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Wolfsberg. »Der Glaube an Gott gibt mir Kraft und Hoffnung«, sagt Gerhard Hermann. Von beidem benötigen der 75-Jährige und seine Frau Galina, 56, derzeit ein großes Quantum, denn das von ihnen gegründete »Humanitäre Hilfswerk Hermann«, kurz HHH, steht kurz vor dem Aus. Springt kein Sponsor ein, muss der Wolfsberger sein Lager am Hohen Platz auflösen und die Transporte mit Hilfsgütern einstellen. »Aber die Hoffnung stirbt zuletzt«, sagt er, »ich will weitermachen.«
Der gebürtige Wolfsberger blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Nach einer Kindheit, die von gesundheitlichen Problemen geprägt war – »meine Lunge war nicht in Ordnung« –, lernte er das Handwerk des Rauchfangkehrers. Da der dabei aufgewirbelte Staub Gift für ihn war, ging Hermann mit 18 Jahren nach Vorarlberg und arbeitete elf Jahre lang in der Textilbranche.
»Meine Frau Galina und ich stecken unsere ganze Energie und viel Herzblut in das Hilfswerk«
Gerhard Hermann, Gründer des HHH
Später wechselte er in die Steiermark, baute ein Haus und verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Lkw-Fahrer bei einer Molkerei. Mit 36 Jahren sattelte er erneut um und wurde Reisebusfahrer, eine Profession, die er bis zur Pension ausübte. Hermann war drei Mal verheiratet und ist stolz auf »seine« 13 Kinder: »Fünf sind von mir und stammen aus meiner ersten Ehe, meine zweite Frau brachte sieben Kinder mit, meine heutige Frau Galina eines. Ich habe außerdem fünf Enkel und vier Urenkel.« Seine »Herzensaufgabe«, wie er es nennt, ist es, für seine zweite leibliche Tochter Karin, heute 52, da zu sein. Sie ist behindert und lebt in Graz, wo sie an einem Therapiearbeitsplatz beschäftigt ist.
Heirat und Hilfswerk
Das an Wendungen reiche Leben Hermanns änderte 2009 abermals die Richtung. Damals lernte er in Moldawien Galina kennen und heiratete sie drei Monate später. Als sie ab September 2012 dauerhaft in Österreich leben durfte, entschloss sich das Ehepaar, den Menschen in den Ländern Moldawien, Rumänien und Bulgarien zu helfen: Der Verein »Humanitäres Hilfswerk Hermann« wurde gegründet. »Wir kennen beide die dort herrschende Not und haben uns gesagt, wir müssen etwas dagegen unternehmen«, so Hermann. Seither stecken Galina und er ihre »ganze Energie und viel Herzblut« in die Organisation. Mittlerweile wurden rund 70 Tonnen Hilfsgüter – Spenden der Lavanttaler Bevölkerung – in den früheren Ostblock transportiert, darunter Kleidung, Schuhe, Geschirr, Betten, Spielzeug und vieles mehr. Dort wird es von anderen Organisationen an Bedürftige verteilt. »Einmal waren wir zu Weihnachten in Bulgarien und haben 700 Geschenkpakete an Kinder verteilt. Ihre leuchtenden Augen vergesse ich nie«, sagt Hermann.
Doch mittlerweile ist das Hilfswerk selbst in Not geraten. Nicht nur, dass der Gründer an einem Bandscheibenvorfall laboriert und Schwierigkeiten hat, die Kisten mit Hilfsgütern zu stemmen. Auch ein Sponsor ist abgesprungen, und das Haus am Hohen Platz, in dem das Hilfswerk ein Lager betreibt, steht zum Verkauf. Hermann müsste für die Waren eine neue Bleibe suchen, hat aber schon jetzt Probleme, die monatliche Miete von 200 Euro aufzutreiben. Geschieht kein »Wunder«, steht das Ende bevor.
Auch Galina, die in Sibirien geboren wurde und im Alter von zehn Jahren mit ihren Eltern nach Moldawien zog, wo sie viele Jahre lang humanitär arbeitete, mag an die Aufgabe des Hilfswerks nicht glauben. Beide wollen nicht kampflos aufgeben und suchen nach neuen Sponsoren (Hermann: »Wir brauchen etwa 300 Euro pro Monat«), einem kostengünstigen Lager sowie neuen Mitgliedern für den Verein HHH. Sollte daraus nichts werden, muss die Tätigkeit Ende des Jahres eingestellt werden.
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