Artikel
Frantschach-St. Gertraud. Aufregung gab es zuletzt an der Volksschule St. Gertraud. In der ersten Klasse müssen 26 Kinder unterrichtet werden – eine Teilung ist gesetzlich nicht möglich. Der Frantschach-St. Gertrauder Gemeinderat versuchte in der Sitzung am 30. Oktober, das Problem zu reparieren.
Die beiden betroffenen Kinder stammen aus Theißenegg und müssten laut Schulsprengel-Aufteilung in Wolfsberg zur Schule gehen. Weil das aber einen weiteren Weg erfordern würde und Theißenegger Kinder stets in Frantschach-St. Gertraud angenommen wurden, sind sie seit heuer Schüler der VS St. Gertraud. Die hat nur eine erste Klasse – und nun 26 Schüler. Ab dieser Kinderzahl wird die Klasse eigentlich geteilt. Das lässt aber das Kärntner Schulgesetz nicht zu, denn werden »sprengelfremde« Schüler unterrichtet, darf das keine Organisationsänderung zur Folge haben, was eine Klassenteilung aber ist.
»Auf den bewährten Weg zurückkehren, vorausschauen, ansparen, ausgeben«
Ernst Vallant, Gemeindevorstand
Die Folge waren Proteste der Eltern, die ihre Kleinen nicht in einer überfüllten Klasse unterrichtet sehen wollten. Also kam es zu einem Kompromiss: In Deutsch und Mathematik werden die Kinder nun in zwei Gruppen geteilt unterrichtet, wofür eine halbe Lehrverpflichtung zusätzlich genehmigt wurde.
Nur: Bürgermeister Günther Vallant (SPÖ) kennt die Geburtenzahlen in Frantschach-St. Gertraud und Theißenegg. »Wenn niemand zu- oder wegzieht, werden wir 2025 und 2026 vor dem gleichen Problem stehen: 24 Schüler aus unserer Gemeinde, zwei aus Theißenegg«, sagte Vallant. Die beiden Theißenegger Kinder müssten dann von der VS St. Gertraud abgelehnt und nach Wolfsberg zur Schule geschickt werden – oder es säßen abermals 26 Schüler in einer Klasse.
Die Lösung: Eine Änderung des Schulsprengels. Hinter- und Vordertheißenegg sowie Waldenstein sollen künftig zum Sprengel Frantschach-St. Gertraud gehören. Der Bürgermeister: »Um das zu erreichen, müsste auch Wolfsberg diesen Beschluss fassen. Dann könnten wir bei 26 Schülern die Klasse teilen und bekämen eine entsprechende Zahl von Pädagogen zugewiesen.«
Theoretisch. Denn außer den Gemeinderatsbeschlüssen ist auch die Zustimmung der Kärntner Bildungsdirektion erforderlich, danach müsste das Land Kärnten die Verordnung ändern, wie Günther Vallant erläuterte. Außerdem drängt die Zeit: Bis zur Schuleinschreibung im Feber 2025 muss alles abgeschlossen sein. Der erste Schritt ist nun aber getan, der Gemeinderat stimmte der Änderung des Schulsprengels einstimmig zu.
20.300 Euro Abgang
Ebenfalls einstimmig, wenn auch nicht unkommentiert, wurde der erste Nachtragsvoranschlag der Gemeinde beschlossen. Frantschach-St. Gertraud, eigentlich stets ein »Musterschüler« in finanziellen Belangen, hat nun bei einem Gesamtbudget von rund neun Millionen Euro ein Minus von 20.300 Euro. Um das zu erreichen, müssen auch Rücklagen angegriffen werden.
Gemeinderat Hans-Werner Vallant (SPÖ) ging im Amtsvortrag auf die Ausgaben ein, die zu diesem Ergebnis geführt haben: Die Ganztagesschule und die zweite Gruppe der Kindertagesstätte kosten 80.000 Euro, nach dem Ausfall des Mobilbaggers musste um 43.000 Euro ein gebrauchtes Gerät angeschafft werden, die erweiterte Straßenbeleuchtung beim neuen Kindergarten schlägt mit 54.300 Euro zu Buche. Außerdem kosteten die beim Unwetter im Juli entstandenen Schäden der Gemeinde 180.000 Euro.
Bürgermeister Vallant merkte an, dass die Zahlen ohne die Unwetterschäden positiv gewesen wären und der dafür vorgesehene Budgetposten in Zukunft schon im Voranschlag höher eingeplant werden müsse. »Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, auch wenn wir ein leichtes Minus haben«, so der Bürgermeister. Er kündigte aber an, dass das Investitionsvolumen der nächsten beiden Jahre bei Null liegen werde.
Gemeindevorstand Ernst Vallant (FSGA) sagte: »Wir haben noch Familiensilber, das nun verscherbelt wird. Das wird aber nur kurz funktionieren, die Situation ist bedenklich.« In der Vergangenheit sei mit Weitblick vorgegangen worden, man habe erst Geld angespart, ehe es ausgegeben wurde. »Dieser Weitblick ist in den Hintergrund getreten«, sagte der Gemeindevorstand, der auf das neue Veranstaltungszentrum »Artbox« anspielte, ohne den Namen auszusprechen. Wie berichtet, war Ernst Vallant immer als Gegner des Baus aufgetreten. Er warnte davor, Projekte mit Krediten zu finanzieren: Schulden verursachten laufende Zahlungen, was den Handlungsspielraum einschränke. »Das will ich nicht«, sagte Vallant. Sein Appell: »Auf den bewährten Weg zurückkehren, vorausschauen, ansparen, ausgeben.«
Gemeindevorstand Kurt Jöbstl (ÖVP) wies auf das Unwetter und dessen finanzielle Folgen hin. Und: »Ich bin auch für vorausschauendes Wirtschaften.« Gemeinderat Franz Paulitsch (FPÖ) forderte einen gemeinsamen Diskurs für die finanzielle Zukunft der Gemeinde.
»Das ist das, was ich meine«
Gemeindevorstand Ernst Vallant meldete sich auch vor dem einstimmigen Beschluss der Haftung für den Kontokorrentrahmen der »Artbox« zu Wort. Er beträgt 150.000 Euro und läuft bis Ende August kommenden Jahres. Als Sicherstellung sind 15.000 Euro nötig. Vallant: »Das ist das, was ich sage. Wenn man Schulden hat, muss man Sicherstellungen geben, die das Kapital binden. Ich hoffe, es ist das letzte Mal, dass die Versprechen eintreten und sich das Projekt selbst trägt. Hoffentlich reden wir über diesen Rahmen zum letzten Mal.«
»Wir sind beim Nachtragsvoranschlag mit einem blauen Auge davongekommen«
Günther Vallant, Bürgermeister
Der Gemeinderat stimmte weiters geschlossen für die Fortführung der Pflegenahversorgung, die gemeinsam mit den Gemeinden des oberen Tals betrieben wird. Pflegekoordinatorin Silvia Fellner erhielt dabei viel Lob von mehreren Seiten. Weitergeführt wird auch die Klima- und Energiemodellregion »Energieparadies Lavanttal«, mit der laut Bürgermeister Vallant »viele Projekte umgesetzt« wurden. Die Kosten der Fortsetzung: 2.300 Euro.
0 Kommentare Kommentieren
Keine Kommentare gefunden!