Artikel
St. Andrä. Wer mit Johannes Gastrager spricht, merkt schnell: Hier sitzt ein Mann, der seine Heimatregion im Herzen trägt – und sie mit klaren Konzepten in die Zukunft führen will. Der 50-Jährige, geboren und aufgewachsen in St. Andrä, ist seit Sommer 2022 alleiniger Geschäftsführer der Regionalmanagement Lavanttal GmbH (RML). Seine Aufgabe: das Lavanttal als attraktiven Lebens- und Wirtschaftsraum zu positionieren.
Auch dafür veranstaltet das RML am 6. Oktober bereits zweiten Mal das »Forum Lavanttal«. Die Teilnehmer werden vom Regionalmanagement eingeladen, heuer wird im Rathaussaal St. Andrä über das Leitthema »Technologiepark Lavanttal« gesprochen.
Gastragers Wurzeln liegen fest im Lavanttal. Nach der Volksschule in St. Andrä und der Matura in St. Paul 1993 zog es ihn nach Graz, wo er Betriebswirtschaft studierte. Musik spielte damals eine Rolle – er lernte Klarinette –, doch die Leidenschaft für Zahlen und Strukturen setzte sich durch. Nach Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Graz wechselte er in die Unternehmens- und Personalberatung, später in die Regionalentwicklung. 2017 machte er sich selbstständig, ehe er am 3. Mai 2021 beim RML einstieg. Ende desselben Jahres übernahm er die Geschäftsführung gemeinsam mit Margit Thonhauser, seit Sommer 2022 trägt er die Verantwortung allein.
Regionalentwicklung, so erklärt Gastrager, sei kein kurzfristiges Projekt, sondern ein Marathon. »Wir richten unsere Arbeit an einer langfristigen Vision aus. Das Lavanttal soll wachsen – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in der Bevölkerung. Unsere Infrastruktur ist auf mehr als 50.000 Menschen ausgelegt. Damit Schulen, Ärzte, Krankenhäuser und Unternehmen funktionieren, brauchen wir diese Basis.«
Ein Hoffnungsträger auf Zuzug ins Tal ist die Koralmbahn. »Sie ist ein Treiber, aber keine Garantie. Wohlstand kommt nicht automatisch mit der Bahn. Wir müssen aktiv gestalten«, sagt Gastrager.
Zusammenarbeit
Ein Schlüsselwort in Gastragers Arbeit lautet interkommunale Kooperation. »Früher hat jede Gemeinde fast alles allein gemacht. Das Ziel muss aber sein, zusammen zu arbeiten. Wir müssen auf gemeinsame Lösungen setzen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Gemeinden miteinander kooperieren können«, so der RML-Geschäftsführer. Beispiele gibt es viele: ein gemeinsamer Personalpool, Kooperationen bei Wirtschaftshöfen, Altstoff- und Wasserversorgung, Springer für Kinderbetreuung, gemeinsamer Einkauf von Geräten bis hin zur Tierkörperverwertung. »Schritt für Schritt arbeiten wir diese Themen mit den Gemeinden ab«, erzählt Gastrager. Seit vier Jahren gibt es den regelmäßigen Bürgermeistertag, der als Plattform für Austausch dient.
Gutscheine, Bildung, Verkehr
Zu den ersten Erfolgen zählt der Lavanttaler Regionsgutschein, der 2022 eingeführt wurde. »In den ersten beiden Jahren wurden Gutscheine im Wert von rund zwei Millionen Euro verkauft. Das bedeutet zwei Millionen Euro regionale Wertschöpfung«, freut sich der RML-Chef.
Ein weiteres Highlight: Seit 2023 darf sich das Lavanttal »MINT-Region« nennen (Anm.: Die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik werden entlang der gesamten Bildungskette gefördert). Davon gibt es aktuell nur 14 in Österreich.
Auch im Bereich Mobilität bewegt sich viel. Nach einer Neuausschreibung erhielt der Postbus den Zuschlag für den öffentlichen Verkehr. Mit der Inbetriebnahme der Koralmbahn soll ein »Koralm-
verbinder« die umliegenden Ortschaften an den Bahnhof in St. Paul anbinden. Zudem wird über Mikro-ÖV-Lösungen diskutiert.
Erfreut ist Gastrager über den entstehenden »Technologiepark Lavanttal« in St. Paul – nach Villach und Klagenfurt der dritte seiner Art in Kärnten. »Wir wollen hunderte hoch qualifizierte Jobs schaffen, vor allem für Menschen mit Hochschulausbildung. Solche Jobs gibt es im Tal nicht in ausreichender Zahl.« Das Areal um den Bahnhof soll sich schrittweise entwickeln. »Es geht nicht darum, in zwei Jahren alles fertig zu haben. Wir legen die Grundlagen für Jahrzehnte«, so Gastrager. Thematisch soll sich der Park auf smarte Materialien und Kreislaufwirtschaft konzentrieren.
Neben Infrastruktur und Wirtschaft setzt das RML auch auf Imagearbeit. Über Social Media werden Kampagnen gefahren, eine Leitmotivkampagne ist in Planung. »Wir wollen das Lavanttal nicht nur nach innen, sondern auch nach außen sichtbar machen – als attraktiven Standort zum Leben und Arbeiten«, sagt er.
Privat im Lavanttal verwurzelt
Trotz aller Visionen bleibt Gas-trager bodenständig. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern im Alter von zehn und zwölf Jahre. »Meine Freizeit gehört der Familie. Mein Sohn spielt Fußball, dadurch sind wir viel auf Fußballplätzen unterwegs. Daneben verbringen wir auch gerne Zeit in der Natur«, so der 50-Jährige.
0 Kommentare Kommentieren
Keine Kommentare gefunden!