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Siegfried Krobath: »Die Unterstützung durch die Bevölkerung und unsere Betriebe war sehr groß«Ausgabe 33 | Mittwoch, 16. August 2023

Der St. Pauler Gemeindefeuerwehrkommandant Siegfried Krobath (49) sprach am 9. August mit den Unterkärntner Nachrichten über die Tage des heftigen Unwetters in St. Paul, die größten Herausforderungen und wie die Evakuierung der Häuser entlang des Granitzbachs verlief.

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Wann gab es beim Unwetter von 3. bis 6. August den ersten Einsatz für die Feuerwehr St. Paul?
Angefangen hat alles am Donnerstagabend, 3. August. Wir wurden auf die Schützenhöhe zu einem Einsatz wegen einer Überschwemmung gerufen. Als wir ankamen, haben wir gesehen, dass der Hang bereits angerissen war und Wasser wie aus einem Springbrunnen aus dem Boden sprudelte. Wir haben das Wasser kontrolliert abgeleitet, und das hat gleich funktioniert. Als wir danach wieder ins Rüsthaus einrückten, ging es plötzlich los und uns wurde eine Einsatzadresse nach der anderen gemeldet.

Wie haben Sie die Unwettertage persönlich erlebt?
Nach dem ersten Einsatz ging es richtig los. Der Regen wurde heftiger und wir sahen, dass die Pegel der Bäche anstiegen. Wir haben dann aufgrund der zahlreichen Einsätze weitere Feuerwehren zur Unterstützung angefordert.

Besonders das Rückhaltebecken Granitztal wurde beobachtet, da der Wasserpegel stetig stieg und dann auch Wasser über die Staumauer lief.

Es wurden am Freitag auch Maßnahmen getroffen, den Ortskern vor Überschwemmungen zu schützen und es wurde ein Hochwasserschutz errichtet. Probleme gab es vor allem auch mit Verklausungen und Schwemmholz.

Befürchtungen, dass die Lavant überlaufen könnte, gab es nicht?
Natürlich war die Lavant auch ein Thema. Es wurde ein rund 780 Meter langer Hochwasserschutz aufgebaut und mit vier Baggern ein Erdwall angelegt. Am Freitag ist die Lavant dann über die Ufer getreten, aber durch den Hochwasserschutz war das kein allzu großes Problem. Hilfreich war dabei natürlich auch, dass die Regenfälle im oberen Lavanttal nicht so heftig waren und die Lavant daher auch nicht allzu hoch war.

Welche weiteren Maßnahmen wurden getroffen?
Es wurden während der ganzen Tage rund 4.500 Sandsäcke gefüllt, um verschiedene Bereiche, wie zum Beispiel die Sportplatzsiedlung, den Ortskern usw. vor Überschwemmungen zu schützen. Sehr hilfreich dabei war auch das Unternehmen Steiner Bau, das uns mit Gerätschaften, Lkws und Sand unterstützte. 

Wie viele Einsätze gab es während der Unwettertage?
Die Feuerwehren des Gebiets St. Paul und Granitztal haben bis Mittwoch, 8. August, 250 Einsatzadressen abgearbeitet. 

Wie viele Stunden standen Sie im Einsatz und wie viel Schlaf haben Sie bekommen? 
Ich war ab Donnerstagabend im Einsatz, am Freitag den ganzen Tag bis Samstag in der Früh, dann konnte ich zwei Stunden schlafen. Danach ging es mit den Einsätzen wieder weiter. Am Mittwoch, 9. August, bin ich um zwei Uhr in der Früh nach Hause gekommen und konnte ein paar Stunden richtig schlafen. 

Sie haben gesagt, andere Wehren wurden zur Unterstützung angefordert. Wie viele Feuerwehren waren in St. Paul im Einsatz?
Wir hatten insgesamt 30 Feuerwehren bei uns. Ein großes Glück für uns war, dass die Situation im oberen Lavanttal ruhiger war und daher auch die Wehren aus diesem Gebiet zur Unterstützung anrücken konnten.

Tageszeitungen berichteten, dass das Stift St. Paul abzurutschen droht. Wie dramatisch war die Situation wirklich?
Das Stift St. Paul war das große Thema am Montag, 7. August. Da ist eine Begrenzungsmauer weggebrochen und der Hang war eingeschnitten. Wir haben den Hang mit Planen abgedeckt und so das Wasser abgeleitet und ihn dadurch stabilisiert. Es werden aber ständig Messungen durchgeführt. Sollte es allerdings neuerlich Regen geben, könnte es bei diesem Hang zu Problemen kommen.

Wie war die Unterstützung der Bevölkerung?
Die Unterstützung war sehr groß. Auch die heimischen Betriebe haben uns unterstützt und mit Essen und Werkzeugen ausgeholfen. Die Menschen, die im Jahr 2008 vom Hochwasser betroffen waren, haben sich außerdem selbst mit Sandsäcken und Pumpen sehr gut auf eventuelle Überschwemmungen vorbereitet, was für uns eine Hilfe war. Außerdem haben uns viele Bewohner geholfen, die Sandsäcke anzufüllen. Es ergeht von meiner Seite ein großer Dank an die Bevölkerung für die Unterstützung.

In Medien war auch zu lesen, dass Bürger Einsatzkräfte attackiert, beschimpft und behindert haben. Gab es solche Vorfälle auch in St. Paul?
Es war für mich erschreckend, dass trotz des Zivilschutzalarms noch Menschen auf Brücken waren und damit unsere Arbeit behinderten. Es tut weh, dass Menschen noch nicht wissen, was ein Zivilschutzalarm bedeutet. Es gab auch einige Anrufe bei uns, in denen sich Leute über Einsatztätigkeiten beschwert haben. Dabei ging es immer um Kleinigkeiten, die eigentlich nicht erwähnenswert sind. 

Gibt es ein Beispiel?
Jemand hat sich massiv darüber beschwert, dass bei einer Straßenreinigung durch uns ein paar Spritzer in seiner Auffahrt gelandet sind. 

Am Freitag, 4. August, wurden Häuser entlang des Granitzbachs evakuiert. Wie ist die Evakuierung verlaufen?
Die Bevölkerung zeigte dabei eine sehr gute Disziplin. Wir haben die Menschen bereits am Morgen dieses Tages vorgewarnt. Es gab zwar ein paar Leute, die ihre Häuser nicht verlassen wollten, aber letztendlich ist alles sehr gut über die Bühne gegangen. 

Die Evakuierten wurden in der Schule untergebracht und dort mit Essen und Getränken versorgt. Auch ein Kriseninterventionsteam war vor Ort und hat die Leute betreut.

Gab es verletzte Bürger oder Einsatzkräfte.
Nein, es gab keine Verletzten. Auch nicht bei den Einsatzkräften. Dank der guten Ausbildung an der Landesfeuerwehrschule und durch die Bezirksausbilder wissen die Feuerwehrleute, was zu tun ist. 

Der St. Pauler Bürgermeister Stefan Salzmann hat am Dienstag, 8. August, gesagt, dass ein Schaden von rund  1,5 Millionen Euro  an der  Gemeindeinfrastruktur entstanden ist. Wo gab es die größten Schäden?
Ein Thema sind der Josefs- und der Johannesberg, dort gab es viele Hangrutschungen, viele Straßen und Einfahrten waren in diesen Bereichen betroffen. 

Welche Arbeiten wurden im Verlauf der Woche durchgeführt?
Es wurden Pumparbeiten geleistet. In Häusern, in denen ältere Menschen leben, haben wir auch geholfen, die Keller auszuräumen. Wir haben Straßensäuberungsaktionen durchgeführt und bei der Kanalspülung geholfen.

Siegfried Krobath (49) trat im Alter von 15 Jahren der Jugendfeuerwehr Ettendorf bei, durchlief sämtliche Stationen und absolvierte zahlreiche Schulungen. Zwölf Jahre lang war er Kommandant-Stellvertreter in St. Paul, vor drei Jahren wurde er zum Gemeindefeuerwehrkommandant gewählt. 
Krobath ist auch in der Führungsebene des KAT-Zugs Wolfsberg/Völkermarkt vertreten und absolvierte mit diesem als Zugskommandant bereits einige Einsätze. 

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