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Der Umbau beginnt – leider noch nicht: Schloss Bayerhofen liegt weiter im DornröschenschlafAusgabe 14 | Mittwoch, 7. April 2021

Bei den zuletzt beobachteten Arbeiten um das Wolfsberger Schloss handelte es sich laut Eigentümer nur um eine »Säuberung«, die Reaktivierung hat noch nicht begonnen. Pläne liegen vor, sie müssen aber erst genehmigt werden. Denn das Haus steht unter Schutz.

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Wolfsberg. »Jetzt geht es los mit der Sanierung des Schlosses Bayerhofen«, heißt es zurzeit in der Bezirkshauptstadt. So ist es aber nicht. Laut Franz Tatschl, dem neuen Besitzer des Komplexes, wurde zuletzt nur »sauber gemacht«, die Umsetzung der Pläne, die er wälzt, muss noch warten.

Wie berichtet wurde das Wolfsberger Schloss im August 2019 von der Tatschl Immo GmbH gekauft, die umgebenden Grünflächen gingen an die Agrarinvest Tatschl GmbH. Hinter beiden Gesellschaften steht Franz Tatschl aus St. Paul, Chef des gleichnamigen Legehennen-Betriebs, Unternehmer und Landwirt. Über den Preis herrscht bis heute Stillschweigen, angeboten wurde es seinerzeit um 1,1 Millionen Euro.

Zuletzt waren Veränderungen beim Schloss zu beobachten: Eine Mauer lag plötzlich frei, im Garten tauchte ein mit einer Plane abgedeckter Haufen auf. 

»Ich habe fertige Pläne, aber die Verhandlungen mit den zuständigen Stellen laufen noch«
Franz Tatschl, Besitzer Schloss Bayerhofen

Tatschl meinte zu den Unterkärntner Nachrichten: »Nein, wir haben noch nicht mit den Arbeiten begonnen. Es wurde lediglich ein wenig sauber gemacht. Wir haben – mit Genehmigung der Gemeinde und des Denkmalsschutzes – einen desolaten alten Anbau entfernt und den Schutt zwischenzeitlich unter der Plane gelagert.«

Wie es mit dem Schloss weiter geht und was Tatschl damit vorhat – eine Frage, die viele beschäftigt –, lässt er sich nicht entlocken. Er besitze fertige Pläne, die Verhandlungen mit den zuständigen Stellen seien aber noch nicht abgeschlossen. »Daher kann ich zum jetzigen Zeitpunkt dazu nichts Näheres sagen«, so der Besitzer.

1239 urkundlich erwähnt 

Dass ihm das Gebäude am Herzen liegt, betonte Tatschl bereits in einem Interview nach dem Kauf. Damals sagte er: »Es soll etwas Vernünftiges entstehen. Wir sind Lavanttaler, keine auswärtigen Investoren, die Träumereien nachhängen, die sich nicht verwirklichen lassen. Für uns ist dieser Kauf ein langfristiges Investment. Uns reizt die Herausforderung, ein ehrwürdiges Schloss mit neuem Leben zu erfüllen.«

Schloss Bayerhofen ist eines der ältesten Gebäude der Stadt und ein wichtiger Teil der Kärntner Geschichte. Das teilweise unter Denkmalschutz stehende Gemäuer wurde 1239 erstmals urkundlich erwähnt, möglicherweise ist es bereits im 9. Jahrhundert entstanden. Seit 2017 stand der 2.292 Quadratmeter große Komplex samt 12.349 Quadratmeter Gesamtgrundfläche zum Verkauf, ehe Tatschl zuschlug. 

Ursprünglicher Zweck des Gebäudes war die Sicherung der Brücke über die Lavant. Als erster bekannter Besitzer wird Chunrad der Payer angeführt, dessen Familie das Schloss bis 1539 besaß. Danach ging es an Klaus Amon, den Pfleger des Bistums Bamberg in Hartneidstein. Seine Tochter heiratete den Wolfsberger Gewerken Matthias Freydl, dem das heutige Aussehen des Schlosses zu verdanken ist. In dieser Zeit erhielt der Protestantismus in Wolfsberg immer mehr Zulauf, auch Freydl und seine Frau waren Anhänger. Das Schloss wurde zu einem Zentrum der Lehre Martin Luthers, die von hier aus in ganz Kärnten gefördert wurde. Schließlich drängte die Gegenreformation diesen Glauben zurück – auch in Wolfsberg. Ein errichtetes Bethaus und ein evangelischer Friedhof mussten unter militärischer Bewachung abgetragen werden. 1777 brannte das Schloss teilweise nieder, 1803 befand es sich in »verwahrlostem Zustand«, wie es in den Chroniken heißt. 1807 kam es in den Besitz von Franz-Xaver Schnerich, dessen Nachkommen es restaurieren ließen und denen es bis zum Verkauf an Tatschl gehörte. Zuletzt wurde es als Miethaus genutzt.

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