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Warum das Grab des Volksbürgermeisters Meidl jetzt dem Wolfsberger Pfarrer Kranitzki gehörtAusgabe 3 | Mittwoch, 15. Januar 2020

Jene Tafel, die am Wolfsberger Stadtfriedhof an das frühere Stadtoberhaupt Adolf Meidl erinnerte, wurde mit einer neuen überklebt. Das schon 2014 aufgelöste Grab befindet sich nun im Besitz des Pfarrers der Bezirkshauptstadt. Der erläutert die Hintergründe.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Hier (roter Pfeil) ruhten bis 2014 die sterblichen Überreste des legendären Wolfsberger Bürgermeisters Adolf Meidl. Sein schwarzer Gedenkstein ist unter der neuen Tafel noch zu sehen. Seit Oktober des Vorjahrs ist die Ruhestätte im Besitz von Pfarrer Christoph Kranitzki, der hier nun seinen verstorbenen Großeltern Marian und Helena gedenkt. Foto: Hok

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Wolfsberg. An ihn erinnert nun noch der Adolf-Meidl-Weg auf der Schwemmtratten. Sein Grabstein am Stadtfriedhof wurde kürzlich mit einer neuen Gedenktafel überklebt. Damit ist ein Stück Andenken an den Wolfsberger Volksbürgermeister Adolf Meidl, der der Stadt von 1954 bis 1960 vorstand, verschwunden. Meidls Grab befindet sich mittlerweile im Besitz eines anderen bekannten Wolfsbergs: Pfarrer Christoph Kranitzki.

Aus der Wolfsberger Bestattung heißt es: »Die Nutzungsberechtigten des Grabs von Adolf Meidl haben es bereits 2014 aufgelöst. Bei der Begräbnisstätte handelte es sich um kein Ehrengrab.« 

Obwohl schon seit Jahren aufgegeben, war der in die Mauer eingelassene Grabstein Meidls weiterhin vorhanden. Generell meint die Bestattung dazu: »Das kann vorkommen, wenn es eine fixe Vorrichtung ist, die in die Mauer eingebaut wurde.«

Überklebt

Jetzt ist er allerdings nicht mehr zu sehen – verschwunden hinter einem neuen Stein, der auf Meidls Platte geklebt wurde. Das Grab sei  kürzlich weitergegeben worden, so die Bestattung. An wen, könne nicht mitgeteilt werden, das unterliege dem Datenschutz. Nur so viel wird gesagt: »Bisher gab es darin keine neue Beisetzung.«

Es ist freilich nicht schwer, den neuen Nutzer ausfindig zu machen. Sein Name ist in großen Lettern in den Stein gemeißelt: »Kranicki« steht darauf in polnischer Schreibweise zu lesen.

»Ja, das ist jetzt meine Grabstätte«, sagt der Wolfsberger Pfarrer Christoph Kranitzki auf Anfrage der Unterkärntner Nachrichten. »Ich habe es im Oktober hergerichtet, um zwei meiner Großeltern zu gedenken. Es liegen keine Leichname darin, es ist ein symbolisches Grab. Ich habe aus Polen Erde nach Wolfsberg gebracht, um einen Ort zu haben, an dem ich eine Kerze anzünden und meiner Verwandten gedenken kann. Das verbindet mich tiefer mit meiner Wolfsberger Gemeinde.«

Kranitzki weiß, wer davor dort ruhte. Er habe sich wegen eines Grabs auf dem Stadtfriedhof an die Stadtwerke gewandt und Vorschläge erhalten. »Dann wählte ich diesen Ort aus, von dem mir gesagt wurde, er sei seit vielen Jahren leer.« Und auf die Frage, ob der Grabstein Meidls überklebt worden sei, sagt der Pfarrer: »Der Steinmetz hat eine Tafel darauf gesetzt. Mir wurde das Grab von den Stadtwerken so übergeben.«

»Wie kann man das zulassen?«

Nicht alle Wolfsberger haben für das Verschwinden von Meidls Grab Verständnis. So meint ein Bürger: »Warum hat die Stadt das zugelassen? Hat man vergessen, was dieser Bürgermeister für Wolfsberg geleistet hat, indem er Gemeindewohnungen errichten ließ?« Nur: Die Stadt hat damit nichts zu tun. 

Die Bestattung sagt: »Natürlich ist jedes verschwundene Grab bedauerlich. Aber es ist das gute Recht der Nutzungsberechtigten, eine Grabstätte aufzulösen. Dagegen kann man nichts machen.«

Adolf Meidl (1899 – 1960), den die Chronik der Stadt Wolfsberg als »legendären Volksbürgermeister« bezeichnet, war ein Sensenschmied, der 1954 vom Gemeinderat zum Stadtoberhaupt gewählt wurde und der für die Stadt viel leistete. In seine Ära fällt der Bau der Doppelhauptschule in Priel, die Fertigstellung der Umfahrung Spanheimer Straße, der Baubeginn der adäquat dimensionierten Kanalisation und etliche gemeindeeigene Wohnbauten. Meidl, der 1960 im Amt verstarb, war wegen seines leutseligen Umgangs bei den Bürgern sehr beliebt.

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