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Das überfällige Primärversorgungszentrum im Lavanttal könnte nun in St. Andrä entstehenAusgabe 27 | Mittwoch, 5. Juli 2023

Seit 2021 sollte es mindestens 75 Primärversorgungszentren in Österreich, darunter auch eines im Lavanttal, geben. Derzeit gibt es aber nur die Hälfte davon und keines im Bezirk Wolfsberg. Aktuell kommt St. Andrä als Standort für ein solches Zentrum in Frage.

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Wolfsberg. Seit langem wird darüber gesprochen in sechs Kärntner Städten ein Primärversorgungszentrum (PVZ) einzurichten. In diesen regionalen Zentren sollen mehrere Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenarbeiten und durch längere Öffnungszeiten die Spitalsambulanzen entlasten. So auch im Lavanttal. Passiert ist bislang allerdings nicht viel, lediglich ein PVz wurde in Kärnten errichtet. Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) dazu: »Im Bezirk Wolfsberg ist jedenfalls ein Primärversorgungszentrum geplant. Bis dato hat sich noch kein konkretes Projekt ergeben. Grund dafür waren bislang die sehr komplizierten Gründungsabläufe und Vertragsverfahren.« Es geht dabei um Vereinbarungen zwischen den beiden Vertragspartnern – Ärztekammer und ÖGK. Das Land Kärnten leistet lediglich finanzielle Unterstützung. Wahrscheinlich erscheint nach heutigem Stand für Prettner ein Zentrum in St. Andrä. »Mit Öffnungszeiten von Montag bis Freitag von 7 bis 19 Uhr decken die Primärversorgungszentren jene Zeiten ab, die ansonsten viele Patienten in Spitalsambulanzen ausweichen lassen. Es gibt genügend Belege dafür, dass ein Drittel aller Patienten nicht in die Spitalsambulanzen gehören«, so Prettner. Das Land Kärnten unterstützt die Gründung der Zentren und schießt rund 1,2 Millionen Euro für die Anschubfinanzierung und die Personalkosten zu.

Kritik übt die freiheitliche Bundesrätin und Wolfsberger Stadträtin Isabella Theuermann: »Die Stadt Wolfsberg muss darauf drängen, dass das Lavanttal ein solches Zentrum erhält. Dabei kann man einen Schwerpunkt Kindermedizin einplanen. Ein solches Angebot wäre für tausende Eltern im Lavanttal, für die an den Wochenenden kein Kinderarzt erreichbar ist, ein großer Fortschritt.« 

Mehrere FPÖ-Anträge im Wolfsberger Gemeinderat zur Errichtung eines Primärversorgungszentrums sowie zur Einführung einer kinderärztlichen Rufbereitschaft an den Wochenenden in Wolfsberg seien laut Theuermann von den anderen Parteien abgelehnt worden.

»Ich frage mich, warum Vizebürgermeisterin Michaela Lientscher, die Ärztin und Mitglied der Ärztekammer ist, sich gegen die kinderärztliche Rufbereitschaft in Wolfsberg ausgesprochen hat«, sagt Theuermann. 

Keine Notwendigkeit

Laut Auskunft aus dem Büro von Landesrätin Prettner gab es in der Vergangenheit bezüglich der kinderärztlichen Betreuung in Kärnten eine Diskussionsrunde, zu der viele Experten eingeladen wurden – Ärzte, Vertreter der ÖGK, Vertreter des Kärntner Gesundheitsfonds, Vertreter der Ärztekammer. »Die Stellungnahmen haben eines deutlich gemacht: Kärnten stellt in einer verantwortungsvollen und besonnenen Weise die kinderärztliche Versorgung sicher«, heißt es aus dem Büro von Prettner. Theuermann ärgert sich: »Ich verstehe nicht, dass sich Lientscher nicht auf die Seite der Bürger stellt, sondern nur im Sinne ihres Ärzte-Klientel argumentiert. Die Fahrt nach Klagenfurt mit einem kranken Kind ist für die Eltern laut ihr zumutbar.«

Vor einer Unterversorgung im Bereich der Kinderärzte warnt auch Team Kärnten-Chef Bürgermeister Gerhard Köfer: »Die aktuelle Entwicklung hat sich in den vergangenen Jahren begonnen abzuzeichnen. Gerade periphere Gebiete abseits der Ballungszentren Villach und Klagenfurt sind klar benachteiligt. Vielen Familien nützt es nichts, dass man an die Kinderabteilung des LKH Villach oder des Klinikums Klagenfurt verwiesen wird, wenn man eine Stunde oder mehr davon entfernt lebt.« Das Büro Prettner verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass es kärntenweit 42 niedergelassene Kinderfachärzte gibt und bei Notfällen ein ganzes System rund um die Uhr bereit stehe.

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