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Evangelische Pfarrerin Renate Moshammer: »Der höchste kirchliche Feiertag ist der Ostersonntag«Ausgabe 13 | Mittwoch, 27. März 2024

Die evangelische Pfarrerin in Wolfsberg, Renate Moshammer (60), spricht mit den Unterkärntner Nachrichten darüber, wie die evangelische Kirche in der Bezirkshauptstadt Ostern feiert und warum der Ostersonntag und nicht der Karfreitag der höchste Feiertag der Kirche ist.

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Am kommenden Wochenende wird Ostern gefeiert und die 40-tägige Fastenzeit geht zu Ende. Wie haben Sie gefastet?
Die Fastenzeit bedeutet eine Zeit der Umkehr und zu schauen, in welchen Bereichen ich in meinen Gewohnheiten abdrifte. Die Fastenzeit bedeutet für mich aber auch immer ein Mehr: Ein Mehr an Ordnung, ein Mehr an Zugehen auf Freunde und Bekannte und weniger Rückzug auf sich selbst. 

Ich folge der  Aktion »Komm rüber! 7 Wochen ohne Alleingänge« aus Deutschland, die dazu aufruft, in Gemeinschaft zu leben und sich von Alleingängen zu lösen. 

Wie feiert  die evangelische Kirche in Wolfsberg Ostern? 
Am Gründonnerstag gibt es im Gemeindesaal einen Abendmahlgottesdienst. Ich versuche dabei die Passah-Speisen nachzuempfinden, also Lammfleisch, Bitterkraut, ungesäuertes Brot, Eier, Gemüse usw. 

Am Karfreitag wird um 9.30 Uhr und um 15 Uhr ein Gottesdienst gefeiert. Der Gottesdienst um 15 Uhr wird in diesem Jahr von der Singgemeinschaft Pölling-St. Andrä musikalisch mitgestaltet.   

Am Ostersonntag wird um fünf Uhr am Morgen das Osterfeuer entzündet und der Ostergottesdienst gefeiert. Das ist immer eine sehr schöne Feier. Wenn die Menschen die Kirche mit ihren Kerzen betreten, ist es noch finster und man zieht in eine dunkle Kirche ein. Während des Gottesdienstes geht die Sonne auf und bringt Licht. Das ist eine schöne Symbolik für die Auferstehung. 

Im Anschluss gibt es ein gemeinsames Osterfrühstück im Gemeindesaal. Und um 9.30 Uhr gibt es einen zweiten Termin für diejenigen, die nicht so früh aufstehen möchten. 

Es heißt, dass der Karfreitag der höchste Feiertag der evangelischen Kirche sei. Warum ist dieser Tag so wichtig?
Sie werden von mir nie hören, dass der Karfreitag der höchste Feiertag ist. Denn der höchste Feiertag, egal von welcher Konfession, ist der Ostersonntag, der Tag, an dem Jesus auferstanden ist. Paulus hat an die Menschen in Korinth geschrieben: »Wenn Christus nicht auferstanden ist, wenn also mit dem Karfreitag und dem Tod alles aus ist, dann sind wir bedauernswerter als irgendjemand sonst auf der Welt.« Denn dann ist der Tod alles, auf das wir zugehen. Daher ist der Auferstehungstag der höchste Feiertag. 

Wie feiern Sie das Fest privat?
Meine Tochter und mein Enkel sowie eine Freundin werden mich besuchen. Der Abend des Karsamstags ist ein Familienabend und wird mit netten Gesprächen, Brettspielen uvm. im Kreise der Familie und Freunde verbracht.

Welche Bedeutung hat das Osterfest für Sie persönlich?
Es ist die Grundlage des christlichen Glaubens und etwas, das mir Hoffnung gibt. Trotz allem, was an Schwierigem und Negativem in der Welt passiert, lässt es mich vertrauen, dass sich die Welt zum Guten wenden kann. Das liegt daran, dass  das Leben stärker ist und Gott den Tod durchbricht. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort.

Wann und warum haben Sie sich dazu entschlossen, Pfarrerin zu werden?
Der Besuch des Stiftsgymnasiums St. Paul war daran sicher nicht ganz »unschuldig«. Ich war damals die einzige mit evangelischer Konfession in meinem ganzen Jahrgang. Das waren immerhin vier Klassen. Der evangelische Glauben war im Lavanttal nicht so bekannt. Von anderen Kindern wurde ich immer gefragt, ob wir eine Sekte seien oder was es bedeutet, evangelisch zu sein. In der dritten Klasse lernten wir schließlich von der Reformation und der Gegenreformation und ich habe mich sehr dafür interessiert. Ich habe dann auch Griechisch gelernt, da das Neue Testament auf Griechisch geschrieben ist und begonnen, die Bibel zu lesen. 

Wie hat die praktische Ausbildung zur Pfarrerin ausgesehen?
Ich habe im Jahr 1992 mit dem Vikariat in Linz Urfahr begonnen und es nach einem Jahr in Wien Währing fortgeführt. 1995 erfolgte meine Amtsprüfung und die Ordination.  

Kommen Sie aus einer religiösen Familie?
Mein Mutter war evangelisch, mein Vater katholisch. Mein Mutter war schon immer in Wolfsberg in der evangelischen Gemeinde engagiert und übte auch verschiedene Ämter aus. 

Mein Vater hat aber meiner Mutter die Erziehung überlassen und meine Berufsentscheidung erst mit Fassung getragen. Später war er dann stolz auf mich. 

Wie viele Menschen mit evangelischem Glauben gibt es im Bezirk Wolfsberg?
Wir sind eine eher kleine Gemeinde. Es sind nicht mehr ganz 500 Evangelische in Wolfsberg. 

Es gibt also einen Rückgang der Gläubigen? 
Ja genau. Erstens sind die geburtenstarken Jahrgänge vorbei. Zweitens ist der Religionsunterricht fix im Stundenplan integriert. Manche religiöse Feste, wie etwa die Erstkommunion, werden auch in der Schule intensiv vorbereitet. Für die evangelischen Kinder gibt es hingegen Einzel- oder Sammelunterricht. Trotzdem sind wir bemüht, an allen Schulen des Bezirks auch evangelischen Unterricht anzubieten.

Zwei Mal im Jahr gibt es dabei auch einen Blockunterricht über einen bzw. zwei Tage. Dazu kommen dann alle evangelischen Schüler des Tals zusammen und lernen dabei auch unsere Kirche in Wolfsberg, das Pfarrhaus, den Pfarrgarten usw. kennen. Für die Mittelschüler gibt es auch eine Übernachtung.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs bei den evangelischen Pfarrern aus. Gibt es ausreichend Interessenten? 
Den Geburtenrückgang bekommen auch wir zu spüren. Und es wird noch schlimmer werden. Denn nun kommt die Zeit, in der die Babyboomer in Pension gehen. 

Wie ist Ihr Verhältnis zum katholischen Stadtpfarrer in Wolfsberg?
Bei ökumenischen Veranstaltungen haben wir ein gutes Miteinander, ansonsten haben wir eigentlich recht wenige Berührungspunkte. 

Und wie stehen Sie zu den Freikirchen, von denen es ja auch in Wolfsberg einige gibt?
Auch mit diesen habe ich nur wenig Berührungspunkte. Manche Gruppierungen sind mir aber zu extrem.  Mit anderen gibt es schon auch eine Zusammenarbeit. So nutzen manche Freikirchen unsere Kirche für Hochzeiten, weil sie schöner ist als deren Versammlungsräume. 

Ein Vorteil der Freikirchen ist sicher, dass es sich um kleine Gruppen handelt und daher die Mitglieder intensiver betreut werden können.

// Zur Person
Renate Moshammer (60) ist in Wolfsberg aufgewachsen. Sie besuchte die Volksschule in Wolfsberg, wo sie Schülerin der ersten gemischten Klasse in der Knabenvolksschule im Jahr 1970 war.
Nach der Matura am Stiftsgymnasium in St. Paul studierte sie Theologie in Wien. Im Jahr 1992 absolvierte sie ein Vikariat in Linz Urfahr und verbrachte anschließend zwei Jahre in Wien Währing.
1995 legte sie ihre Amtsprüfung ab und wurde ordiniert.
Von 1995 bis 2006 war sie in Arnoldstein tätig, von 2006 bis 2013 in Pörtschach, und seit 2013 ist sie in Wolfsberg als Pfarrerin aktiv.
Moshammer ist  geschieden und hat zwei Kinder – eine Tochter und einen Sohn – sowie einen Enkelsohn.

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