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Wolfsberg, Perth (AUS). Wer an einen längeren Aufenthalt in Australien denkt, hat vermutlich das Opernhaus in Sydney oder das Great Barrier Reef vor Augen. An einen Job als Fahrer eines 60-Tonnen-Kippladers in einer Goldmine unter Tage denkt man dabei wohl kaum. Doch genau das hat Rebecca Manuel (27) gemacht.
Die Wolfsbergerin wurde in Enschede in den Niederlanden geboren und kam im Alter von fünf Jahren mit ihren Eltern nach Wolfsberg. Sie absolvierte eine Lehre als Restaurantfachfrau in Pörtschach und war danach immer wieder auf Saison in der Schweiz. »Ich habe dort in der Winter- und Sommersaison gutes Geld verdient und bin schließlich Abteilungsleiterin im Restaurant geworden. In der Zwischensaison habe ich immer wieder Reisen, die drei bis sechs Monate dauerten, durch Asien unternommen«, erklärt die 27-Jährige. Der Wunsch, noch länger unterwegs zu sein, existierte schon länger, sagt sie: »Ich habe zuerst nur nicht gewusst, wie ich es umsetzen kann. Ich habe das Geld, das ich während der Saisonarbeit verdiente, verwendet, um meine Reisen zu finanzieren. Wenn das Geld dem Ende zu ging, flog ich wieder zurück nach Europa.«
»Es war nicht der Job, nach dem ich gesucht hatte, aber ich hatte keine Wahl«
Rebecca Manuel über ihre Arbeit in der Goldmine
Arbeiten und reisen
Vor 14 Monaten brach sie erneut nach Asien auf. Doch anstatt zurück nach Europa zu fliegen, führte ihr Weg sie nach Perth an der australischen Westküste. Sie beantragte ein »Work and Travel«-Visum (arbeiten und reisen). Heißt: Sie muss in einem gewissen Zeitraum arbeiten, damit sie eine Aufenthaltsgenehmigung für Australien hat. Manuel erzählt: »Als ich mich für das Visum beworben habe, war ich in Taiwan und musste einen Online-Kurs besuchen, um zum offiziellen Englisch-Test für das Visum antreten zu können.«
Nachdem sie den Test bestanden hatte, war sie ab September 2023 in Australien. »Ich habe mich in allen Restaurants beworben, aber niemand brauchte Personal. Und dann bin ich dagestanden – ohne Geld und ohne Arbeit«, blickt die 27-Jährige zurück. »Ich hatte Glück und habe über mehrere Umwege Kontakt zu jemandem aufgenommen, der mir einen Job in einer Goldmine besorgt hat. Es war nicht der Job, nach dem ich gesucht hatte, aber ich hatte keine Wahl.«
Die Wolfsbergerin nahm den Job an, ohne zu wissen, was auf sie zukommt: »Es war eine der härtesten Sachen, die ich je gemacht habe. Es war eine neue und teilweise auch beängstigende Welt. Aber ich habe richtig gutes Geld verdient.« Sie fuhr mit einem 60-Tonnen-Kipplader in eine Goldmine, dort wurde der Lkw mit 60 Tonnen Gestein beladen, das sie aus der Mine transportiert hat. »Der Truck ist riesig. Ich habe erst vor Ort gelernt damit zu fahren. Ich musste die Theorie und die Praxis lernen«, blickt Manuel zurück. Gewohnt hat die 27-Jährige, die als einzige Frau dort arbeitete, in einem kleinen Container-Camp: »Man wird von Perth extra eingeflogen. Den Flug zahlt die Firma. Dann arbeitet man zwei Wochen lang täglich rund 14 Stunden pro Tag und hat anschließend eine Woche frei. Danach geht es von vorne los.«
Bis Februar hat die 27-Jährige den tonnenschweren Truck in die Goldmine gesteuert. Um die Voraussetzungen für das Visum zu erfüllen, muss sie noch 88 Tage auf einer Farm arbeiten. »Ich arbeite derzeit auf einer Paprikafarm und habe schon knapp 50 Tage geschafft«, sagt sie. Im Sommer möchte sie erneut um das einjährige ›Work and Travel‹-Visum ansuchen. Bis die Genehmigung da ist, werde ich wieder durch Asien reisen«, sagt Manuel, die unter anderem bereits Thailand, Malaysia, Singapur, Indonesien, Japan, Hong Kong, Südkorea und Vietnam bereist hat. »Ich liebe Asien. Ich liebe die Menschen, die Kultur und das Essen. Aber ich überlege, durch Südamerika zu reisen. Aber zuerst möchte ich noch ein Jahr in Australien anhängen, danach sehe ich, wohin mein Weg mich führt.«
Café am Strand
Auf die Frage, ob sie denn irgendwann sesshaft werden möchte, sagt Rebecca Manuel: »Derzeit steht auf meiner Liste ganz oben, dass ich möglichst viel reisen und sehen möchte. Sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen – daran denke ich aktuell gar nicht.«
Eine Rückkehr ins Lavanttal ist langfristig ebenfalls nicht vorgesehen. »Ich sehe mich in ein paar Jahren eher mit einem eigenen Café am Strand auf den Philippinen«, lacht die 27-Jährige, die mit ihrer Familie regelmäßig in Kontakt ist: »Sie vermissen mich, aber wir telefonieren oft, und sie freuen sich auch für mich.« Was sie am meisten, abgesehen von ihrer Familie, vermisst? »Eine Leberkässemmel. Und Almdudler. Und die Kärntner Nudel von meiner Oma vermisse ich auch«, lacht Manuel.
Unter @checkbecca kann man der Wolfsbergerin auf Instagram folgen. Dort gibt sie Updates von ihren Erlebnissen in »Down Under«, wie Australien auch genannt wird.
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