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Der Verkehr tötet den St. Andräer Ortskern ab: Eine Einbahn in Richtung St. Paul soll das Problem lösenAusgabe 7 | Mittwoch, 12. Februar 2025

Seit Jahrzehnten wird in der Bischofsstadt versucht, den Verkehr aus dem Zentrum zu bringen. Varianten gab und gibt es viele, keine wurde umgesetzt. Studenten der Fachhochschule schlagen vor, mit einer Einbahn Leben in die Stadt zu bringen. Sie ernten Skepsis.

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St. Andrä. Die  Bischofsstadt hat ein Problem: Mitten durch ihr Zentrum führt die Packer Straße B70 – samt regem Lkw- und Pkw-Verkehr, Staus und Lärmbelastung. Da die Landesstraße in diesem Bereich schmal ist, lädt sie Fußgänger nicht zum Verweilen ein, wer mit dem Fahrrad unterwegs ist. muss um die eigene Sicherheit fürchten. Folge: leere Geschäftsflächen in 18 Gebäuden, wenig öffentliches Leben.

Seit Jahrzehnten wird versucht, das Problem zu lösen. Eine Umfahrungsvariante, die in den 1960er-Jahren angedacht und im Westen vorgesehen war, lässt sich nicht mehr umsetzen: Das Gebiet ist mittlerweile verbaut. Von einer weiteren Autobahnabfahrt im Norden vor Wolfsberg, etwa auf Höhe der Frühauf-Mühle, will die zuständige Asfinag nichts wissen. 

»Wir müssen eine Lösung für das Verkehrsproblem finden. Das könnte vieles sein« 
Maria Knauder, Bürgermeisterin

2021 schlug Bürgermeisterin Maria Knauder (SPÖ) zwei neue Varianten vor: Eine Umfahrung, die in Fischering in Richtung ÖDK führen und entlang der Bahntrasse am Ort vorbeigehen sollte. Oder eine Untertunnelung St. Andräs vom heutigen Eurospar, auf dessen Areal damals noch der Tavernwirt stand, bis Framrach. Als Sofortmaßnahme forderte sie die Einführung von Tempo 30 im Ortskern.

Das Tunnelprojekt schloss Knauder selbst als unfinanzierbar aus. Der Boden unter der Stadt soll außerdem so sandig sein, dass die unter normalen Umständen schon enormen Kosten in unvorstellbare Höhen getrieben würden. Von ihrer Umfahrungsvariante war seither nichts mehr zu hören, die Temporeduktion blieb ein frommer Wunsch.  Denn der Stadt sind ohne Erlaubnis von oben die Hände gebunden, die Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg ist für die Straßenverkehrsordnung auf der B70 zuständig.

Doch eine Lösung muss her. St. Andrä ist 2019 unter die Grenze von 10.000 Einwohnern gefallen, was zu einer Verringerung der Ertragsanteile um etwa 400.000 Euro geführt hat. Seither kämpft die Gemeinde mit Finanzproblemen, mit einem toten Stadtkern lassen sich aber keine neuen Bürger anlocken. Deren Zahl liegt nun schon unter 9.900 Personen ... 

Einbahn als »Heilsbringer«

Jetzt gibt es einen neuen Anlauf – mit einer neuen Idee: Eine Einbahn soll der »Heilsbringer« werden. In der Vorwoche wurde in der Galerie der St. Andräer Stadtbücherei von Architekturstudenten der Fachhochschule Kärnten mit ihrem Studiengangleiter Wolfgang Grillitsch ein Konzept mit dem Titel »Andrä Wege gehen« präsentiert. Das Interesse der Bürger war groß, außerdem war neben Bürgermeisterin Maria Knauder auch der gesamte Stadtrat vertreten.

Die Studenten beschrieben erst ihre Herangehensweise: Sie haben mit Bürgern und lokalen Akteuren gesprochen und sie gefragt, wo der Schuh drückt. Herausgekommen sind die Themen Leerstand, Mobilität und Freiräume. Daraus wurden Vorschläge für die Weiterentwicklung der Stadt erarbeitet – die aber keine perfekte Lösung darstellen sollen, wie bei der Vorstellung betont wurde, sondern Impulse. 

Der erste Schritt wäre die Halbierung des Verkehrs – mit einer Einbahnführung der B70 in Richtung Süden, also St. Paul. Sie würde vom Eurospar bis zum Stadttor bei der Domkirche gelten. Fahrzeuge, die Richtung Wolfsberg wollen, würden durch das Tor der Domkirche auf die Aussichts- und die Bahnhofstraße geleitet, ehe sie beim Eurospar wieder auf die B70 auffahren könnten.

Da beginnen die neuen Probleme: Lkws dürfen das Stadttor nicht passieren, die enge Kehre in der Aussichtsstraße lässt massiven Schwerlast-Verkehr nicht zu. Die Studenten zeigten sich aber flexibel: Die Richtung der Einbahn könne ausprobiert werden, meinten sie bei der Präsentation. Nur: Auch in entgegengesetzter Richtung wäre Lkws die Durchfahrt verweigert.

Die weiteren Vorschläge: Würde nur mehr eine Fahrspur durch die Stadt führen, könnte der frei werdende Raum für andere Zwecke genutzt werden. Auf die Fahrbahn gemalte Streifen verbinden die Gehwege zu beiden Seiten, sollen das Tempo der Fahrzeuge reduzieren und auf die flanierenden Menschen aufmerksam machen. In einem zweiten Schritt entstehen in diesem Raum ein neues Café sowie »Stadtmobiliar«, bei dem sich die Menschen treffen und aufhalten können. Überdachungen und Fassadenanbauten sollen ebenfalls zum Verweilen einladen. Außerdem soll der Radverkehr unterstützt werden.

Die folgende Diskussion konzentrierte sich – natürlich – auf die Einbahnregelung. Während sich die einen eine Ausweitung wünschten, wurde auch gefragt: Die B70 dient als Ausweichstrecke im Fall einer Autobahnsperre. Was, wenn das eintritt? Antwort der Studenten: Das sei selten – und wenn es doch vorkommen sollte, könne die Einbahn zeitweise aufgehoben werden. 

Dann der frühere Bürgermeister Peter Stauber: Er wies auf den Status der B70 als Landesstraße hin und schlug vor, erst mit der Verkehrsabteilung des Landes abzuklären, ob die Einführung einer Einbahn überhaupt machbar wäre. Stauber skeptisch: »Als wir früher eine Verengung der Fahrbahn um 50 Zentimeter wollten, war das nicht möglich.« Aus dem Publikum wurde dem entgegen gehalten, dass es auch in Velden möglich war, auf einer Landesstraße eine Begegnungszone zu errichten. Die Bürgermeisterin zur Einbahnregelung: »Wir müssen eine Lösung für das Verkehrsproblem finden. Das könnte vieles sein: 30 km/h, eine Begegnungszone, eine Einbahn.«  

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