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Schloss Thürn hat wieder neuen Besitzer: Jetzt gehört es bekanntem Immobilien-UnternehmerAusgabe 32 | Mittwoch, 6. August 2025

Horten-Stiftung verkaufte das Anwesen der »Bivil Errichtungs GmbH«, die dem Klagenfurter »Riedergarten«-Chef Herbert Waldner gehört. Preis: 4,8 Millionen Euro. Waldner nennt keine geplante Nutzung, es gibt aber Hinweis auf einen möglichen Weiterverkauf.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Links: Schloss Thürn gehörte erst Hellmut Longin, danach Heidi Horten, die es umbauen ließ und als Alterssitz nutzen wollte. Bevor die Arbeiten fertig waren, verstarb die Milliardärin. Sie vermachte das Schloss der Horten-Stiftung, die es an eine Firma von Herbert Waldner (rechts) verkaufte. Nun wird ein Nutzungskonzept erarbeitet. Tripolt, Riedergarten/©HelgeBauer

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Wolfsberg. Schloss Thürn hat wieder den Besitzer gewechselt. Abermals handelt es sich um einen Namen, den man in Kärnten kennt: Herbert Waldner, Chef der »Riedergarten Immobilien GmbH« in Klagenfurt, ist der neue »Schlossherr« – gleichsam. 

Wie im Grundbuch für jedermann ersichtlich, hat die in Klagenfurt ansässige »Bivil Errichtungs GmbH« das herrschaftliche Anwesen, das einst Alterssitz der Milliardärin Heidi Horten werden sollte, gekauft. Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter der »Bivil« ist Herbert Waldner.

»Das Nutzungskonzept befindet sich aktuell in der Entwicklungs- und Planungsphase«
Herbert Waldner, Besitzer Schloss Thürn

Im Grundbuch ist auch der Kaufvertrag zu sehen. Der wurde bereits am 18. Dezember 2023 von Waldner und Vertretern der Helmut-Horten-Stiftung unterschrieben. Der Preis: 4,8 Millionen Euro. Im Vertrag ist vermerkt, dass die Summe »binnen Jahresfrist ab Unterfertigung dieses Vertrags« zu bezahlen war. Das bedeutet, die »Bivil GmbH« hatte ein Jahr lang Zeit, den Kaufpreis zu überweisen. Mittlerweilel ist sie im Grundbuch als Eigentümerin des Schlosses ausgewiesen. 

Die Unterkärntner Nachrichten fragten bei Waldner nach, wie seine Pläne für Schloss Thürn aussehen. »Das Nutzungskonzept befindet sich aktuell in der Entwicklungs- und Planungsphase«, so seine Antwort. Als Grund des Kaufs gibt Waldner an: »Schloss Thürn ist ein einzigartiges Anwesen.«

»Schloss Thürn ist ein einzigartiges Anwesen«
Derselbe über den Grund des Kaufs

Heidi Horten hatte das Gebäude großzügig umbauen lassen, womit offenbar auch Waldners Geschmack getroffen wurde. Denn  auf die Frage, ob auch er Umgestaltungen plant, antwortet er: »Schloss Thürn befindet sich nach dem erfolgten Umbau in einem sehr guten Erhaltungszustand, weshalb weitere Umbauten aktuell nicht geplant sind oder notwendig erscheinen.« Es soll nun »bis zur Festlegung eines Nutzungskonzepts in seinem einzigartigen Zustand erhalten« werden, so der neue Besitzer.

Weiterverkauf?

Allerdings: Im Grundbuch ist eine Rangordnung für ein Pfandrecht mit einem Höchstbetrag von 5,5 Millionen Euro vermerkt, gültig bis 27. Juni 2026. Dieses Provisorium verringert die Kosten des Grundbucheintrags und kann ein Hinweis auf einen baldigen Weiterverkauf sein.

Waldners »Riedergarten Immobilien GmbH« ist ein großer Player in der heimischen Szene. Die Firma errichtete Wohnungs- und Gewerbeprojekte in Kärnten, Niederösterreich und Wien. Auch das neue Finanzamt in Klagenfurt wurde von »Riedergarten« gebaut. Waldner war auch Geschäftsführer von »For Forest«, der Kunstaktion, bei der 2019 im Klagenfurter Stadion 299 Bäume auf das Spielfeld gestellt wurden.

Im Vertrag, mit dem Thürn an die »Bivil Errichtungs GmbH« verkauft wird, scheint übrigens ein weiterer prominenter Name auf: Für die Helmut-Horten-Stiftung unterschrieb auch Stiftungsratsmitglied Heimo Scheuch. Der 58-Jährige ist Vorstandsvorsitzender der Wienerberger AG und Cousin der bekannten ehemaligen freiheitlichen Politiker Uwe und Kurt Scheuch.

Im Kauf enthalten ist nicht nur das Schloss selbst. Dazu gehören auch »Nebenanlagen, Gärten, ein Schwimmteich und Weinterrassen im Ausmaß von insgesamt rund 35.000 Quadratmetern«, heißt es im Vertrag. Und: »Inventar ist nicht Gegenstand dieses Vertrags.«

Schloss Thürn, 1243 erstmals urkundlich erwähnt, kam 1675 in kirchliche Hände, 1859 zogen Jesuiten ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg mietete es die Kärntner

Landesregierung an, von 1947 bis 1959 wurde darin eine landwirtschaftliche Fachschule betrieben. 

Ab 1972 wurde das Schloss als Familienwohnsitz der jeweiligen Eigentümer genutzt, auch von Hellmut Longin, dem Gründer der Radex Heraklith Industriebeteiligungs AG (RHI), der am 3. Oktober 2024 verstarb. Als er sich gegen Ende seines Lebens von Thürn trennen wollte, war ihm vor allem wichtig, einen Käufer zu finden, der das Schloss erhalten wollte. Mit Heidi Horten schien dieser Wunsch erfüllt zu sein. 

Die Milliardärin, Witwe des deutschen Unternehmers Helmut Horten, kaufte Thürn im September 2020 um 3,5 Millionen Euro. Danach begannen aufwendige Bauarbeiten. Noch ehe sie abgeschlossen waren, starb Horten am 12. Juni 2022 im Alter von 81 Jahren. Thürn vermachte sie nicht ihrem Mann Karl »Kari« Goëss, sondern der Helmut-Horten-Stiftung mit Sitz im Schweizer Agno. Als das im April 2024 bekannt wurde, war der Kaufvertrag mit der »Bivil GmbH« bereits unterzeichnet ...

Schloss Thürn verfügt laut Kaufvertrag über eine Gesamtwohnfläche von rund 2.000 Quadratmeter und ist in mehrere Bereiche aufgeteilt: Es gibt einen Wohn-, einen Besucher-, einen Büro- und den sogenannten Jesuitentrakt. Letzter umfasst auch ein ausgebautes Dachgeschoss. 

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