Artikel
Wolfsberg. Mit zwölf Jahren hat er beim ATSV Wolfsberg mit dem Fußballspielen angefangen, mit 15 war er schon in der Kampfmannschaft. Die Rede ist von Wolfgang Pichler (67), den meisten wohl eher als »Rastelli« oder »Der rote Pichler« bekannt. Seine Zeit beim ATSV fand aber bald nach seinem Kampfmannschaftsdebüt ein Ende, da Pichler nach Seefeld zog, wo er eine Kellnerlehre absolvierte.
Nach der Lehre arbeitete er ein Jahr lang im Hotel- und Gastronomiegewerbe in der Schweiz, ehe er 1976 zurück ins Lavanttal kam und beim WAC anheuerte. »Fußball war immer mein Leben, aber in Wolfsberg kam ich mit dem Trainer nicht zurecht und wechselte dann in die Steiermark«, blickt Pichler zurück. Bei Rot-Weiß Knittelfeld wurde der gelernte Stürmer zwar als Verteidiger eingesetzt, trotzdem war er mit 15 Treffern in der Saison der erfolgreichste Torschütze des Vereins. Daher wurde er vom Lokalrivalen »Red Star Knittelfeld« abgeworben, und prompt sicherte sich der Verein mit dem Lavanttaler Stürmer den Titel in der steirischen Landesliga, Pichler wurde Torschützenkönig. So wurde auch der Wiener Sportclub – der damals in der höchsten österreichischen Liga spielte – auf den Wolfsberger aufmerksam. »Ich wurde zwar zu einem Probetraining eingeladen. Da ich aber keinen Manager hatte, war es damals unmöglich zu einem Verein in der ersten Liga zu kommen«, erzählt Pichler.
»Viele meiner ehemaligen Kritiker sind heute froh, wenn ich eines ihrer Spiele pfeife«
Wolfgang Pichler, Schiedsrichter
Also ging es 1979 zurück zum WAC, der zu dieser Zeit in der 2. Division spielte. Das war auch die Zeit, in der Pichler zu seinem Spitznamen »Rastelli« kam. Der bekannte Kärntner Sportmoderator Tono Hönigmann sagte einmal in Radio Kärnten: »Der junge Pichler spielt wie einst Rastelli.« (Anm.: Enrico Rastelli war ein gefeierter italienischer Jongleur. Später stand sein Name für Fußballspieler mit besonderem Ballgefühl.) So wurde Pichlers Spitzname »geboren«.
Die aktive Fußballer-Karriere beendete »Rastelli« 1987. Dem Sport blieb er aber als Trainer treu. Seine erste Station war Bad St. Leonhard, wo er zunächst als Spielertrainer fungierte, ehe er sich nur noch auf die Trainerbank konzentrierte. Danach war er in Eberndorf und Lavamünd als Trainer tätig. In der Saison 1992/93 war Pichler Leiter des Bundesnachwuchszentrums in Kärnten für die U16-Mannschaft. In dieser Zeit fungierte er auch als Co-Trainer von Paul Gludovatz des U15-Nationalteams.
Anschließend übernahm er den Nachwuchsbereich des WAC und gründete 1995 mit Unterstützung seines Sohns Wolfgang jun. die erste Fußball-Damenmannschaft in Wolfsberg. Aus der gingen mit seiner Tocher Kerstin und Martina Perchtaler auch zwei Spielerinnen hervor, die im Nationalteam eingesetzt wurden.
Rastelli wird zum »Roten Pichler«
Doch alles hat ein Ende und so beendete Pichler 1999 seine Trainertätigkeit und legte die Schiedsrichterprüfung ab. Den Schiedsrichterjob übt er bis heute voller Leidenschaft aus. Pfeifen darf der 67-Jährige Spiele bis zur Unterliga. »Eine höhere Liga geht altersbedingt leider nicht mehr«, so Pichler.
Und warum ist er »Der rote Pichler«? Der Wolfsberger erklärt: »Ich bin ein Gerechtigkeitsfanatiker. Ein Vergehen muss dementsprechend geahndet werden. Das große Problem heutzutage ist, dass 90 Prozent der Schiris einer Karte oftmals aus dem Weg gehen, um nicht irgendwo anzuecken. Ich zücke die Karte. Daher kommt der Name. Es ist witzig, dass viele meiner ehemaligen Kritiker heute sehr froh sind, wenn ich eines ihrer Spiele pfeife.«
Pichler hat mittlerweile über 3.000 Spiele als Schiedsrichter geleitet und war bei mehr als 1.500 als Assistent im Einsatz. »Ich habe aber noch lange nicht genug. So lange ich körperlich dazu in der Lage bin, möchte ich Spiele pfeifen«, sagt Pichler, der nächstes Jahr seit 25 Jahren als Schiedsrichter für den korrekten Spielablauf sorgt.
0 Kommentare Kommentieren
Keine Kommentare gefunden!