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Wolfsberg. Dr. Harald Pressl hätte noch gerne ein paar Jahre gearbeitet, doch Kassenärzte dürfen in Österreich nur bis zu einem Alter von 70 Jahren arbeiten. Weil er diese Lebenszahl nun erreicht hat, schließt er Ende Februar seine Praxis. Mit dem Bleiburger Werner Liegl konnte bereits ein Nachfolger gefunden werden, der Pressls Kassenstelle übernehmen wird.
Auch Pressls Kollege Wolfgang Pfeiffer, mit dem er eine Gemeinschaftspraxis in Wolfsberg betreibt, geht mit Ende Februar in den Ruhestand. Seine Stelle wird Andrea Onitsch übernehmen. Im März werden die Räumlichkeiten in der Bamberger Straße umgebaut, weshalb die Praxis kurzzeitig geschlossen wird. Die Neueröffnung ist Ende März geplant.
Arzt statt Architekt
Pressl wollte ursprünglich Architekt werden. Aufgewachsen ist er in Mallnitz und Radenthein. Bereits nach der Volksschule verschlug es ihn ins Lavanttal, wo er das Stiftsgymnasium in St. Paul besuchte. Nach der Matura ging es in deutsche Augsburg, wo Pressl Architektur studieren wollte: »Ich habe aber schnell gesehen, dass Architektur nichts für mich ist, denn ich bin zeichnerisch völlig unbegabt.«
Also ging es nach Graz, wo er Medizin studierte und nach dem Abschluss 1981 ins LKH Wolfsberg wechselte. 1988 bekam er in der Bezirkshauptstadt eine Kassenstelle und eröffnete am 5. Oktober seine eigene Praxis. Er deckte die Fachbereiche Allgemeinmedizin und innere Medizin ab. 1995 kam es zum Zusammenschluss mit Wolfgang Pfeiffer, wodurch ein größeres Angebot an medizinischen Leistungen gewährleistet werden konnte.
Homöopathie ist Betrug
Von der Covid19-Impfung ist Pressl weiter überzeugt. »Sie ist nach wie vor das einzige Mittel, um schwere Fälle zu verhindern«, so der Mediziner. Von homöopathischen Mitteln hält er dagegen überhaupt nichts. Pressl sagt: »Homöopathie ist Betrug am Patienten. Es gibt unzählige Beweise, dass Homöopathie nicht wirkungsvoller ist als Placebo.«
Gesundheitsstadtrat
Eine Periode lang war Pressl auch im Wolfsberger Gemeinderat für die SPÖ tätig. Er fungierte als Gesundheitsstadtrat. Pressl: »Ich habe mir gedacht, im Gesundheitssektor kann man nicht immer nur jammern, was getan werden sollte, sondern man muss es auch tun. Als ich die Chance dazu bekam, habe ich sie genutzt. Ich habe aber schnell erkennen müssen, dass es sehr schwierig ist, seine Ideen und Vorschläge durchzubringen.«
Pressl war auch jahrelang aktives Mitglied beim Wolfsberger Schachclub und hat einige Turniere in Wolfsberg veranstaltet. Heute ist es zwar noch sein Haupthobby, an Turnieren nimmt er aber nicht mehr teil.
Back to the roots
Und was steht in der Pension auf dem Plan? »Ich bin in einer Bäckerfamilie aufgewachsen und mache heute noch mein Gebäck selbst. Das Kochen werde ich künftig forcieren. Interessant finde ich Molekularküche, damit möchte ich mich ein wenig beschäftigen. Ansonsten gehe ich mit meiner Frau Barbara gerne ins Theater und in die Oper, ich lese gerne und gehe Wandern. Und natürlich werde ich ausreichend Zeit mit meinen Enkelkindern verbringen.«
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