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Lavanttal. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres wurden laut Auswertung des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV1870), mit Stand 24. September, acht Insolvenzverfahren über Unternehmen aus dem Bezirk Wolfsberg eröffnet. Zusätzlich wurden vier weitere Insolvenzanträge mangels Vermögens der Schuldner abgewiesen. In Summe sind damit zwölf Unternehmen insolvent, was einem Plus von einem Fall gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs entspricht. Interessant ist dabei die Verschiebung innerhalb der Fälle: doppelt so viele Eröffnungen und minus 43 Prozent bei den mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren.
»Die Verschiebung hin zu den eröffneten Verfahren ist positiv zu bewerten und ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Transparenz in der Wirtschaft. Ein eröffnetes Verfahren bedeutet eine geordnete Aufnahme der Schulden, Prüfung auf Anfechtbarkeiten, gleichmäßige Gläubigerbefriedigung, eine Analyse hinsichtlich strafbarer Handlungen und vor allem eine Chance auf Sanierung«, so Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 Standort Kärnten.
Die Passiva von 1,2 Millionen Euro sind gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs um 38 Prozent gestiegen. In den ersten drei Quartalen des Vorjahrs betrugen die Passiva rund 870.000 Euro. Die drei größten Konkurse sind in den ersten neun Monaten dieses Jahres die Eurowald Finanzierungs GmbH aus Bad St. Leonhard mit Passiva von 312.800 Euro, Michaels Wohn- und Montagestudio GmbH aus Wolfsberg mit Passiva von 286.300 Euro und die Sigma Energy GmbH aus St. Stefan mit einer Passiva von 198.000 Euro.
»Die Situation ist aktuell relativ stabil, doch die wirtschaftliche Situation verschärft sich«
Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin KSV1870 Klagenfurt
Für das restliche Jahr erwartet der KSV1870 einen weiteren Anstieg, der das Vorjahresniveau übertreffen soll. »Es ist davon auszugehen, dass die jüngsten Insolvenzentwicklungen in Richtung Jahresende ihre Fortsetzung finden werden. Demnach ist aus heutiger Sicht zu erwarten, dass die Gesamtzahlen 2024 über dem Niveau von 2023, als es 14 Fälle gab, abschließen«, fasst Wiesler-Hofer ihre Einschätzung zusammen.
Mehr Privatkonkurse als 2023
In den ersten drei Quartalen 2024 wurden im Bezirk Wolfsberg insgesamt 23 Insolvenzverfahren über Privatpersonen eröffnet. Das entspricht einer Steigerung von zwei Fällen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023. Die Passiva haben sich gegenüber dem Vorjahr um 55,5 Prozent auf 2,8 Millionen Euro erhöht, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von rund 121.700 Euro entspricht. »In diesem Betrag sind auch die Passiva ehemals Selbstständiger eingerechnet, die 30 Prozent der Betroffenen darstellen«, erklärt Wiesler-Hofer. Ein Blick auf die Struktur zeigt: 70 Prozent der Privatkonkurse gehen auf das Konto von Männern, bei 30 Prozent der Fälle sind Frauen betroffen.
»Zwar gestaltet sich die Situation hinsichtlich der Privatkonkurse aktuell relativ stabil, doch die wirtschaftliche Situation vieler Privathaushalte verschärft sich nichtsdestotrotz von Tag zu Tag«, so Wiesler-Hofer. Von einer finanziellen Entspannung könne daher keine Rede sein. Insbesondere einkommensschwächere Haushalte sehen sich mit großen Belastungen konfrontiert. Angesichts dieser Gesamtsituation geht der KSV1870 davon aus, dass sich die Situation mit Blickrichtung Jahresende verschärfen wird.
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