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Bauprojekt in prominenter Lage: Anrainer wehren sich vor Gericht, Bauwerber weist Einwände zurückAusgabe 49 | Mittwoch, 6. Dezember 2023

Günther Lichtenegger (»Lico«) will in der Griesstraße 18 Wohnungen in »bester Lage« bauen. Anrainer fürchten Probleme bei Regen und vermehrten Verkehr, sie zogen zum Landesverwaltungsgericht. Laut Lichteneggers Anwalt sind das keine Beschwerdegründe.

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Wolfsberg. Es ist eine Gegend, in der viele prominente Wolfsberger mit Immobilien vertreten sind. Und gerade dort, in der Griesstraße, hängt der Haussegen schief. Anlass ist ein Wohnbauprojekt, das seit mehreren Jahren umgesetzt werden soll. Anrainerbeschwerden haben das bisher verhindert, jetzt liegt der Fall beim Landesverwaltungsgericht.

Es geht um die sogenannte »Seilerhube« in der Griesstraße 17. Das Areal, auf dem die Hube und ein Schuppen stehen, wurde vor einigen Jahren vom bekannten Wolfsberger Unternehmer Günther Lichtenegger (»Lico«) gekauft, um Wohnraum zu errichten. Erst sollen 28 Wohnungen geplant gewesen sein, nunmehr sind es 18. Im Internet wird so dafür geworben: »Exklusives Wohnprojekt«, bestehend aus drei Baukörpern in »bester Lage«. 

Allerdings: Das Grundstück liegt an der Ecke Griesstraße/Höhenweg. Anrainer fürchten bei einer Verbauung Probleme – zum einen wegen vermehrtem Verkehr, aber auch mit abfließendem Regenwasser. »Bei Starkregen schießt das Wasser den Höhenweg herunter«, sagt einer von ihnen, der ungenannt bleiben will. »Wird hier verbaut, könnte es in die Häuser darunter geleitet werden.« In der Vergangenheit wurde laut ihm  bereits ein Bauansuchen – allerdings im Höhenweg – aufgrund eines Gutachtens abgelehnt. 

Dazu kommt, dass die Griesstraße sehr eng ist. »Hier sind Senioren mit Rollatoren, Schülergruppen und Lymph-Patienten zu Fuß unterwegs. Wenn sich der Verkehr durch den Neubau erhöht, wird es eng«, so der Anrainer.

Rechtliche Schritte

Mehrere Betroffene gehen rechtlich gegen das Projekt vor und haben Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht erhoben. Eine Verhandlung fand noch nicht statt.

Der Wolfsberger Gerhard Dorner ist zwar nicht Teil dieses Verfahrens, wohnt aber ebenfalls in der Griesstraße. Sein Hauptaugenmerk gilt dem Verkehr. »Die Entfernung bis zur Einbindung in die Grabenstraße beträgt 570 Meter. Auf dieser Strecke gibt es keine Möglichkeit, dem Gegenverkehr auszuweichen«, nur ein Auto habe Platz, so Dorner.

Ampel oder Einbahn

Sollte das Projekt Seilerhube umgesetzt werden, rechnet er mit mindestens weiteren 36 Fahrzeugen, die die Griesstraße befahren. Seine Lösungsvorschläge: »Entweder eine Ampelregelung von der Grabenstraße bis zum Höhenweg. Oder die Griesstraße soll ab der Grabenstraße als Einbahn geführt werden.« Die Ausfahrt müsste dann allerdings über Privatgrund erfolgen. Das zu ermöglichen, läge an der Stadt und ihrem Verhandlungsgeschick ...

Thomas Schuster von der Wolfsberger Kanzlei »Jus Rechtsanwälte vertritt den Bauwerber. Er sagt: »Grundsätzlich wären nach dem Bebauungsplan in diesem Gebiet wesentlich mehr Wohnungen möglich gewesen. Mein Mandant hat aber von sich aus darauf verzichtet und will weniger bauen.« Er besitze auch ein Gutachten, laut dem keinerlei Verkehrsprobleme zu befürchten seien. 

Zu den Anrainersorgen in Bezug auf den Wasserabfluss sagt der Anwalt: »Günther Lichtenegger hat sich die Lage während eines Starkregens vor Ort angesehen. Es gibt keine Probleme mit dem Wasser.« Dazu betont er, Wasser und Verkehr stellen laut Kärntner Bauordnung keine Einwandsgründe für Anrainer dar. Und: »In diesem Bereich steht jetzt die alte Hube, die nicht schön anzusehen ist. Sie soll durch ein attraktives Bauwerk ersetzt werden«, so Schuster.

»Jeder hätte es kaufen können«

Günther Lichtenegger versteht den Widerstand nicht: »Ich habe ein Grundstück gekauft, das bereits als Bauland gewidmet war. Jeder, der dort wohnt, hat gewusst, dass dort einmal gebaut wird. Es hätte aber auch jeder den Grund vor mir kaufen können.«  Er weist darauf hin, dass auf gewidmetem Boden eine Bewilligungspflicht für neue Bauprojekte besteht, dem Ausgang des Verfahrens vor dem Landesverwaltungsgericht sieht er mit Zuversicht entgegen.  

Öffentlich wurde der Konflikt in der Wolfsberger Gemeinderatssitzung am 16. November. Dort richtete Gemeinderat Michael Hirzbauer (Grüne) die Frage an ÖVP-Stadtrat Josef Steinkellner: Welche Maßnahmen will die Gemeinde treffen, um das Wohngebiet vor Starkregenereignissen zu schützen, sollte der Bau umgesetzt werden? Steinkellner bestätigte die Einreichung eines Projekts. »Das Vorhaben wird vor dem Kärntner Verwaltungsgericht beurteilt«, so Steinkellner. Da es sich um ein laufendes Verfahren handle, seien keine Auskünfte möglich. Es dürfe aber für die Anrainer zu keiner Verschlechterung der Situation kommen, die Stadt plane keine zusätzlichen Maßnahmen. 

Hirzbauers zweite Frage: Was will die Stadt unternehmen, um die Verkehrssicherheit in der Griesstraße für Passanten zu gewährleisten? Steinkellner verwies auf das Tempolimit von 30 km/h. Weitere Möglichkeiten seien aufgrund der Gegebenheiten – die Straße ist eng und verbaut – »sehr beschränkt«. Man könnte das Objekt über die St. Johanner Straße aufschließen, »aber da gebe ich zu bedenken, dass wir dann wertvolle Ackerfläche umwidmen müssten«, so Steinkellner. Derzeit sei geplant, über die Griesstraße zuzufahren. 

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