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Wie sind Sie zum St. Pauler Kultursommer gekommen und mit welchem Aufgabenbereich haben Sie begonnen?
Vor etwa einem Jahr hat mich Siegi Hoffmann (Anm.: künstlerischer Leiter des Kultursommers) gefragt, ob ich beim St. Pauler Kultursommer mitarbeiten möchte. Er hat damals schon angedeutet, dass er sich langsam zurückziehen will und jemanden für die Nachfolge sucht. Für mich war das eine große Ehre – ich bewundere dieses Festival schon lange und habe schon viele Konzerte besucht. Gestartet habe ich mit dem Social Media- Management und Konzertzusammenschnitten.
Was hat Sie daran besonders gereizt?
Die Arbeit beim Kultursommer vereint all meine Leidenschaften – meine analytischen Fähigkeiten, meine kreative Ader und meine Liebe zur Musik. Es ist die perfekte Kombination für mich und daher ein wahrer Traumjob.
Künftig sollen Sie die administrative Leiterin des Kultursommers sein. Wann wurden Sie gefragt, ob Sie diese Aufgabe übernehmen wollen?
Die Anfrage kam ziemlich bald. Siegi Hoffmann hat schnell gemerkt, dass ich neben Social Media auch technisches Verständnis, Design-Expertise und organisatorisches Talent mitbringe. Es war keine einmalige Anfrage, sondern ein Prozess, der sich organisch entwickelt hat.
Mussten Sie lange überlegen, um die Funktion anzunehmen?
Ich habe sofort zugesagt. Siegi hat das auch clever gemacht: Er hat mich ja nicht gleich gefragt, sondern erst, als ich für den St. Pauler Kultursommer schon »Feuer gefangen« hatte und schon genau wusste, dass das mein Traumjob sein könnte.
Der St. Pauler Kultursommer ist seit über 40 Jahren ein fester Bestandteil im Veranstaltungskalender. Was macht das Festival für Sie so besonders?
Der St. Pauler Kultursommer lebt von seinem einzigartigen Ambiente. Die wunderschönen Räume des Benediktinerstifts, besonders die Stiftskirche, schaffen eine Atmosphäre, die einfach magisch ist. Es ist ein wahrer Kraftort, der die Musik noch intensiver wirken lässt.
Das KUSO-Team ist für mich ein weiteres Highlight. Das merkt man daran, wie professionell und harmonisch alles abläuft. Ein Künstler erzählte einmal, dass er 15 Minuten nach einem Konzert zurück in die Kirche kam und überrascht war, dass bereits alles abgebaut war – nichts erinnerte mehr an das Konzert. Das zeigt, wie eingespielt und engagiert das Team arbeitet.
Wie hat sich der St. Pauler Kultursommer in den vergangenen Jahren entwickelt?
Da ich erst seit einem Jahr aktiv dabei bin, kann ich die Entwicklung der vergangenen Jahre besser aus der Sicht einer Besucherin beurteilen. Meiner Meinung nach wurde die Qualität der Veranstaltungen von Jahr zu Jahr besser. Die 2018 notwendige gewordene Umstrukturierung des Festivals durch einen künstlerischen und einen administrativen Leiter trug sicher viel zur Professionalisierung bei. Hier hat das Führungs-Tandem Siegi Hoffmann und Christoph Warzilek großartige Arbeit geleistet.
Ich wundere mich immer, warum nicht noch mehr Kulturinteressierte aus unserer Region dieses grandiose Musikangebot vor Ort nützen. Denn da gibt es jedes Jahr über 20 qualitativ hochwertige Veranstaltungen, die sich auch nicht nur auf klassische Musik beschränken – und das zu einem unschlagbare günstigen Preis.
Welche Herausforderungen erwarten Sie in dieser Saison und wie gehen Sie damit um?
Auch wenn ich offiziell erst nächste Saison die Leitung übernehme, bin ich jetzt schon stark involviert, um die Abläufe kennenzulernen und Verbesserungsmöglichkeiten zu finden. Eine große Herausforderung sind die finanziellen Mittel, da wir stark auf Subventionen angewiesen sind. Unsere Chance liegt in einem starken Programm, um Förderer und Sponsoren zu überzeugen, in den St. Pauler Kultursommer zu investieren. Ein großer Vorteil wird die Koralmbahn sein – sie rückt unser Festival für viele Besucher in erreichbare Nähe.
Was sind Ihre langfristigen Ziele für den St. Pauler Kultursommer und wie möchten Sie das Festival in den kommenden Jahren weiterentwickeln?
Ich möchte den Kultursommer weiterentwickeln, ohne Bewährtes zu verändern. Ein Fokus liegt auf dem gezielten Einsatz von Social Media, um jüngere Zielgruppen zu gewinnen, die wir bisher noch nicht ausreichend erreichen.
Auch die Zusammenarbeit mit Partnern aus Slowenien und Italien sehe ich als große Chance, um EU-Förderungen zu nutzen.
In puncto Digitalisierung sehe ich auch noch viel unausgeschöpftes Potenzial. Denkbar wären beispielsweise Live-Streaming von Konzerten, interaktive Einblicke hinter die Kulissen oder digitale Festivalführungen.
Bei der Programmpräsentation für das heurige Jahr wurde darüber gesprochen, den Kultursommer noch professioneller zu machen. Ist der Kultursommer mit hauptberuflichen Mitarbeitern finanziell überhaupt möglich?
Der künstlerische Leiter und der administrative Leiter sollen aufgrund des immer größer werdenden Aufwands zukünftig eine Pauschalabgeltung erhalten. Für eine Fortführung des Festivals wird es aber weiterhin notwendig sein, dass viele notwendige organisatorische Aufgaben von unserem engagierten ehrenamtlichen KUSO-Team getragen werden. Schließlich macht das auch die familiäre und leidenschaftliche Atmosphäre des Festivals aus. Natürlich wäre es ideal, langfristig mehr hauptberufliche Strukturen zu schaffen, um noch professioneller agieren zu können. Dafür braucht es jedoch stabile finanzielle Grundlagen und innovative Einnahmequellen, z. B. Crowdfunding.
Welche Programmhöhepunkte können die Besucher dieses Jahr erwarten?
Das Jubiläumsjahr steht unter dem Motto »Kontrapunkte«. Kontrapunkte – das bedeutet in der Musik eigenständige Stimmen, die sich begegnen, kontrastieren und doch harmonieren. Genau das macht den Kultursommer heuer aus: Tradition und Moderne, monumentale Werke wie Bachs h-Moll-Messe und Mendelssohns Elias treffen auf neue Konzertformate – Mittagskonzert, Doppelkonzert, zwei Open-Air-Konzerte – und Spielorte in St. Andrä, St. Georgen und Lavamünd. So wird das Motto nicht nur musikalisch, sondern auch geografisch erlebbar – abwechslungsreich, vielschichtig und spannend. Nähere Details gibt es auf unserer neuen Webseite und unserem Ticketshop www.sanktpaulerkultursommer.at.
Der St. Pauler Kultursommer ist nicht nur ein Event für Kulturinteressierte aus der Region, sondern zieht auch viele Besucher von außerhalb an. Was glauben Sie, macht das Festival für auswärtige Gäste so attraktiv?
Das Benediktinerstift spielt, wie schon gesagt, eine große Rolle. Die Region ist auch touristisch gut erschlossen und bietet attraktive Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten. Mit der neuen Koralmbahn wird das Festival bald noch einfacher erreichbar sein und ist somit ideal für einen längeren Aufenthalt.
Nachhaltigkeit ist heutzutage ein großes Thema. Welche Maßnahmen ergreift der St. Pauler Kultursommer, um ökologisch und sozial verantwortlich zu agieren?
Nachhaltigkeit ist mir ein wichtiges Anliegen, und wir setzen bereits erste Maßnahmen um. Mit unserer Kooperation mit Slow Food Kärnten sorgen wir für regionale und nachhaltige Verpflegung. Ein großer Schritt in Richtung umweltfreundliche Mobilität ist das ÖBB-Mobil-Ticket, mit dem das Konzertticket gleichzeitig als Fahrschein gilt – insbesondere mit der neuen Koralmbahn eine attraktive Option für unsere Besucher.
In Zukunft möchten wir noch weitergehen: Die schrittweise Umstellung auf ein papierloses Festival sind mögliche Ansätze. Ein komplett digitaler Ticketverkauf wäre zwar nachhaltig, aber eine Herausforderung, da vor allem unsere älteren Konzertbesucher dadurch benachteiligt würden. Daher arbeiten wir an Lösungen, die Umweltfreundlichkeit und Besucherfreundlichkeit in Einklang bringen.
Sponsoren zu finden wird immer schwieriger, und auch das Land Kärnten und die Gemeinden stecken in finanziellen Schwierigkeiten. Wie geht der St. Pauler Kultursommer damit um?
Sponsoren zu finden ist nicht einfach, und öffentliche Förderungen sind begrenzt. Wir setzen daher auf frühzeitige Planung und Qualität, um bestehende Subventionen zu sichern und neue Partner zu gewinnen. Kooperationen mit Slowenien und Italien bieten Möglichkeiten für EU-Förderungen. Gleichzeitig arbeiten wir daran, durch attraktive Sponsoring-Pakete und gezielte Kooperationen zusätzliche Einnahmen zu generieren.
Sind Sie selbst künstlerisch aktiv?
Ja, ich singe im Stiftschor. Meine Leidenschaft für die Kirchenmusik habe ich schon früh entdeckt – genauer gesagt bei meinen ersten Kirchenmusiktagen in St. Georgen am Längsee, die ich heuer bereits zum 30. Mal besuchen werde. Damals hat alles begonnen, und seitdem hat mich die Begeisterung für die Chormusik, vor allem Kirchenmusik, nicht mehr losgelassen.
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