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Marktveteran Christian Kehraus: »Nach der langen Corona-Pause wollen die Menschen wieder feiern« Ausgabe 24 | Mittwoch, 15. Juni 2022

Christian Kehraus (53), Betreiber des Festzelts Kehraus am Wolfsberger Markt, spricht mit den Unterkärntner Nachrichten über den bevorstehenden Schönsonntagmarkt, was er vom Markt in der Stadt hält und seit wann er auf den Märkten in Wolfsberg vertreten ist.

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Sie bzw. Ihre Eltern sind ja echte Marktveteranen. Seit wann gibt es das Festzelt Kehraus am Markt in Wolfsberg? 
Meine Eltern waren sogar schon seinerzeit mit einer kleinen Wurstbude – Frankfurter und Grillwürstel –  am Markt vertreten, als er noch beim Gelände rund um die Lebek-Halle durchgeführt wurde. 1972, als der Markt zum Marktgelände übersiedelte, waren meine Eltern auch dabei. Damals noch mit einem kleinen Zelt in der Größe von sechs Mal zehn Meter. Und das wurde im Laufe der Zeit immer weiter vergrößert.

Wann haben Sie dann von Ihren Eltern übernommen? 
Meine Eltern waren mit ihrem Zelt bis 1992 am Markt vertreten. Ich habe in dieser Zeit aber schon immer mitgeholfen. Ich konnte das allerdings nur nebenbei machen, da ich als gelernter Installateur noch immer regelmäßig auf Montage war.

1992 habe ich dann bei meiner damaligen Firma aufgehört und mich voll auf das Marktgeschäft und Catering konzentriert und bin seither beim Markt, aber auch beim Gackern und weiteren Veranstaltungen sowie Familien- und Firmenfeiern vertreten. Am Markt habe ich das Kehraus-Zelt weiterentwickelt. Während viele andere Festzeltbetreiber aufhörten oder immer kleiner wurden, konnte ich immer wieder erweitern.

Jetzt konnte zwei Jahre lang coronabedingt kein Markt in Wolfsberg durchgeführt werden. Freuen Sie sich, dass es wieder einen Markt geben wird?
Ja, ich freue mich schon riesig darauf, dass es nun nach zwei Jahren Pause endlich wieder weiter geht. Es wäre natürlich schön, wenn man an die Umsätze von 2019 wieder anschließen könnte.

Aber aus meiner Sicht wird das wahrscheinlich nicht passieren. Denn durch die Verkürzung des Markts um einen Tag rechne ich mit einem Umsatzeinbruch von rund 25 Prozent. Der Montag wird mir schon ziemlich abgehen. 

Was werden Sie den Besuchern beim Schönsonntagmarkt alles bieten?
Es wird ein breites kulinarisches Angebot geben, angefangen von Wiener Schnitzel über Grillhühner, Kotelett bis hin zur beliebten Riesenschnitzelsemmel, einen Hausburger und natürlich Frankfurter, Grillwürste, Cevapcici. Neu im Angebot ist heuer ein Barbecue-Pulled-Chicken-Bürger.

Live-Musik gibt es keine? 
Ich hatte in meinem Zelt eigentlich nie Live-Musik. Die Leute kommen zum Essen zu mir und möchten sich auch gerne unterhalten. Daher liegt mein Hauptaugenmerk auf der Kulinarik.

Am Marktgelände waren in meiner Nähe ohnehin immer zahlreiche Fahrgeschäfte, von denen man die Musik bei mir hören konnte. Ich bin heuer am Bleiweißparkplatz, und da es ein Autodrom, Breakdance und die Familien-Achterbahn gibt, können sich meine Gäste von diesem Sound berieseln lassen.

Es wäre aber trotzdem lässig gewesen, wenn man die Bühne am Bleiweißparkplatz ins Konzept miteingebunden hätte. Denn man hat die Bühne vor Jahren errichtet und sie wird eigentlich nie benutzt.

Was sagen Sie zu der Idee vom Markt in der Stadt? 
Einen Versuch ist es auf alle Fälle wert. Aber ganz begeistert bin ich nicht. Wir haben ein schönes Marktgelände in Wolfsberg, wo alles ausreichend vorhanden ist: Die entsprechende Infrastruktur wurde errichtet, es gibt auch ausreichend Parkplätze. Und jetzt geht man in die Innenstadt.

Ich habe mir am Marktgelände etwas aufgebaut, mein Zelt ist dort doppelt so groß im Vergleich zu dem, das ich am Bleiweißparkplatz aufbauen kann. Am Marktgelände hatte ich rund 500 Sitzplätze, heuer werden es in der Innenstadt lediglich 250 Sitzplätze sein. Und der fehlende vierte Markttag wird natürlich auch abgehen.

Wie viele Leute beschäftigen Sie eigentlich an einem Marktwochenende?
Am Marktgelände waren es immer so zwischen 35 und 40 Personen. Jetzt am Bleiweißparkplatz, wo mein Zelt auch kleiner ist, werden 18 Leute in meinem Festzelt arbeiten.

Da wir gerade beim Personal sind: War es eigentlich schwer, Leute zu  finden?
Es war nicht so leicht. Das Küchenpersonal ist bei den Veranstaltungen, bei denen ich vertreten bin, immer das gleiche. Aber für Service und Ausschank war es überhaupt nicht einfach, Leute zu finden. In der Größenordnung von 18 Leuten ist es noch möglich gewesen, aber für den Kolomonimarkt, bei dem ich rund 40 Leute benötigen werde, wird das für mich sicher ein großes Problem werden. Daher bin ich jetzt schon auf der Suche nach Leuten, die im Herbst am Kolomonimarkt bei mir arbeiten möchten.

Finden Sie die Verteilung des Schönsonntagmarkts über die ganze Stadt in Ordnung? 
Der Plan ist schon ziemlich in Ordnung. Es war auch mein Wunsch, einen Standplatz am Bleiweißparkplatz zu bekommen, und das hat auch der Marktleitung gepasst.

Was erwarten Sie sich vom diesjährigen Schönsonntagmarkt?
Ich glaube, dass die Veranstaltung schon sehr gut angenommen werden wird. Die Menschen sind wieder sehr interessiert daran, fortzugehen, an Veranstaltungen teilzunehmen. Nach der langen Corona-Pause und den Einschränkungen in den vergangenen beiden Jahren wollen die Menschen wieder feiern.

Glauben Sie, dass die Teuerungswelle einen Einfluss auf den Marktbesuch haben wird? 
Ich glaube nicht, dass sich das sehr auswirken wird.

Haben Sie die Preise erhöht?
Die Preise mussten natürlich angepasst werden, es wurde alles teurer, also habe auch ich höhere Kosten. Außerdem ist die Teilnahme am Markt mit großem Aufwand verbunden. Bei der Preisanpassung habe ich mich aber sehr zurückgehalten. Die meisten Speisen kosten bei mir noch unter zehn Euro.

Wie viel kostet ein großes Bier oder ein Grillhendl?
Ein Grillhendl mit Kartoffelsalat und Semmel kostet bei mir 9,90 Euro, ein Wiener mit Pommes oder Kartoffelsalat ist um 10,90 Euro zu haben. Ein großes Bier wird vier Euro kosten. Es ist aber mit den anderen Wirten abgesprochen, dass wir bei Bier, Spritzer und Limo alle die gleichen Preise haben. 

Wie viele Liter Bier und wie viele Schnitzel werden an einem Marktwochenende verkauft? 
Beim letzten Kolomonimarkt im Herbst 2019 waren es rund 1.500 Wiener Schnitzel, und noch einmal ungefähr so viele Schnitzel für Schnitzelsemmeln. Beim Bier wurden rund 40 Fässer zu je 50 Liter verkauft.

Wie hat sich der Schönsonntagmarkt im Laufe der Jahre verändert?
Das Gesamtbild hat sich nicht stark verändert. Generell war der Markt immer der Gleiche. Bei mir persönlich hat sich einiges getan. Mein Zelt ist mit den Jahren größer geworden und ich hatte dadurch natürlich immer mehr Gäste zu bewirten.  Der Markt an sich hatte aber schon länger mit einem Besucherrückgang zu kämpfen, daher hat man sich jetzt entschieden, in die Stadt zu gehen.

Als Caterer und Festzeltbetreiber waren die vergangenen beiden Jahre sicher schwierig. Wie haben sie diese Zeit überbrückt? 
In der Zeit, in  der es möglich war, gab es schon kleinere Feiern. Da war ich dann mit meinem Catering vertreten. Sonst war ich auf die Coronahilfen des Staates angewiesen, wobei ich dabei auch nicht alle erhalten habe.

Das Gackern hat zum Glück ja wohl stattgefunden, wenn auch in einer etwas anderen Form. 

Von zwei Märkten im Jahr kann man nicht leben. Was machen Sie hauptberuflich? 
Hauptberuflich bin ich im Catering-Bereich tätig. Daneben bin ich mit einem eigenen Zelt auf den Wolfsberger Märkten und heuer auch wieder beim Gackern in St. Andrä dabei. Und da gibt es eine große Neuerung. Da die Bühne beim Veranstaltungsgelände verlegt wurde, wird nun eine rund 20 Meter lange Theke vor meinem Zelt aufgebaut werden. Im Catering-Bereich mache ich Feiern für kleinere Gruppen – bis 50 Personen mache ich alles alleine. Für große Firmenfeiern kann ich alles liefern, vom Essen über die Hüpfburg bis hin zum Zelt – alles aus einer Hand.

Wie sehen Sie die Zukunft der Gastronomie mit den aktuellen Vorgaben, wie dem Rauchverbot und den sonstigen Verwaltungsaufgaben? 
Zuerst kam das Rauchverbot, dann das neue Kassensystem, das mit hohen Kosten für die Wirte verbunden war, dann die Geschichte mit den Allergenen usw. Man macht den Gastronomen das Leben wirklich sehr schwer.

// Zur Person
Christian Kehraus
ist gelernter Installateur, seit mittlerweile 20 Jahren betreibt er  Catering im Lavanttal und der näheren Umgebung. Er selbst ist ebenfalls seit 20 Jahren am Markt mit einem Festzelt vertreten, seine Eltern hatten bereits vor über 50 Jahren, als der Schönsonntagmarkt noch im  Wolfsberger Stadtgebiet stattfand, ein Zelt bei der Traditionsveranstaltung.

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