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Lavanttal. Das erste Quartal des Jahres zeigt, verglichen mit dem ersten Quartal des Vorjahrs, eine Steigerung von Unternehmensinsolvenzen und Privatkonkursen: Im Bezirk Wolfsberg schlitterten vier Unternehmen in die Insolvenz. Allerdings wurde kein Eigenantrag gestellt, damit wurde kein Insolvenzverfahren über ein Unternehmen eröffnet. Vier Gläubigeranträge wurden mangels Vermögens nicht eröffnet. »Die Insolvenzen haben sich gegenüber dem Vorjahr (Anm.: 2021: zwei Unternehmensinsolvenzen) verdoppelt«, berichtet Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 Standort Klagenfurt.
In Anbetracht der vielfältigen Krisensituationen ist derzeit eine seriöse Einschätzung der Insolvenzentwicklung für die kommenden Monate mit großer Vorsicht zu betrachten. Wie im privaten Bereich haben auch die österreichischen Unternehmen unter anderem mit hohen Energie- und Rohstoffpreisen zu kämpfen, die je nach Branche unterschiedlichste Auswirkungen mit sich bringen können. »Aus heutiger Sicht liegt es jedenfalls im Bereich des Möglichen, erstmals seit Ausbruch der Pandemie ein Jahresergebnis zu erzielen, das auf ›Vor-Krisen-Niveau‹ liegt«, erklärt Wiesler-Hofer.
Auch mehr Privatkonkurse
Im ersten Quartal des Jahres wurden im Bezirk Wolfsberg insgesamt elf Insolvenzverfahren über Privatpersonen eröffnet. »Das bedeutet eine Steigerung um drei Fälle oder 37,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2021«, berichtet Wiesler-Hofer.
»Es ist gut möglich, dass wir heuer das Niveau des Jahres 2019 erreichen werden«
Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin KSV1870 Klagenfurt
Gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahrs haben sich die Passiva heuer von 600.000 Euro auf neun Millionen Euro erhöht. »Die Passiva wurden durch ein Großinsolvenzverfahren eines ehemaligen Selbstständigen in die Höhe getrieben«, so Wiesler- Hofer.
Laut Analyse des KSV1870 gingen im Bezirk durchschnittlich 54 Prozent aller Privatkonkurse im ersten Quartal 2022 auf das Konto von Männern, in 46 Prozent der Fälle sind Frauen betroffen. Im Bereich der ehemaligen Selbstständigen (36 Prozent) sind ausschließlich Männer betroffen.
Folgen schwer abschätzbar
Inwiefern sich der aktuelle Russland-Ukraine-Konflikt und die damit verbundenen Preiserhöhungen, etwa im Energiebereich, mittel- und langfristig auf die Kaufkraft der Konsumenten auswirken könnten, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös beantwortet werden. Gleichzeitig werden wohl Faktoren wie die Inflation oder etwaige Zinsanpassungen durch die Europäische Zentralbank mitentscheidend sein. Zudem gilt es, den weiteren Verlauf der Corona-Situation genau zu beobachten und ob aufgrund der aktuellen Infektionslage neuerlich weitreichende Maßnahmen getroffen werden. All diese Faktoren machen langfristige Prognosen aktuell schwierig, dennoch scheint es in den nächsten Monaten in Richtung »Vor-Krisen-Niveau« zu gehen. »Mit Blickrichtung Jahresende ist es daher gut möglich, erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise das Niveau des Jahres 2019 zu erreichen«, erklärt Wiesler-Hofer. Damals wurden im Bezirk Wolfsberg 42 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet.
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