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Wolfsberg. Vor wenigen Tagen feierte sie den 20. »Geburtstag«: Unter dem Namen »Zentrum für Lymphologie« wurde die heutige Lymphklinik Wolfsberg am 22. April 2002 eröffnet, Österreichs einzige Einrichtung, die sowohl Akutversorgung als auch Rehabilitation für Lymphödempatienten anbietet. »Sie war ursprünglich als Pilotprojekt für zwei Jahre angedacht«, erinnert sich Primar Christian Ure, der heutige Leiter. Damals wurden auf Initiative seines Vorgängers, Primar Walter Döller, zehn Akut- und zehn Reha-Betten in der ehemaligen Chirurgie im 5. Stock des LKH Wolfsberg eingerichtet.
Erst wurden meist Krebspatienten behandelt, die nach einem chirurgischen Eingriff ein Lymphödem entwickelt hatten und bis dahin keine adäquaten Therapiemöglichkeiten erhielten. Aber auch Betroffene mit angeborenem Lymphödem sowie Menschen, die an Lymphödemen anderer Ursache litten, fanden bald ihren Weg ins Lavanttal. Zudem fiel die Versorgung und Behandlung chronischer Wunden in das Leistungsspektrum der jungen Abteilung am LKH Wolfsberg. Die interdisziplinäre Versorgung bei Diagnose, Therapie und Rehabilitation war von Beginn an durch ein hochqualifiziertes Expertenteam garantiert. »Mit dem breiter werdenden Therapieangebot stieg über die Jahre auch die Anzahl der benötigten Betten. Bis heute kamen 50 Rehabetten dazu«, so Ure.
»Tatsächlich erinnert die Lymphklinik eher an ein Hotel als an ein Krankenhaus«
Christian Ure, Primar der Lymphklinik Wolfsberg
Doch nicht nur die Quantität, auch die hohe Qualität der Versorgung und Therapie in Wolfsberg überzeugten. Ure: »Im September 2003 wurde das Zentrum für Lymphologie als erste Reha-Klinik in Österreich nach ISO zertifiziert.« Vor diesem Hintergrund wurde das Pilotprojekt 2004 in den Regelbetrieb übergeführt.
2010 wurde Neubau eröffnet
Nach 14 Monaten Bauzeit wurde 2010 der Neubau der Lymphologie eröffnet. Er besteht aus zwei Baukörpern mit je drei Geschossen und bietet neben dem Funktions- und Bettentrakt auch moderne Therapie- und Aufenthaltsräume sowie einen Turnsaal und eine Cafeteria. 2011 wurde das von den Wiener Architekten Michael Loudon und Josef Habeler geplante Gebäude mit dem Kärntner Landesbaupreis ausgezeichnet.
»Tatsächlich erinnert die Klinik eher an ein Hotel als an ein Krankenhaus«, unterstreicht der Primar, was sich positiv auf den Genesungsverlauf auswirke.
Im Zuge der Pensionierung von Döller erfolgte 2014 die Umbenennung in Lymphklinik Wolfsberg. »Uns war es ein Anliegen, den Auftritt moderner zu gestalten«, sagt Ure, der 2015 offiziell das Primariat übernommen hat. Er führte auch den jährlichen Lymphkliniktag ein. An diesem zweitägigen Kongress treffen sich internationale Experten und diskutieren aktuelle wissenschaftliche Themen rund um das Lymphödem.
Was sind die nächsten Entwicklungsschritte in der Lymphologie? »Hier ist auf jeden Fall die enge Kooperation mit dem Klinikum Klagenfurt am Wörthersee zu nennen«, so Ure. Und weiter: »Manche Lymphödeme sind operabel. Für diese Eingriffe arbeiten wir schon jetzt mit der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie im Klinikum Klagenfurt zusammen.«
Eine der Techniken dabei ist es, blockierte Lymphgefäße an Venen anzuschließen. Über diese Umleitung kann angestaute Lymphe abfließen. Ure: »Man spricht hier von der Super-Mikrochirurgie, denn die Nadeln sind ein Fünfzehntel Millimeter dünn, und die Fäden, die verwendet werden, sind nur so dick wie ein Zehntel eines menschlichen Haars.«
Außerdem wird in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Chirurgie im LKH Wolfsberg und den Plastischen Chirurgen aus Klagenfurt die Möglichkeit geschaffen, Operationen, etwa bei einem Lipödem, direkt in Wolfsberg durchzuführen.
Die Lymphpfade
Eine weitere Erfolgsgeschichte der jüngsten Vergangenheit ist die Etablierung von Wanderwegen, den sogenannten Lymphpfaden, im Herbst 2019. »Bewegung ist für Patienten mit einem Lymphödem enorm wichtig. Sie zählt neben Hautpflege, Lymphdrainage, Kompressionsbandagieren und der Schulung für das Selbstmanagement zu den fünf Säulen der Therapie. Erst durch die Bewegung wird die Entstauung richtig entfaltet«, sagt der Primar.
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