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Ex-Boxer »Joe Tiger« Pachler: »Muhammad Ali war schon seit meiner Kinderheit mein großes Vorbild«Ausgabe 33 | Mittwoch, 14. August 2024

Josef Pachler (74) ist ein sportlicher Tausendsassa. Er war Box-Europameister im Weltergewicht, absolvierte mehrere Marathons, war beim berühmten Wasa-Lauf dabei und hielt den Weltrekord im Dauerschnurspringen. Mit den UN sprach er über sein sportliches Leben.

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Sie erhielten kürzlich das Ehrenzeichen des Landes Kärnten. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie? 
Es freut mich sehr und die Auszeichnung zeigt, dass man meine Leistungen als Sportler, aber auch die Arbeit, die ich für den Kärntner Sport gemacht habe, zu schätzen weiß. Immerhin habe ich jahrelang für die Errichtung des Heeressportzentrums Faak  gekämpft.

Was ist Ihnen so wichtig am Heeressportzentrum Faak? 
Es war eine lange Zeit so, dass Spitzensportler aus Kärnten abgewandert sind, da wir kein Heeressportzentrum hatten. Im Jahr 2000 waren meine Bemühungen erfolgreich und das Heeres-Leistungssportzentrum Faak am See wurde gegründet. Es kamen dadurch zahlreiche Spitzensportler wieder zurück nach oder blieben in Kärnten, wie zum Beispiel Rainer Schönfelder oder Lara Vadlau, die in der Vorwoche bei den Olympischen Spielen in Paris die Goldmedaille gewann. 

Sie sind auf einem Bergbauernhof am Weißenberg bei Ettendorf, aufgewachsen. Wie sind Sie zum Boxsport gekommen? 
In Ettendorf gab es seinerzeit nicht viele Möglichkeiten für Jugendliche. Wir hatten nicht einmal einen Fußballplatz. Meine Eltern waren Bauern und betrieben den Gasthof Morold. Wir hatten dort den einzigen Fernseher weit und breit. Bei den Kämpfen von Muhammad Ali, die um 4 Uhr in der Früh übertragen wurden, blieben die Leute einfach im Gasthaus und ich war als kleiner Bub mittendrin. 

Während meiner Fleischhauerlehre musste ich in Wolfsberg die Berufsschule besuchen, die damals noch in der Kaserne untergebracht war. Und da gab es einen Arzt, der öfters Boxhandschuhe mitbrachte und da startete ich meine ersten Versuche.

Wann hatten Sie Ihren ersten Kampf? 
Im Jahr 1968 war ich dann beim Bundesheer in Klagenfurt und habe bei der Boxsektion des KAC zu boxen begonnen. Meinen ersten Amateurkampf hatte ich am 21. Feber 1969. Einen Tag später wurde ich schon Sieger in der Wiener Neulingsliga.

Wie viele Amateurkämpfe hatten Sie und warum wechselten Sie ins Profilager?
Ich hatte an die 80 Amateurkämpfe, darunter auch bei der Militärweltmeisterschaft in Castelfranco in Italien. Als ich 1972 nicht für die Olympischen Sommerspiele in München nominiert wurde, beschloss ich, Profi zu werden. Ich war damals immerhin zweifacher österreichischer Meister.

Meinen ersten Profikampf hatte ich am 11. November 1973 gegen den Italiener Giampaolo Piras, den ich auch gleich nach Punkten gewann.

Bei wie vielen Profikämpfen standen Sie im Ring?
Das waren 45 Boxkämpfe. Davon habe ich 39 Kämpfe gewonnen, einmal gab es ein Unentschieden und fünf Mal musste ich mich geschlagen geben.

Wie sind Sie zu Ihrem Namen »Tiger« gekommen?
Den Namen haben mir Freunde und Fans aus Ettendorf gegeben. Da ich eher klein bin und bei den meisten Kämpfen einen Nachteil bei der Reichweite hatte, musste ich immer wild »hineintigern«, um an meinen Gegner ranzukommen. So ist der Name entstanden.

Gibt es ein Vorbild oder einen Boxer gegen den Sie einmal gerne gekämpft hätten? 
Muhammad Ali war schon seit meiner Kindheit immer mein großes Vorbild. Ich hatte das große Glück ihn 1979 in Dänemark persönlich kennenzulernen. Er hatte dort damals einen Schaukampf vor rund 10.000 Zuschauern. Ich hatte einen Vorkampf dazu, um die Qualifikation für den EM-Titel-Kampf. Das war natürlich ein besonderes Erlebnis, Ali kennenzulernen und vor so vielen Zusehern zu boxen.

Gerne wäre ich einmal gegen László Papp (Anm.: Ungarischer Boxer, dreifacher Olympiasieger im Mittelgewicht) im Ring gestanden. Aber da hat leider die Gewichtsklasse nicht gepasst. Und auch gegen den deutschen Boxer   Henry Maske hätte mir ein Kampf schon sehr gut gefallen.

Mussten Sie auch schwere Verletzungen hinnehmen? 
Gröbere Verletzungen Gott sei Dank nicht. Ich hatte natürlich immer wieder Cuts, mehrere Brüche an der Hand und mir wurde einige Male die Nase gebrochen. 

Sie stellten auch einmal den Weltrekord im Dauerschnurspringen auf. Wie ist es dazu gekommen? 
Da gab es 1981 in der Shopping City Süd eine Woche der Rekorde. Und Freunde haben mich dazu überredet, mitzumachen. Für einen neuen Rekord waren 35.000 Schilling als Preisgeld ausgeschrieben, für einen Boxkampf bekam ich damals vielleicht 10.000 Schilling. Also habe ich mitgemacht und mit sechs  Stunden und 13 Minuten einen neuen Weltrekord aufgestellt. Aber das war sehr hart: Mein Leibchen rieb und meine Brustwarzen bluteten, das brannte höllisch und am nächsten Tag waren meine Zehennägel schwarz.

Warum ist Schnurspringen für Boxer so wichtig?
Man möchte ja kein leichtes Ziel sein und da sind schnelle Bewegungen sehr wichtig. Und das lernt man am Besten beim Seilspringen.

Sie sagen, für einen Kampf gab es gerade einmal 10.000 Schilling. Also konnten Sie vom Boxsport nicht leben. Wie haben Sie Ihr Geld verdient?
Es war auch nie meine Intention zu boxen, um Geld zu verdienen. Ich finde, ein Leistungssportler sollte bescheiden leben. Meinen Lebensunterhalt habe ich mir mit meinem Job beim Bundesheer verdient.

Was haben Sie beim Heer gemacht? 
Zunächst war ich während meiner Karriere als Leistungssportler beim Bundesheer. Da war ich den halben Tag Leistungssportler und danach für die Gerätschaften, Waffen und Munition zuständig. Nach der Boxkarriere war ich dann in Klagenfurt stationiert und musste nebenbei auch noch den Truppenübungsplatz Dellach betreuen.  

Nach Ihrer aktiven Boxkarriere waren Sie sportlich weiterhin aktiv. Was haben Sie alles getan? 
Ich war schon immer ein begeisterter Läufer und habe an rund 25 Marathons teilgenommen, darunter auch zwei Mal am New-York-City-Marathon, in Berlin, Budapest usw. Meine persönliche Bestleistung stellte ich beim Marathon in Graz im Jahr 1995 auf, als ich nach 2:59:25 Stunden durchs Ziel lief.

Sie waren aber auch einmal beim Wasa-Lauf (ein Langlauf-Event in Schweden über 90 Kilometer) dabei. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen? 
Den Wasa-Lauf in Schweden hatte damals ein Freund aus dem Burgenland organisiert. Und Langlaufen hat mich schon immer interessiert und er hat mich dann gefragt, ob ich nicht einmal beim Wasa-Lauf mitmachen möchte. Und 2014 war es dann soweit und ich reiste mit meiner Frau nach Schweden. Mein Ziel war es durchzukommen und ich habe es in elf Stunden geschafft. Ich muss aber dazu sagen, dass ich wahrscheinlich der einzige Teilnehmer war,  der an diesem Lauf mit Schuppenskiern teilgenommen hat. 

// Info
Josef »Joe Tiger« Pachler
wurde am 23. Januar 1950 am Weißenberg bei Ettendorf geboren. Er wurde  als Amateurboxer 1972 und 1973 österreichischer Meister im Weltergewicht (bis 67 kg). Am 18. August 1978 kürte er sich in der Stadthalle Villach zum Europameister. Aber bereits im folgenden Kampf musste Pachler den EM-Titel wieder abgeben.
Der »Tiger« lebt mit seiner Frau  Elisabeth, die er 1977 heiratete, in Klagenfurt. Pachler hat drei Kinder – eine Tochter (50 Jahre) und zwei Söhne (45 und 36).  

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