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St. Andrä. Es war ein Unglück, das nicht mehr aus dem Gedächtnis der Lavanttaler verschwinden wird: Am 18. August 2022, einem heißen Donnerstag, zog ein Sturm mit rund 130 km/h über die Freizeitanlage St. Andräer See. Umstürzende Bäume kosteten zwei Mädchen im Alter von vier und acht Jahren das Leben, 13 weitere Gäste wurden teils schwer verletzt.
Heute erinnert eine Gedächtnisstätte vor der Anlage an die Todesopfer Christina und Eva, im Inneren sind die Schäden nach 20 Monaten Arbeit nun vollständig beseitigt. »Die Wiederherstellung ist abgeschlossen«, sagen der zuständige St. Andräer Stadtrat Jürgen Ozwirk (FPÖ) und Erwin Klade, Betriebsleiter der Anlage, die mit den Unterkärntner Nachrichten einen Rundgang unternahmen.
In den vergangenen beiden Jahren hat sich im Bad einiges verändert. Viele Bäume mussten entfernt werden: Etliche Schwarzerlen waren beim Unwetter beschädigt worden, bei anderen war die Standfestigkeit nicht mehr zu 100 Prozent sicher. »Wir haben auch die Wurzelstöcke aus der Erde geholt«, sagt Klade, »mit großem Aufwand.« Jetzt gibt es 22 neu gesetzte Bäume. Sie wurden teils mit Stahlgittern in der Erde verankert, um ihnen sicheren Stand zu verleihen.
Im Osten entlang der Landesstraße, wo keine Bäume waren, wird die Liegewiese nun trotzdem beschattet. »Wir haben Stangen für fünf Sonnensegel angebracht, sieben Segel sollen es insgesamt werden«, sagt Ozwirk. Die Segel sind jeweils 3,5 Mal 3,5 Meter groß und können von den Badegästen so verstellt werden, dass sie immer Schatten spenden.
»Wir haben Stangen für fünf Sonnensegel angebracht, sieben Segel sollen es werden«
Jürgen Ozwirk, Stadtrat
Mittlerweile gibt es drei Rutschen in den See: Zur großen und der für Kinder bis drei Jahre kam eine weitere, deren mittlere Größe für Kinder geeignet ist. Die drei Stege sind bereits seit dem Vorjahr neu: Die Belagsbretter wurden getauscht, teilweise auch die Piloten.
Auch auf dem Spielplatz hat sich einiges getan: Es gibt nun eine Doppelschaukel mit Rutsche, eine große Sandkiste sowie einen Weidentunnel, der aber noch zuwachsen muss. Klade: »Es kommt auch eine Hüpfburg für Kinder und Jugendliche.« Der daran anschließende Volleyballplatz wurde verlegt und vergrößert: Auf ihm können nun auch Turniere ausgetragen werden.
Mit der Landschaftsplanerin Julia Anna Dullnig wurde dazu eine räumliche Trennung zwischen Badebereich und Biotop installiert. »Wir haben Hecken gesetzt«, sagt Ozwirk, »der Bereich soll Parkcharakter dadurch erhalten.« Im Biotop selbst, das während des Sturm sebenfalls gelitten hatte, durften keine Maßnahmen gesetzt werden. Es muss sich alleine erholen. Der Betriebsleiter: »Eine Vorgabe des Naturschutzes war, dass die Fischer Zugang zur Bucht haben.«
Minigolf ist Geschichte
Völlig anders präsentiert sich jetzt der nördliche Bereich: Den im August 2022 schwer in Mitleidenschaft gezogenen Minigolfplatz gibt es nicht mehr. Hier hat sich – ohne Zutun der Verantwortlichen – ein Badebereich für ältere Menschen entwickelt. »Im Süden sind die Familien und die Jugend, hier jetzt Erwachsene und die ältere Generation, die sich unter die Bäume legen, die den Sturm überstanden haben«, so Klade. Bereits früher gab es im Norden einen Zugang zum See für körperlich eingeschränkte Menschen. Die einst nur aufgeschüttete Rampe wurde jetzt durch eine aus Metall ersetzt und verlängert. Sie ist nun auch Rollstuhlfahrer geeignet.
Den Nordeingang, der vor dem August 2022 als Minigolf-Hütte Verwendung fand, ist jetzt aufgewertet: Im Inneren befinden sich Automaten, die laut Klade auch bei Radfahrern beliebt sind. Apropos: Für E-Bike-Fahrer gibt es bei diesem und beim Südeingang kostenlose Ladestationen, die mit einer PV-Anlage betrieben werden. Auch eine Radservice-Station ist geplant, die E-Garage existiert bereits: Dort kann man sich Elektroroller und -Scooter ausleihen. Verliehen werden übrigens auch Stand-Up-Paddle, »das gibt es im Tal nur bei uns«, sagt Klade.
Ozwirk: »Wir bieten unseren Gästen auch freies Wlan, das jetzt durch Glasfasertechnik eine bessere Verbindung aufweist.« Dazu passend, kann man sich in der Anlage eine Bluetooth-Box leihen und damit Musik hören.
»An nichts mangeln«
Wie berichtet läuft auch die »Wiederbelebung« des Restaurants »Anfora« auf Hochtouren, das heuer von der Gemeinde selbst geführt wird. Laut Ozwirk werde es den Gästen »an nichts mangeln«, vor allem regionale Produkte sollen angeboten werden: Es wird eine kleine Speise- und Eiskarte geben, Pommes, frischen Kuchen. »Wir werden genau auf die Qualität achten«, sagt Klade.
Seit dem Unglück wurden rund 200.000 Euro investiert, »plus sehr viele Arbeitsstunden unserer Mitarbeiter, da wir vieles in Eigenregie gemacht haben«, so der Betriebsleiter. Sein Ziel: Wieder die frühere Gästeanzahl von 30.000 – »mit Campern und Fischern« – pro Jahr zu erreichen. Im Vorjahr war sie auf 22.000 Badegäste gesunken. Und Klade fiebert der Eröffnung des Badebetriebs Mitte Mai entgegen: »Wir brauchen 18 Grad Wassertemperatur. Bis dahin wird sie hoffentlich erreicht sein.«
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