probleme mit der Wirbelsäule und konnte nicht mehr arbeiten im Gastgewerbe. Also habe ich einen Umweg gemacht und eine Lehre als zahnärztliche Assistentin bei einem Zahnarzt in Frantschach-St. Gertraud begonnen. In dieser Zeit wurde ich dann auch noch Mutter – das war ein einschneidendes Erlebnis, das alles auf den Kopf gestellt hat.
Wie ging es weiter?
Ich habe dann zwei Jahre lang das Café Markut in Maria Rojach gepachtet, was mir den Einstieg in die Welt der Konditorei ermöglichte. Damals wurde mir geraten, mich mehr auf die süßen Leckereien zu konzentrieren und eine Ausbildung zur Konditorin zu machen. Ich habe die Herausforderung angenommen, mich zur Konditorin ausbilden lassen und schließlich die Meisterprüfung abgelegt. Danach wollte ich eigentlich nebenbei von zu Hause aus arbeiten, aber das Geschäft lief so gut, dass ich mich 2014 entschlossen habe, mein eigenes Unternehmen zu gründen.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie?
Ich habe einen Lehrling und eine Teilzeitangestellte.
Wie beeinflussen Inflation oder steigende Rohstoffpreise Ihr Geschäft?
Natürlich sind viele meiner Produkte von der Teuerung betroffen. Ein Teil der Mehrkosten wird weiterverrechnet, einen Teil schlucke ich. Ich kann ja nicht alles den Kunden weiterverrechnen, obwohl ich weiß, dass ich es müsste.
Was macht Ihre Konditorei aus, was bieten Sie alles an?
Ich betreibe meine Konditorei ganz bewusst ohne Verkaufsraum – es läuft alles über Bestellungen. Meine Backwaren gibt es bei mir zum Abholen oder in der »Bunten Box« in Frantschach. Bei mir gibt es alles, was süß ist: vom klassischen Reindling, Apfelstrudel, Blechkuchen bis hin zu ausgefallenen Torten oder Kleingebäck – die Vielfalt ist das, was mir am meisten Spaß macht.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb?
Schon eine sehr große. Eier und Mehl kommen von örtlichen Zulieferern, und wir haben selbst einen Obstgarten. Ich schaue, dass ich nachhaltig bin.
Ich bin kein Freund einer Erdbeertorte im Dezember, und versuche das auch immer wieder Kunden zu erklären. Wenn wirklich jemand eine solche Torte im Winter haben möchte, arbeite ich mit gefrorenen Erdbeeren aus der Region. Die finde ich besser als die Alternativen aus Spanien, die nach nichts schmecken.
Ich würde mir wünschen, dass Kunden beim Abholen der Backwaren Geschirr mitbringen. Eine Verpackung ist für die Umwelt nicht gut und kostet Geld – ein Tortenkarton kostet zwei Euro. Und der wird weggeworfen.
Wie hat sich das Konditor-Business in den vergangenen Jahren verändert?
Es wird vermehrt nach Produkten gefragt, die laktose- oder glutenfrei oder sogar vegan sind. Dabei kann ich natürlich helfen.
Was ist für Sie persönlich das Schönste an Ihrem Beruf?
Das kreative Ausleben. Backen ist für mich eine Form der Kunst. Wenn ich in der Backstube stehe und neue Kreationen ausprobiere, dann ist das etwas Besonderes. Man kann alles umsetzen, was einem in den Kopf kommt.
// Zur Person
Angelika Fasching, 41, ist im Lavanttal aufgewachsen. Nach der Pflichtschule absolvierte sie eine Lehre zur Hotel- und Gastgewerbeassistentin und danach eine Lehre als zahnärztliche Assistentin. Fasching führte zwei Jahre ein Lokal in Maria Rojach, ließ sich danach zur Konditorin ausbilden und legte die Meisterprüfung ab. 2014 machte sie sich selbstständig und betreibt seither in ihrem Haus in Maria Rojach ihre Konditorei.
Angelika ist mit Christoph verheirat, gemeinsam haben sie Tochter Lena (14).
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