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Viele Menschen kennen den Namen »Sandvik«, wissen aber nicht was das Unternehmen herstellt. Was genau produziert »Sandvik«?
Es gibt bei uns drei große Sparten: Den Bereich Bergbau, eine Sparte für Brecheranlagen für die Bauindustrie und den Bereich »Machining Solutions«, der zum Beispiel Schneidwerkzeuge für CNC- und Fräsmaschinen herstellt. Weltweit beschäftigt »Sandvik« über 40.000 Mitarbeiter.
Sie sind seit 1. Feber »President der Mechanical Cutting Division« von »Sandvik« in Zeltweg. Was genau ist das und was sind Ihre Aufgaben?
Ich bin der Leiter der Division »Mechanical Cutting«. Dabei geht es um den Bau von Bergbau- und Tunnelbaumaschinen. In dieser Division haben wir in Zeltweg rund 500 Mitarbeiter und rund 600 weitere in Werken in Ländern wie den USA, China, Australien und Südafrika.
Wie haben Sie die ersten Monate in Ihrer neuen Position erlebt?
Informell habe ich den Job ja schon seit Dezember des Vorjahrs gemacht, offiziell übernommen habe ich heuer im Feber. Ich kenne das Unternehmen ja schon ewig und kenne auch sehr viele Mitarbeiter. Natürlich habe ich nun eine größere Personalverantwortung. Davor hatte ich so an die zehn Mitarbeiter unter mir, jetzt 1.100. Das war eine Umstellung. Das Werk in Zeltweg steht sehr gut da. Erst kürzlich haben wir den Wettbewerb »Austrian Leading Companies« in der Kategorie Großbetriebe gewonnen und einen Großauftrag über 170 Millionen Euro eines kanadischen Bergbaukonzerns erhalten.
Wie hat Ihre berufliche Laufbahn, die Sie zu Ihrer aktuellen Position geführt hat, begonnen?
Das ist eine witzige Geschichte, denn es hat alles mit einem Inserat in den Unterkärntner Nachrichten begonnen. Im Jahr 2004, während meiner Zeit beim Bundesheer, machte mich meine Mutter auf ein Inserat in den Unterkärntner Nachrichten von »Sandvik« aufmerksam. Es wurden damals Monteure für das Ausland gesucht. Daraufhin habe ich mich beworben und wurde schließlich angenommen. Ich hatte dann am 21. Feber 2005 meinen ersten Arbeitstag als Assistent des Werkstättenleiters in einem Werk in der Nähe von Pittsburgh in den USA.
Wie war es für Sie, plötzlich alleine in einem fremden Land zu sein? Noch dazu beim ersten Job?
Ich wollte ja immer schon ins Ausland. Es war cool. Ich habe damals meine zwei Koffer gepackt, bin in das Flugzeug gestiegen und ausgewandert. Das Witzige an der Sache war, dass der Leiter der Niederlassung in den USA, Meinhard Mayerhofer, auch ein Wolfsberger war. Er war mein Ansprechpartner für das erste Jahr.
Also haben Sie sich rasch eingelebt?
Ja, es war ein recht problemloser Start. Es waren auch noch weitere Österreicher in dem Werk. Etwas ungewohnt für mich war, dass es dort eigentlich keine fixen Arbeitszeiten gab. Es wurde gearbeitet, wenn Arbeit anfiel. Und die Auftragslage war sehr gut, wir hatten fast keine freien Wochenenden.
Und wie sind Sie mit dem »American Way of Live« zurechtgekommen?
Es war schon recht cool. Wir hatten natürlich viel Arbeit. Aber am Sonntag war American Football-Tag. Da gab es in Pittsburgh ja die Steelers, die waren das Non-Plus-Ultra. Ein wenig ungewohnt war, dass ich im ersten Jahr in den Vereinigten Staaten noch kein Bier trinken durfte, da ich noch nicht 21 Jahre alt war.
Was wurde in Ihrem Werk in den USA gemacht?
Wir führten Reparatur- und Wartungsarbeiten für die Maschinen für den Berg- und Tunnelbau für den amerikanischen Markt durch.
Wie lange waren Sie in den USA?
Rund zwei Jahre. Ich kam 2007 zurück nach Zeltweg ins Hauptwerk von Österreich. Damals war ich Produktmanager für einen bestimmten Maschinentyp, den wir häufig nach Russland verkauften. Ich wurde schließlich Leiter für den technischen Vertrieb in Russland und war in den Jahren 2009 und 2010 die meiste Zeit in Russland. 2011 habe ich dann überhaupt ein Jahr lang in Moskau gelebt.
Wie war die Zeit in Russland? Sprechen Sie jetzt Russisch?
Russisch habe ich erst im Zuge der Arbeiten mit Russland gelernt. Ich war zunächst in einer kleinen Stadt im Bereich des Uralgebirges tätig. Dort konnte niemand Englisch, und daher war ich gezwungen Russisch zu lernen. Ich musste ja auch die Schrift neu lernen, denn ich konnte nicht einmal eine Speisekarte lesen.
Als ich dann in Moskau war, war es noch eine coole, riesengroße Metropole. Mein Büro lag etwa 15 Minuten vom Roten Platz entfernt. Zur damaligen Zeit war Moskau ein sehr teures Pflaster.
Durch den russischen Angriffskrieg ist der russische Markt weggefallen. Konnte das im Unternehmen kompensiert werden?
Russland machte rund zehn Prozent unseres Exportanteils aus. Nach dem Wegfall konnten wir in China und Kanada den Umsatz steigern. Dadurch ist uns kein wirtschaftlicher Nachteil entstanden.
Wann kamen Sie zurück nach Zeltweg?
2012 war ich fünf Monate lang bei einem Konkurrenten in Deutschland beschäftigt. Das hat aber überhaupt nicht gepasst, und so kam ich Mitte 2012 zurück zu »Sandvik« in Zeltweg.
Was genau wird in Zeltweg produziert?
Es gibt hier die gesamte Entwicklung von Bergbau- und Tunnelbaumaschinen. Von den Fertigungszeichnungen über die Programmierung der Software und der Produktion der Teile. Die Maschinen werden bei uns auch zusammengebaut, komplett überprüft, für den Transport zerlegt und weltweit versandt. Am Zielort werden die Maschinen dann von Technikern aus Zeltweg oder von lokalen Arbeitern wieder zusammengesetzt.
Wie viele unterschiedliche Maschinen werden in Zeltweg hergestellt und wie viel Stück pro Jahr produzieren Sie?
Wir haben rund 30 bis 40 verschiedene Modelle. Es gibt eine Grundmodellreihe, die an die jeweiligen Kundenanforderungen angepasst wird. Pro Jahr werden in Zeltweg etwa 50 Einheiten produziert.
Wie ist der Markt in Österreich und was sind Zukunftsmärkte?
China ist ein großer Markt, aber da sind wir auch jetzt schon sehr stark vertreten. Ein Zukunftsmarkt ist Kanada, auch die USA und Indien wachsen sehr stark.
Viele Unternehmen klagen darüber, keine Mitarbeiter zu finden. Wie sieht es bei »Sandvik« aus?
Die vergangenen Jahre waren sehr herausfordernd. Im Bereich Elektrotechnik und Automatisierungstechnik war es extrem schwer, Mitarbeiter zu finden. Wir sind aber in der glücklichen Lage, gegen den jetzigen Trend der Industrie in Österreich eine gute Auftragslage zu haben, daher konnten wir von anderen Unternehmen freigesetzte Mitarbeiter finden.
Bildet »Sandvik« in Zeltweg auch Lehrlinge aus?
Wir bilden regelmäßig zahlreiche Lehrlinge aus. Sie sind das beste Rezept, um Mitarbeiter zu gewinnen. Wir arbeiten auch viel mit Schulen wie der HTL Wolfsberg und der Montanuniversität Leoben zusammen. Erst im September haben 13 Lehrlinge ihre Lehre bei uns begonnen. Für sie gibt es die unterschiedlichsten Lehren, von Elektrotechnik bis hin zur Automatisierungstechnik.
Sie waren lange Zeit im Ausland. Wie haben Sie die Verbindung ins Lavanttal aufrechterhalten?
Es gibt einige Freundschaften, die seit damals und auch während meiner Auslandsaufenthalte aufrecht sind.
Und wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Ich spiele sehr gerne und auch sehr viel Golf, und im Winter gehe ich mit meiner Familie natürlich zum Skifahren auf die Koralpe. Ich möchte, dass meine Tochter dort Skifahren lernt, wo ich es lernte.
// Zur Person
Thomas Vallant (39) maturierte an der HTL Wolfsberg und begann nach dem Präsenzdienst im Jahr 2005 bei »Sandvik« in Pittsburgh (USA) zu arbeiten. 2007 kam er nach Zeltweg, 2011 war er als Produktmanager ein Jahr lang für »Sandvik« in Moskau tätig.
2015 übernahm Vallant die Abteilungsleitung für den Vertrieb, seit 1. Feber 2024 ist er Präsident der Division »Mechanical Cutting«. Der 39-Jährige ist mit Lena verheiratet, gemeinsam haben sie die zweijährige Tochter Franziska, mit der sie in Wolfsberg leben.
Berufsbegleitend absolvierte Vallant das Masterstudium Bergbauingenieur und von 2018 bis 2020 den Master of Business Administration in Salzburg.
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