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Reichenfels, Klagenfurt. Am 6. Mai ist die mündliche Verhandlung zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) im Konzerthaus Klagenfurt angesetzt. Dabei werden auch die Gegner des Parks ihre Argumente vorbringen: die Umweltorganisation »Alliance for Nature«, die im Vorjahr gegründete »Bürgerinitiative Windradfreie Peterer Alm« oder der Alpenverein Wolfsberg.
Wie berichtet stimmten im September 2022 bei der Bürgerbefragung 425 Reichenfelser (68,88 Prozent) für den Windpark Peterer Alpe, 192 Personen waren dagegen (31,12 Prozent). Die Wahlbeteiligung betrug 41,78 Prozent. Danach sprach sich auch der Gemeinderat für das Vorhaben aus, indem er im Dezember 2022 den Projektwerbern – Kelag und »ImWind Erneuerbare Energie GmbH« – die Nutzung der öffentlichen Wege erlaubte.
Doch die Gegenwehr hält an. Nachdem die Bewerber Mitte Oktober des Vorjahrs die Umweltverträglichkeitserklärung vorgelegt hatten, trafen auch die schriftlichen Einwände fristgerecht ein. Christian Schuhböck, Generalsekretär von »Alliance for Nature«, listet in der Stellungnahme eine Vielzahl von Argumenten gegen den Windpark auf: Sie reichen von Beeinträchtigungen des Landschaftsbilds und der Tierwelt über Bodenverdichtung bis zu Störwirkungen durch akustische und optische Signale, Lärm-belastung, Lichtverschmutzung sowie Gefahren durch Eiswurf und Brände.
Er warnt vor »Qualitätseinbußen im naturnahen, sanften Fremdenverkehr« und vor »Wertminderung der umliegenden Region hinsichtlich Grundstücke und Immobilien«. Außerdem komme es durch das Projekt »zur Missachtung bestehender gesetzlicher Bestimmungen bzw. Verordnungen«. Laut Schuhböck können die »schwerwiegenden Umweltbelastungen« nicht durch Auflagen, Ausgleichsmaßnahmen etc. verhindert werden. Es bestehe kein Bedarf für Windparks, »solange nicht alle Energieeinsparungspotenziale aus-geschöpft« seien. Laut Ansicht der »Alliance for Nature« seien erst auf internationaler Ebene Maßnahmen zu setzen, um die CO2-Emissionen weltweit zu verringern – nicht nur in Europa. Denn Asien und Nordamerika seien Hauptverursacher der Emissionen.
Das sagt die Kelag
Bernd Neuner, Leiter Entwicklung Windkraft der Kelag, meint zu den Einwendungen Schuhböcks: »Für den geplanten Windpark Peterer Alpe findet derzeit die Umweltverträglichkeitsprüfung durch die zuständige Behörde statt. Sie prüft umfassend alle Aspekte und Auswirkungen des Projekts. Zu diesem laufenden Verfahren können wir inhaltlich nicht Stellung nehmen.«
Grundsätzlich weist die Kelag darauf hin, dass die Windkraft wichtige Beiträge zur Klimaneutralität und Unabhängigkeit »unserer Energieversorgung« leisten kann – und in Zukunft noch mehr leisten werde. Kärnten habe das viertgrößte Windkraftpotenzial aller österreichischen Bundesländer, vorwiegend entlang der Grenze zur Steiermark.
Neuner: »Windkraftanlagen erzeugen im Winter mehr Strom als im Sommer, also genau dann, wenn wir am meisten Strom brauchen. Jede in Kärnten erzeugte Kilowattstunde aus Windkraft ersetzt eine Kilowattstunde aus teurer fossiler Energie, die importiert werden muss.« Österreich habe sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Um sie zu erreichen, sollten alle erneuerbaren Energieträger verstärkt genutzt werden. Das betreffe die Photovoltaik, die Wasserkraft und die Windkraft. Im Wärmesegment kommt noch die Biomasse dazu. »Unser geplanter Windpark Peterer Alpe hat bei einer Volksbefragung in der Standortgemeinde Reichenfels eine deutliche Zustimmung gefunden. Dieses Ergebnis zeigt, dass die Mehrheit der Menschen diese klimaneutrale Form der Stromerzeugung befürworten«, so Neuner, laut dem Strom aus Windkraft schon heute einen wesentlichen Beitrag zur Stromversorgung in Österreich liefere. »Auch in Kärnten sind die ersten Windkraftanlagen in Betrieb. Unser Windpark Soboth/Steinberger Alpe erzeugt pro Jahr rund 60 Millionen Kilowattstunden Strom, er deckt den Bedarf von rund 17.000 Haushalten.« Derzeit laufen Behördenverfahren für drei Windkraftprojekte der Kelag: Neben der Peterer Alpe in Reichenfels sind das die Vorhaben Lavamünd auf der Soboth und Steinberger Alpe II in der Gemeinde St. Georgen.
Wie das UVP-Verfahren zur Peterer Alpe ausgehen wird, entscheidet das Land Kärnten. Allerdings wurde mit der Genehmigung des Windparks Bärofen in Frantschach-St. Gertraud ein »Präzedenzfall« geschaffen. Im April 2021 erhielten die dort geplanten acht Windräder grünes Licht der Landesregierung, die folgenden Einsprüche wurden in allen Rechtsinstanzen abgelehnt.
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