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Ende März, zum Abschluss der Ski-Saison, gewannen Sie bei den Österreichischen Meisterschafte in Hinterstoder die Bronzemedaille in der Abfahrt. Sind Sie damit zufrieden oder wäre noch mehr drinnen gewesen?
Mein Ziel war natürlich, dass ich das Rennen gewinne, aber grundsätzlich bin ich schon zufrieden, da ja auch einige Weltcup-Fahrer am Start waren. Es war ein geglückter Saisonabschluss.
Im Frühjahr 2022 haben Sie sich einer Hüft-OP unterzogen. Was war passiert?
Die Operation war genau vor einem Jahr, Ende März. Ich hatte schon seit einigen Jahren Hüftschmerzen. Der Grund war eine leichte Hüftfehlstellung, wodurch sich das Gelenk abgenutzt und die Schmerzen verursacht hat. Ich habe mich dann gleich nach dem Saisonabschluss operieren lassen. Dann hat es geheißen, dass es rund sechs bis acht Monate dauern werde, bis ich wieder Skifahren kann.
Aber Sie waren ja rechtzeitig zum Saisonauftakt wieder voll fit. Wie haben Sie das gemacht?
Ich habe die Reha so gut hinbekommen, dass ich bereits nach fünf Monaten und 14 Tagen in Chile wieder auf den Skiern stehen konnte.
Aber Sie konnten nicht nur mit dem Skifahren wieder anfangen, sondern haben dann auch gleich gute Leistungen gebracht. Wie haben Sie das geschafft?
Ich glaube, da haben mehrere Faktoren zusammen gespielt. Ich war Dank der Operation zum ersten Mal seit drei oder vier Jahren wieder schmerzfrei. Außerdem hatte ich im Olympiazentrum in Linz ein sehr gutes Umfeld, mit Physiotherapeuten, Konditions- und Mentaltrainer und Ernährungscoach. Ich war auch konditionell in sehr guter Verfassung. Und dann ist es halt einfach gut gegangen, was mich natürlich riesig freut.
Wie sieht Ihr Resümee der abgelaufenen Saison aus?
Es war eine sehr gute Saison. Im Europa-Cup konnte ich einige Podestplätze erreichen. Ich war bei drei Rennen im Weltcup dabei, wie in Kitzbühel, Bormio und Gröden. Ich bin auf alle Fälle sehr zufrieden.
Sie waren ja bei drei Weltcup-Rennen – Gröden, Bormio und Kitzbühel – beim Training dabei und haben dabei sehr gute Leistungen gezeigt. Für den Einsatz im Rennen hat es nicht ganz gereicht. Wie viel fehlt noch zum Weltcup?
Ich glaube, dass nicht mehr viel fehlt. In Kitzbühel bin ich gegen drei andere ÖSV-Skifahrer die interne Qualifikation gefahren. Am ersten Tag war ich schnellster und am zweiten Tag zweitschnellster. Es ist natürlich ein hartes Brot, aber wenn ich weiterhin Gas gebe, ist ein Einsatz im Weltcup sicher möglich.
Sie sind aber nicht enttäuscht, dass es heuer noch nicht für einen Weltcup-Einsatz gereicht hat?
Nein, überhaupt nicht. Es hätte ja nach meiner Verletzung und der Reha ganz anders aussehen können. Auch der Arzt hat gesagt, er weiß nicht, ob nach der Operation wieder alles hundertprozentig passen wird. Von dem her bin ich schon sehr zufrieden.
In Bormio waren Sie als Vorläufer dabei, sind dann aber im Fangnetz gelandet. Was ist passiert?
Das war in der letzten Kurve, da gab es einen leichten Schlag und es hat mir die Skier verschlagen und ich bin geradewegs in das Fangnetz gefahren. Zum Glück ist außer ein paar Prellungen nicht allzu viel passiert. Ich habe es gut überstanden, denn es war doch eine Passage, auf der man mit 120 km/h unterwegs ist. Das hätte auch ganz anders ausgehen können.
Gerade Abfahrer haben oft schwere Stürze. Trotzdem werfen sie sich immer wieder die Pisten hinunter. Wie überwindet bzw. verarbeitet man solche Ereignisse?
Ein großer Vorteil nach meinem Sturz war sicher, dass ich einen Mentaltrainer habe und mit ihm das Ganze sehr gut aufarbeiten konnte. Wichtig war auch, dass ich gleich nach dem Sturz wieder Skifahren gegangen bin. Natürlich war ich beim nächsten Rennen im Kopf noch nicht zu hundert Prozent bei der Sache, aber das vergeht recht schnell. Ich hatte danach gleich eine gute Serie, wo ich drei Mal in Folge im Europacup auf dem Podium war.
Der Rennkalender ist bereits im Europacup sehr dicht gedrängt. Dazu kommen noch FIS-Rennen, eventuell Weltcup-Einsätze. Wie schafft man das?
Dafür trainiert man den ganzen Sommer. Man baut einen guten Panzer auf. Für mich, der nur die Speed-Disziplinen fährt, ist es noch ein wenig einfacher. Aber für Fahrer wie den »Blacky« (Anm. Marco Schwarz), ist es natürlich schon ein Monsterprogramm. Wichtig ist natürlich auch, dass man – so wie wir – immer einen Physiotherapeuten dabei hat, aber es ist manchmal schon hart.
Wie sieht eine typische Woche für Sie im Winter während der Saison aus?
Eine typische Woche gibt es nicht. Die Rennen sind fix, aber wo, wann und wie man trainiert, diese Entscheidung fällt meist spontan und hängt auch von Witterungsbedingungen usw. ab. Generell geht es in der Früh mit dem Training im Schnee los, danach folgt ausradeln, Besuch beim Physiotherapeuten und anschließend eventuell Konditions-, Kraft- und Beweglichkeit. Am Abend werden die Videos des Schneetrainings analysiert, und dann geht es ab ins Bett. Das wiederholt sich am nächsten Tag.
Was halten Sie von Skirennen in asiatischen Ländern, in denen der Skisport nicht wirklich eine Bedeutung hat?
Das ist schwierig. Man kann es sicher hin und wieder machen, um diesen Leuten den Skisport näher zu bringen. Aber Groß-Events in solchen Ländern halte ich für sinnlos, weil man dann dort keine Fans usw. hat.
Durch den Skisport müssen Sie auf viel verzichten. Was geht Ihnen am meisten ab?
Mir geht gar nichts ab. Ich mach genau das, was ich gerne tue. Es wäre jetzt eine Jammerei von mir, wenn ich sagen würde, dass mir etwas abgeht.
Was sind Ihre Ziele?
Ein sehr großes Ziel ist es natürlich, bei der Heim-Weltmeisterschaft 2025 in Saalbach-Hinterglemm eine Medaille zu machen. Kurzfristig ist mein Ziel, in den Weltcup zu kommen. Es sieht derzeit recht gut aus, dass ich in die Trainingsgruppe für den Weltcup komme. Das soll diese Woche entschieden werden.
Wann haben Sie mit dem Skifahren begonnen?
Ich bin mit drei Jahren das erste Mal auf Skiern gestanden, zum Verein St. Veit-Klippitztörl bin ich mit fünf Jahren gekommen. Von da an bin ich dann auch gleich Rennen gefahren.
Warum haben Sie sich für die Speed-Disziplinen entschieden?
Das war erst vor rund drei Jahren. Davor fuhr ich Slalom und Riesenslalom. Ich bin Speedevents nur zum Spaß gefahren. Dann hat sich herausgestellt, dass ich für die schnellen Disziplinen Talent habe. Und so wurde mit den Trainern entschieden, dass ich auf Abfahrt und Super-G umsteige.
Wer sind Ihre Vorbilder?
Zur Zeit ist es Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen.
Ihr älterer Bruder Pirmin hat vor drei Jahren mit dem Skifahren aufgehört. Steht er Ihnen mit Rat und Tat zur Seite?
Wir haben sehr viel Kontakt und sprechen auch immer wieder sehr viel über das Material, Training, Skifahren usw. Da hilft er mir schon sehr viel. Er macht derzeit gerade eine Trainerausbildung und studiert in Graz Sportwissenschaften.
Das heißt, vielleicht trainiert er Sie irgendwann einmal?
(Lacht.) Vielleicht, schauen wir einmal, was die Zukunft bringt.
// Zur Person
Felix Hacker wurde am 28. August 1999 in Bad St. Leonhard geboren. Er begann im Alter von drei Jahren mit dem Skifahren und fährt seit seinem fünften Lebensjahr für den ASKÖ Klippitztörl-St. Veit. Sein erstes FIS-Rennen absolvierte er am 14. November 2015 in Mittersill, seinen ersten Europa-Cup-Einsatz hatte er am 19. Dezember 2018 in Obereggen. In der Saison 2022/23 war er bei den Trainingsläufen zu drei Weltcup-Abfahrten und einmal als Vorläufer für die Weltcup-Abfahrt im Einsatz.
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