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St. georgen. Masseverwalter Herbert Juri hat mittlerweile ein Verkaufsangebot in der Ediktsdatei der Republik Österreich platziert: Gesucht wird ein Käufer, bzw. Investor für das Projekt »Pumpspeicher St. Georgen«. Die Kosten für die Fertigstellung der technischen Planung und die UVP-Einreichunterlagen, der rechtlichen Begleitung und des Verfahrens werden laut Angebot auf rund drei Millionen Euro geschätzt.
»Ich möchte es im ersten Halbjahr in vernünftige Bahnen bringen«
Herbert Juri, Masseverwalter
Wie berichtet ist die bisherige Betreibergesellschaft, die Econhydro GmbH, die ein Speicherkraftwerk in St. Georgen auf der Koralpe errichten wollte, im Dezember mit Schulden von rund 3,5 Millionen Euro in die Pleite gerutscht. Umsätze gab es keine, da es sich zuletzt in der Planungs- bzw. Projektierungsphase befand, dafür Verzögerungen im Projektzeitplan und dadurch gestiegene Kosten. Als es notwendig wurde, weitere 2,1 Millionen Euro nachzuschießen, kam es zu unterschiedlichen Auffassungen unter den Gesellschaftern – und letztlich zur Insolvenz mit 36 Gläubigern. Der Wolfsberger Anwalt Juri versucht nun zu retten, was zu retten ist.
Weichenstellung
»Am 1. Februar findet die erste Gläubigerversammlung statt, dann werden die weiteren Weichen gestellt«, so Juri. Laut ihm gibt es bereits Interessenten, die das Projekt fortführen wollen. Noch könne sich aber jeder melden, der über die nötigen Mittel verfügt. Die Frage, wie lange für die Investorensuche noch Zeit sei, beantwortet er so: »Ich möchte es im ersten Halbjahr in vernünftige Bahnen bringen, aber so genau lässt sich das derzeit nicht sagen.«
Der Masseverwalter ist zuversichtlich, einen Käufer für das Vorhaben zu finden, sagt aber auch: »Ich kann es nicht verwirklichen.«
Das Unternehmen selbst, die Econhydro GmbH, wurde bereits geschlossen, eine Weiterführung war mangels Mitteln nicht vorgesehen. Ob Dominik Habsburg-Lothringen, der letzte Geschäftsführer der Firma, weiterhin am Projekt mitarbeiten wird, werde sich erst zeigen. Juri: »Das muss ein Interessent entscheiden. Aber Dominik Habsburg-Lothringen ist auch Grundeigentümer, wo der Pumpspeicher gebaut werden soll. Man wird an ihm nicht vorbeikommen.«
Das ist geplant
Der Pumpspeicher St. Georgen wurde im Jänner 2017 vorgestellt. Geplant war, bzw. ist der Bau von zwei Kunstspeicherbecken im Einzugsgebiet des Kaltwinkelgrabens: Das obere Becken soll im Bereich des Jauksattels liegen, das untere im Bereich vulgo »Waldmann«. Sie werden über einen Vertikalschacht und einem daran anschließenden flachverlaufenden Stollen miteinander verbunden. In einer unterirdischen Trafokaverne sollen 420 Megawatt Strom erzeugt werden. Befindet sich zu viel Strom im Netz, wird das Wasser in das obere Becken gepumpt und »speichert so den zuvor erzeugten grünen Strom«, heißt es in der Aussendung. Herrscht Bedarf an Elektrizität, gibt der Pumpspeicher das Wasser wieder an das untere Speicherbecken ab und produziert dabei Strom. Von all dem sollen lediglich die beiden Becken zu sehen sein, der Rest spielt sich unterirdisch ab.
2019 hieß es von Econhydro, mit dem Pumpspeicher wolle man rund 400 Millionen Euro in die heimische Wirtschaft investieren. Beim Bau, der von 2022 bis 2024 geplant war, sollten 200 Menschen beschäftigt sein. Die Inbetriebnahme war 2025 vorgesehen.
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