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Wolfsberg. Georg Gutschi ist wütend. Der Wolfsberger Fotograf, der sein Studio am Getreidemarkt 2 betreibt, sieht sich seit der Vorwoche mit Baggern, Erdhaufen und einem aufgegrabenen Eingang konfrontiert. Die lange geplante Sanierung des Schoßbachs, Voraussetzung für die Neugestaltung des Getreidemarkts, ist vor seiner Tür angelangt. Allerdings: Laut ihm war es so, wie es jetzt geschieht, nicht ausgemacht.
»Die Stadt teilte mir zuletzt mit, dass in den ersten beiden Augustwochen vor meinem Geschäft gebaut wird«, sagte Gutschi am Mittwoch, 17. Juli. »Dann sagte mir ein Mitarbeiter der Baufirma, es wird ab Montag, 15. Juli, soweit sein. Davon wusste wieder die Stadt nichts.« Der Montag kam und ging, nichts geschah. Am Mittwoch, 17. Juli, standen Arbeiter und Maschinen vor der Türe, die das Erdreich aufzugraben begannen.
»Die wenigen Kunden, die noch kamen, mussten über einen Steinhaufen klettern«
Georg Gutschi, Fotograf
Gutschi an diesem Tag: »Die wenigen Kunden, die noch kamen, mussten heute über einen Steinhaufen klettern. Dabei ist jetzt Urlaubszeit, die Leute brauchen Bilder für neue Pässe.«
Er warf den Verantwortlichen vor, dass er nicht rechtzeitig über die Vorgänge informiert worden sei und die Stadt nicht Bescheid wisse, was in ihrem Auftrag geschehe. »Man kann mir nicht unmittelbar davor mitteilen, jetzt kommt die Blockade – noch dazu, wenn anderes ausgemacht war. Das ist keine Stadtbelebung, sondern -vernichtung«, so Gutschi.
Am vergangenen Mittwoch musste er sich mit Gartenarbeiten in seinem Innenhof beschäftigen, denn beinahe kein Kunde fand den Weg in sein Geschäft. Obendrein funktionierte sein Internet nicht mehr, ohne dem er seiner Arbeit nicht nachgehen kann. Danach dachte er laut über eine Rückerstattung seines entgangenen Verdienstes seitens der Stadt Wolfsberg nach.
Es wurde noch schlimmer
Am Donnerstag kam es noch schlimmer. Gutschi: »Ich hatte erst ab 9 Uhr Zugang zu meinem Betrieb – das kann nicht sein. Ursprünglich war ich bereit, mein Geschäft ab August zwei Wochen lang zu schließen, die dritte Woche wäre unser Betriebsurlaub gewesen. Das bin ich jetzt nicht mehr. Ich will sofort eine Lösung.«
Vizebürgermeister Alexander Radl (SPÖ) sagte in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters Hannes Primus: »Wir waren bei Gut-schi und haben mit ihm alles abgesprochen. Wir versuchen, den Ablauf der Baustelle zu koordinieren, man kann aber nicht jeden Schritt der Firma voraussagen: Wir sind nicht immer darüber informiert, wann genau etwas passiert. Ich bitte um Verständnis für die außergewöhnliche Situation, sie wird nicht ewig dauern.«
Kann sich die Stadt die Zahlung von Verdienstentgang an Gutschi vorstellen? Radl: »Das ist ein sensibler Bereich, man muss sich die Umstände und den Einzelfall ansehen – ob jemand gar nicht zu seinem Geschäft kam oder es nur eingeschränkt möglich war.«
Entspannung – aber nur kurz
Am Montag, 22. Juli, hatte sich die Lage entspannt. Fotograf Gutschi sagte: »Ein Mitarbeiter des Bauunternehmens hat mich über die weiteren Schritte informiert, die Zugänglichkeit zu meinem Geschäft ist gegeben. Es gibt jetzt ein Miteinander, das Bemühen ist vorhanden, Informationen weiterzugeben. Wirbel zu schlagen hat wohl genutzt.« Den Erfolg führte er aber auch auf den Einsatz der Wirtschaftskammer zurück, die sich für seine Anliegen einsetzte.
»Wir sind nicht immer darüber informiert, wann genau etwas passiert«
Alexander Radl, Vizebürgermeister
Allerdings: Am Dienstag, 23. Juli, liefen die Arbeiten voll an. Der gesamte Getreidemarkt war aufgegraben, bzw. mit Baumaschinen vollgestellt, ein Durchkommen gab es nur für furchtlose Passanten. Gutschi: »Was soll ich dazu noch sagen ...«
Wie berichtet traten im Juni Probleme bei der Baustelle auf. Stadtsprecher Wilfried Truppe bestätigte, Grabungen hätten ergeben, dass »die Fundamentierung schlechter ist als gedacht«. Die Baustelle werde umgestellt, damit es zu keinem Stillstand komme. Ob diese Umstellung für Gut-schis Schwierigkeiten verantwortlich ist, ist nicht bekannt.
Fest steht: Das Baulos am Kanalplatz ist auch noch nicht fertig. In der Vorwoche waren eine offene Grube und Erdhaufen zu sehen.
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