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»Wir werden Bürgermeister«: Wer steckt hinter der neuen Plattform, die den Ortschef stellen will?Ausgabe 26 | Mittwoch, 24. Juni 2020

Seit einigen Wochen gibt es eine neue Internet-Site, deren Initiator in der Wolfsberger Politik mitmischen will. Allerdings: Niemand weiß, um wen es sich handelt. Die vorgegebene Richtung scheint aber schon klar. Im September soll das Geheimnis gelüftet werden.

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Wolfsberg. Einmal mehr wurde eine anonyme Internet-Site mit dem Ziel eingerichtet, in Wolfsberg Veränderungen herbeizuführen. Nach der »Wolfsberger Mitzi«, die in ihren Kommentaren auf Facebook harsche Kritik an der roten Stadtpolitik und den Stadtwerken übte, aber seit Februar verstummt ist, gibt es seit 1. Juni die Seite »Wir werden Bürgermeister«. Neben einer Homepage wurde auch ein »Ableger« auf Facebook eingerichtet. 

Das Interessante: Niemand weiß bisher, wer hier eigentlich am 28. Februar 2021, dem Tag der nächsten Gemeinderatswahl, Bürgermeister werden will. Die verwendeten Bilder scheinen keine Wolfsberger zu zeigen, sondern stammen laut Homepage vom Foto-Anbieter »Shutterstock«. Auch ein Impressum mit näheren Angaben zu den Verantwortlichen ist auf der Seite, die über einen deutschen Server läuft, nicht zu finden. Angekündigt wird, dass am 17. September die »Live-Präsentation« in Wolfsberg über die Bühne gehen wird. »Ort wird noch bekannt gegeben«, heißt es auf wir-werden-buergermeister.at.

Keine Wolfsberger Themen

Wäre im Titelbild nicht die Zeile »Wolfsberg – 28. Februar 21« vermerkt, würde sich der uneingeweihte Lavanttaler obendrein nicht angesprochen fühlen. Denn bisher wurden auf der Homepage und auf Facebook keine spezifischen Wolfsberger Themen – von denen es wahrlich viele gibt – bearbeitet, sondern lediglich allgemeine Bereiche. Ein Beispiel: Am Dienstag, 16. Juni, gab es in einem Posting Kritik an der Bundesregierung: »Regierung erhöht und hilft an allen Ecken und Enden. Wieder tolle 19 Mrd. mehr. Merkwürdig, dass niemand jemand kennt, der Hilfe erhalten hat. Vielleicht steht Mrd. für Märchendämmerung oder so?«

»Ob wir eine Liste gründen oder über einen Verein arbeiten wird sich zeigen«
Selbstbeschreibung der »Bewegung«

Vielleicht. Ob allgemeine Sager wie diese aber die Wolfsberger von ihren politischen Stühlen reißt, bleibt fraglich. Da muss wohl etwas mehr kommen. 

Das Ziel der »Bewegung«, wie sie sich selbst nennt, liest sich so: »Unser Ziel: Wir werden Bürgermeister. Die Rechnung ist einfach, es handelt sich um eine Direktwahl. Erhält unsere Bewegung genügend Mitmacher, dann ziehen wir ab März 2021 ins Rathaus Wolfsberg ein. Die Gemeindepolitik der letzten Jahrzehnte war rückschrittlich und intransparent. Wir werden das ändern und einen neuen Stil ins Rathaus mit einbringen. Parteikungelei ist vorbei. Transparenz und Bürgernähe – sei dabei.« 

Kein Clou einer Partei

Ein Clou einer etablierten Partei, die sich den Wählern mit neuen Ideen präsentieren will (soll es schon gegeben haben!) und auf den Neugier-Effekt setzt, scheint nicht hinter »Wir werden Bürgermeister« zu stehen. Denn der Ini-
tiator, der laut Facebook-Info selbstständig ist, aus Wolfsberg stammt und in Wolfsberg lebt, schrieb am 15. Juni: »Wollen wir weiterhin SchwarzRotBlauGrünNeosTürkis wählen??? Sicherlich gibt es in jeder Partei Menschen, die einen guten Job machen und die richtige Intention haben. Doch ich sehe keine Partei, der ich guten Gewissens meine Stimme geben könnte.« Stattdessen heißt es auf der Homepage: »Ob und in welcher Form sich unsere Bewegung letztendlich manifestiert, werden wir gemeinsam entscheiden. Ob wir eine Liste gründen oder über einen Verein arbeiten wird sich zeigen.« Alles offen also.

Nicht ganz: Mittels Sympathiekundgebungen auf Facebook wird klar, in welche Richtung der Zug fährt. So wird ein Beitrag von Ferdinand Wegscheider, Intendant des Fernsehsenders ServusTV und dort eifriger Kommentator, vom unbekannten Listen- oder Vereinsgründer mit »fantastisch« gelobt. Der Intendant wurde vom »Falter« so beschrieben: »Wegscheider erkämpfte das Privatfernsehen in Österreich mit. Heute ist er Servus-TV-Chef und heizt die Stimmung gegen Muslime, die EU und die Linke an.«

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