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Wolfsberger über Vorgangsweise des LKH Wolfsberg verärgert: »Haben komplett das Gespür verloren«Ausgabe 37 | Mittwoch, 14. September 2022

Ein Wolfsberger kontaktierte die Unterkärntner Nachrichten, weil er mit der Vorgangsweise des LKH Wolfsberg nicht zufrieden war. Der Spitalsbetreiber Kabeg bietet nun ein »lösungsorientiertes Gespräch« mit der Familie an. Ob es dazu auch kommt, ist noch unklar.

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Wolfsberg. Erzürnt meldete sich kürzlich ein Wolfsberger, der anonym bleiben möchte, dessen Name der Redaktion aber bekannt ist, bei den Unterkärntner Nachrichten. Verärgert über die Vorgehensweise im LKH Wolfsberg, schilderte er einen Vorfall wie folgt: »Meine Schwiegermutter musste mit Bluthochdruck ins LKH Wolfsberg eingeliefert werden. Sie pflegt ihre Schwester Andrea (Name von der Redaktion geändert), die das Down Syndrom hat, an epileptischen Anfällen leidet und dement ist. Am Abend erhielt meine Freundin einen Anruf aus dem LKH, dass die Mutter noch im Krankenhaus bleiben muss, ihrer Schwester gehe es aber gut und wir sie sofort abholen müssen.«

»Ich habe angeboten, dass wir am nächsten Tag nach einer Lösung suchen würden«
Der Wolfsberger kritisiert das LKH

Den Anruf, dass man Andrea abholen müsse, erhielt das Paar gegen 20 Uhr, was zu Problemen führte. Der Wolfsberger hatte an diesem Tag Nachtschicht, seine Freundin mit zwei kleinen Kindern, zwei und fünf Jahre alt, war deshalb alleine daheim. »Ich habe im LKH gefragt, wie sie sich das vorstellen. Wir haben kein Pflegebett, keinen Rollstuhl, keinen Platz, meine Freundin weiß nicht, was bei einem epileptischen Anfall zu tun wäre und die benötigten Tabletten hatten wir ebenfalls nicht zu Hause. Wir waren mit der Situation überfordert«, so der Wolfsberger.

Sauer aufgestoßen ist ihm zudem ein »Vorschlag« der Ärztin, mit der er telefoniert hat: »Sie hat zu mir gemeint, ob sie für die Schwester meiner Schwiegermutter ein Hotelzimmer buchen sollen, wenn wir nicht auf sie schauen möchten. Daraufhin habe ich sie gefragt, ob sie sich über eine Patientin und einen Pflegefall jetzt lustig machen möchte.« Sein Vorschlag an das LKH: Ein Notbett neben der Bezugsperson aufstellen, damit würden Schwiegermutter und Schwester nebeneinander im LKH die Nacht verbringen. »Ich habe angeboten, dass wir am nächsten Tag eine Lösung suchen, das wurde aber abgelehnt.«

Zu Fuß ins LKH
Seine Freundin musste die beiden gemeinsamen Kinder gegen 21 Uhr wecken und rund 20 Minuten zu Fuß, da sie keinen Führerschein hat, in das LKH Wolfsberg gehen, um Andrea abzuholen. Beim Krankenhaus angekommen, musste sie  mit den Kindern auf Andrea warten. »Dem jüngeren Kind wurden unverpackte Tabletten mit dem Zusatz ›Die nimmst du für deine Tante mit‹ in die Hand gedrückt. Ich glaube im LKH Wolfsberg haben sie komplett das Gespür verloren. Sie wollten uns nicht einmal Windeln für Andrea mitgeben. Wo hätte meine Freundin die um 21 Uhr bekommen sollen?«, so der Wolfsberger. Nach einer Wartezeit wurde Andrea mit dem Rettungswagen zum Haus des Wolfsberger Pärchens gebracht, die Freundin des Wolfsbergers fuhr mit dem Taxi nach Hause.

Die Nacht hat seine Freundin kaum geschlafen, Andrea wurde auf der Couch einquartiert. Für Andrea fand die Familie am nächsten Tag eine Übergangslösung. Nach zwei Tagen konnte die Schwiegermutter des Wolfsbergers wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden.

»Ich will keinesfalls dem Personal die Schuld geben. Ich verstehe, dass Personalnot herrscht«
Derselbe über die Problematik

»Ich will keinesfalls dem Personal die Schuld geben. Ich verstehe, dass im LKH Personalnot herrscht. Aber was ich kritisiere ist die Art und Weise, wie man mit Patienten und deren Angehörigen umgeht. Ein Notbett muss es immer geben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so an die Kapazitätsgrenzen stoßen«, zeigt der Wolfsberger wenig Verständnis für die Problematik und: »Wir waren, wie gesagt, mit der Situation komplett überfordert. Im LKH haben wir nicht einmal Tipps oder eine Hilfestellung bekommen, an wen wir uns wenden könnten, der uns mit Andrea helfen würde.«

Der Spitalserhalter Kabeg bot, auf Anfrage der Unterkärntner Nachrichten, ein Gespräch mit dem Wolfsberger an: »Wir bitten (...) um Verständnis, dass das LKH Wolfsberg bzw. die Kabeg Patientenfälle vor dem Hintergrund des Datenschutzes nicht öffentlich diskutiert. Der Abteilungsvorstand der Inneren Medizin am LKH Wolfsberg steht aber sehr gerne als Ansprechpartner zur Verfügung, um mit der Familie ein lösungsorientiertes Gespräch zu führen.«

Ob der Wolfsberger von dieser Möglichkeit Gebrauch machen wird, weiß er selbst noch nicht: »Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was das noch bringen soll, denn der Schaden ist schon angerichtet. Mir wäre es lieber, das LKH würde zukünftig den Patienten und Familien gegenüber mehr Gespür und Einfühlungsvermögen zeigen.«

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