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Wolfsberg, Klagenfurt. Seit 2023 ist es, nach jahrelanger Diskussion, gesetzlich möglich, dass Gemeinderatssitzungen live im Internet übertragen werden. Das brachte den findigen Wolfsberger Wirt Manuel Wutscher auf eine Idee: Er möchte künftig ein Public Viewing bei den Gemeinderatssitzungen machen, wie es sonst bei sportlichen Großereignissen üblich ist.
Ein Testlauf vor der Corona-Pandemie am Weiherplatz war sehr erfolgversprechend. »Zur konstituierenden Sitzung, also der Sitzung, wo die Gemeinderäte und der Bürgermeister angelobt werden, kamen an die 10.000 Zuschauer auf den Weiherplatz in Wolfsberg. Es war ein echtes Volksfest«, erzählt Wutscher.
Danach wurde es um das Public Viewing aber wieder ruhig, da es keine gesetzliche Grundlage gab, die es ermöglicht. Mit Jahresbeginn hat sich das geändert, und nun möchte Wutscher voll durchstarten. »Ich habe im Vorjahr extra eine Eventagentur dafür gegründet. Einmal im Monat wird es bei mir eine Übertragung aus dem Rathaus geben, mit Freibier, Grillbüfett und Live-Musik – damit man den Blödsinn, den die Politiker verzapfen, nicht hören muss. Vielleicht wird es auch hin und wieder einmal Cheerleader geben, alles ist möglich«, erzählt Wutscher. Der Eintritt ist natürlich frei.
Das sagen die Politiker
Der rote Bürgermeister Hannes P. meint: »Wir werden uns das anschauen, und wenn die Rahmenbedingungen passen, werden wir uns anschauen, wie wir es finanzieren können. Und dann schauen wir uns noch an, was und wie rechtlich möglich ist. Ich bin und war immer für alles offen, was im rechtlichen Rahmen war. Und wenn wir uns alles angeschaut haben, schauen wir uns an, ob wir es auch tatsächlich umsetzen werden.«
»Einmal im Monat wird es bei mir eine Übertragung mit Freibier und Grillbüfett geben«
Manuel Wutscher, Gastronom
Die blaue Stadträtin Isabella sagt: »Viele Jahre habe ich dafür gekämpft. Und jetzt wird es endlich Realität. Die Bürger können nun live mitverfolgen, wie mit mir im Gemeinderat umgegangen wird und mir ständig Prügel zwischen die Beine geworfen werden. Ich denke, dadurch wird sich die Gesprächskultur deutlich verbessern.«
J. Steinkellner, Stadtrat der türkis/schwarzen Fraktion, zögert noch: »Datenschutztechnisch ist das schon eine sehr bedenkliche Geschichte. Dann kann jeder Bürger sehen, was im Gemeinderat besprochen wird. Das ist gefährlich.« Zwar seien laut ihm die Sitzungen auch jetzt öffentlich, aber es gäbe keine Bürger, die ins Rathaus kämen und dort eine Gemeinderatssitzung verfolgen.
Der Grüne Hirzbauer findet es super, auch die Idee mit dem Public Viewing hätte ihren Reiz: »Da kommen die Leute zusammen, sie feiern, reden usw. Somit werden Gemeinderatssitzungen künftig auch zu einem gesellschaftlichen Event, finde ich toll.«
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