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Wolfsberg. Wenn Walter Döller in die Rolle das Nikolo schlüpft, den weißen Bart richtet und mit dem goldenen Bischofsstab vor die Kinder tritt, dann leuchten ihre Augen. Für viele Familien im Lavanttal ist er mittlerweile zu »ihrem« Nikolaus geworden.
In der Pfarre Wolfsberg gibt es heuer drei Nikoläuse: Huber Jöbstl, Klaus Arzberger – und Walter Döller. Mit seinen 77 Jahren ist Döller nun zum dritten Mal als Nikolaus unterwegs. Vor drei Jahren sprach ihn der Wolfsberger Stadtpfarrer Christoph Kranicki an, ob er diese Rolle übernehmen wolle. Döller, damals frisch gewählter Pfarrgemeinderatsobmann, zögerte nicht: »Mir ist wichtig, dass wir in einer Zeit, in der der Weihnachtsmann und andere Figuren aus den USA überhandnehmen, unsere abendländische Kultur pflegen. Der Nikolaus gehört wieder in den Vordergrund. Für die Kinder ist das etwas ganz Besonderes.«
»Es ist wichtig, diese Tradition nicht zu verlieren. Die alpenländische Kultur soll weitergeführt werden«
Walter Döller über den Nikolaus
Als Nikolo besucht er Schulen, Kindergärten und Familien. Im Vorjahr war er in der Volksschule St. Johann, wo die Kinder sangen, spielten und Gedichte vortrugen. »Die leuchtenden Augen faszinieren mich jedes Mal. Sie erinnern mich an meine eigene Kindheit, als der Nikolaus noch mit dem Krampus unterwegs war. Heute fürchten sich viele Kinder davor, deshalb treten wir ohne ihn auf. Das Gute soll im Vordergrund stehen.«
Rund zehn bis 15 Hausbesuche absolviert Döller jedes Jahr. Er fährt von Familie zu Familie, erzählt aus dem Nikolausbuch und trägt Texte vor, die die Eltern speziell für ihre Kinder vorbereitet haben. »Manche Kinder erschrecken und fragen sich oft, woher der Nikolaus das alles weiß. Andere sagen Gedichte auf oder überreichen kleine Geschenke. Besonders schön ist es, wenn die Kinder selbst etwas für den Nikolaus gebastelt haben«, sagt Döller.
Nachdem der Nikolaus in den vergangenen Jahren immer mehr ins Abseits geriet, findet Döller die jährliche Nikolaus-Aktion der Bürgerfrauen großartig. »Es ist wichtig, dass wir diese Tradition nicht verlieren. In vielen Gemeinden gibt es keine Hausbesuche mehr. Ich halte es für ein kulturbewusstes Verhalten, wenn wir den Nikolaus wieder in die Häuser bringen. Unsere alpenländische Kultur soll damit weitergeführt werden.«
Er sieht den Nikolaus nicht nur als Kinderfreund, sondern als Symbol für Werte, die in der Adventzeit wichtig sind: das Gute, die Gemeinschaft, die Erinnerung an den Heiligen Nikolaus. »Es geht darum, eine vorweihnachtliche Einstimmung zu erzeugen. Der Krampus soll höchstens wie eine Rute im Fenster sein«, sagt der frühere Primar.
Initiator der Lymphklinik
Neben seiner Rolle als Nikolaus hat Walter Döller auch medizinisch Großes geleistet. Als Chirurg erkannte er früh, dass viele Krebspatienten zwar erfolgreich behandelt wurden, aber unter den Folgen eines Lymphstaus litten. »Das Lymphödem belastet die Menschen enorm. In Deutschland gab es bereits erfolgreiche Therapien, und ich dachte: Das muss auch bei uns möglich sein.«
Er absolvierte eine Ausbildung an der »Földi-Klinik« mit angeschlossener Lymphologie-Ausbildung in Freiburg im Breisgau und begann, auf der Chirurgie in Wolfsberg erste Patienten zu behandeln. Dabei stieß er auf großes Interesse und gründete eine eigene Abteilung. Aus einem Pilotprojekt entwickelte sich innerhalb von vier Jahren eine Klinik mit 60 Betten und 20 Akutbetten. »Das war ein voller Erfolg. Heute ist die Lymphklinik Wolfsberg im gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus anerkannt«, freut sich Döller, der mit Demut über diese Leistung spricht: »Es erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit, dass das Projekt so große Akzeptanz gefunden hat. Die Lymphklinik ist heute ein wichtiger Informations- und Therapieort. Mit den Lymphkliniktagen, die heuer bereits zum elften Mal stattfanden, tragen wir dazu bei, dass der Erfolg anhält.«
Walter Döller, geboren 1948 im niederösterreichischen Allentsteig, war – und ist – ein bekannter Arzt im Lavanttal: Er war Primarius und Abteilungsleiter am Zentrum für Lymphologie im LKH Wolfsberg sowie Gründungsmitglied und der Präsident der Österreichischen Lymph-Liga. Am 1. Jänner 2014 ging er als Primar in Pension, 2019 beendete er auch die Arbeit in seiner Wolfsberger Privatordination. Döller ist mit Monika verheiratet und Vater von drei Kindern.

Von Michael Swersina
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