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St. Paul. Hauptberuflich ist die St. Paulerin Kerstin Maier (37) Gemeindemitarbeiterin und Standesbeamtin der Marktgemeinde St. Paul, ihr Herz schlägt aber für den Fußball.
Bereits 1984 hat Maier als kleines Mädchen immer wieder Fußball gespielt. Damals nicht im Verein, sondern am Dorffußballplatz mit den Burschen aus der Nachbarschaft. Maier blickt zurück: »Während der Schulzeit gab es in den Schulgängen des Konvikts eine morgendliche Kickerrunde mit Schulkollegen, um die lange Wartezeit bis zum Schulbeginn zu überbrücken. Im Turnunterricht wurde Fußball nur selten gespielt, da es ja keine Mädchensportart ist.« Schon früh war sie von Austria Salzburg und in weiterer Folge vom SK Sturm Graz begeistert. Es gab kaum ein Spiel im Fernsehen, das sie nicht mitverfolgt hat.
Doch woher kommt Maiers Faszination für diesen Sport? Maier sagt: »Die Faszination Fußball kann man schwer in Worte fassen, Fußball muss man leben und erleben. Es handelt sich dabei zwar um keine typische Frauensportart, aber vor allem auf internationaler Ebene zeigt sich, wie stark und qualitativ hochwertig der Frauenfußball sich in den vergangenen 20 bis 30 Jahren entwickelt hat.«
Aktiv mit dem Fußballspielen bei einem Verein begann Maier relativ spät, denn in ihrer Kindheit gab es im Lavanttal kaum eine Möglichkeit dazu. »Ich bin erst im Alter von 20 Jahren zum ASV St. Margarethen gekommen. Die Mannschaft spielte damals in der österreichischen Bundesliga, und ich war zu Beginn für Fotos und die Website zuständig und reiste auch mit zu den Auswärtsspielen.«
Da es aber auch einige Mädels gab, die gerne Fußball gespielt hätten, aber für die Bundesliga das spielerische Niveau größtenteils nicht ausreichend gewesen ist, gründete sich eine B-Mannschaft, der sich Maier im Jahr 2005 anschloss.
Im Laufe ihrer aktiven Karriere hat Maier jede Position zumindest einmal gespielt. Zu ihren größten Erfolgen als Kickerin zählen ein zweiter Platz in der Kärntner Liga Ost mit dem ASV St. Margarethen (B-Mannschaft), sowie ein vierter Platz in der Unterliga mit dem ASC St. Paul, bei dem Maier 2009 Mitgründerin der Frauenmannschaft war.
Nachdem Trainer Thomas Pöcheim beim ASC St. Paul im Februar 2011 sein Amt abgab, übernahm es Maier bis Herbst 2011 und wechselte danach aufs Feld bzw. ins Tor. Im Frühjahr 2016 kam es zur Gründung eines eigenen Vereins, dem SC St. Georgen, mit dem Maier 2016/17 mit dem SV Magdalensberg und 2017/18 mit dem SV Eitweg in einer Spielgemeinschaft an der Meisterschaft teilnahm.
Im Sommer 2017 beendete sie ihre Karriere als aktive Spielerin. Im Herbst 2018 kehrte sie zum ASC St. Paul zurück und ist seither als Kassier im Vorstand. Maier war zudem Funktionärin beim Kärntner Fußballverband. Von 2016 bis 2018 war sie im Ausschuss Mädchen- und Frauenfußball tätig. Als Bezirkssprecherin versuchte sie, Aufbauarbeit zu leisten. Mit Soccer2Kids war sie in Volksschulen unterwegs, um Mädchen zum Fußball zu bringen. Maier: »Im Lavanttal, wie in vielen anderen Teilen Kärntens, ist die Entwicklung aus meiner Sicht leider ins Stocken geraten. Nur wenige Vereine schaffen es, langfristig eine Mädchenmannschaft zusammenzuhalten. Kärnten läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Solange der Mädchen- und Frauenfußball aber in den Köpfen der meisten – männlichen – Funktionäre als ›Belastung‹ und ›Klotz am Bein‹ angesehen wird, wird der Frauenfußball im Lavanttal bzw. in Kärnten keine Chance haben.«
Sie wünscht sich, dass sich Vereine finden, die langfristig den Frauenfußball unterstützen. »Ich hoffe, dass Austria Klagenfurt den eingeschlagenen Weg fortsetzt und der WAC dem Beispiel folgt.«
Bleibt Maier dem Frauenfußball weiterhin verbunden? Den Großteil ihrer Freizeit widmet Maier dem ASC St. Paul. Über ein Engagement auf Funktionärsebene meint sie: »Als sportliche Leiterin könnte ich mir eine Tätigkeit im Frauenbereich in Zukunft durchaus vorstellen.« Für Maier ist es wichtig, dass neben Idealisten auch Eltern ihre Töchter fördern. »Fußball ist zwar keine klassische Sportart für Mädchen, trägt aber zur Entwicklung der Kinder bei. Neben Bewegung werden auch Teamgeist, Respekt und Disziplin vermittelt«, so Maier.
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