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Wirbel um polnische Hühner in Lavanttaler MärktenAusgabe 16 | Mittwoch, 15. April 2020

Im Bezirk wurden zuletzt Produkte von »Hubers Landhendl« angeboten, einem Unternehmen, das auf Facebook mit »frischestem, österreichischen Geflügel« warb – die Filets kamen aber aus Polen. Die heimischen Produzenten ärgern sich, »Hubers« klärt auf.

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Lavanttal. Aufgrund der Coronakrise kamen zuletzt keine ausländischen Hühner mehr in den heimischen Handel. Jetzt werden plötzlich in Supermärkten des Tals auch Hühner aus Polen angeboten, was für Verärgerung sorgt. Franz Dorner, Hühnerproduzent aus Kamp: »Hier wird billige Ware hereingeschleudert, die uns unter Druck bringt. Das ist unseriös. In Polen herrschen weit tiefere Produktionsstandards als bei uns.« Angeboten werden die Hühner von der oberösterreichischen Firma »Hubers Landhendl«, die noch kürzlich mit dem – mittlerweile geänderten – Slogan »österreichisches (Bio-)Geflügel« warb. »Was da gemacht wird, ist nicht illegal, denn die Kennzeichnung ist korrekt. Okay ist es aber nicht«, kommentiert »Wech Geflügel«-Geschäftsführer Karl Feichtinger. »Hubers Landhendl« verweist auf gestiegene Bestellungen, was den Rückgriff auf Ware aus dem Ausland notwendig gemacht habe.

»In Polen werden 30 Hühner am Quadratmeter gezogen – die reinste Tierqual«
Franz Dorner, Hühnerproduzent

Wenigstens für die Hühnerproduzenten hatte es gut ausgesehen. Durch die Coronakrise kamen erst keine Hendl aus dem Ausland mehr ins Land, die heimischen Hersteller erhöhten ihre Kapazitäten. Jetzt ist alles anders. In Lavanttaler Supermärkten werden Produkte des oberösterreichischen Unternehmens »Hubers Landhendl GmbH« angeboten, das zuletzt auf Facebook seine Artikel so bewarb: »Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Familie Österreich mit frischestem, österreichischen (Bio-) Geflügel in den Regalen der Supermärkte versorgt ist.« Allerdings: Auf Hendl-Filet-Packungen von »Hubers« stand zu lesen: »Aufgezogen in Polen. Geschlachtet in Polen.« Mittlerweile hat »Hubers« seinen Facebook-Post angepasst und schreibt nur noch vom »frischestem (Bio-) Geflügel« – österreichisch wurde gestrichen.

Die Wut sitzt den Lavanttaler Erzeugern trotzdem im Nacken. Hühnerproduzent Franz Dorner aus Kamp sagt: »Hier wird billige Ware aus Polen hereingeschleudert, die uns unter Druck bringt. Das ist unseriös. In Polen herrschen weit tiefere Produktionsstandards als bei uns.« In Österreich schreibt das Gesetz vor, dass maximal 30 Kilo Lebendgeflügel pro Quadratmeter produziert werden dürfen. »Bei mir sind es maximal 25 Kilo am Quadratmeter«, sagt Dorner, »in Polen werden lebend 44 Kilo oder 30 Hühner am Quadratmeter gezogen – die reinste Tierqual. Darüber müssen die Kunden aufgeklärt werden.« Dorner verweist auch auf den Kohlendioxidausstoß beim Transport und meint: »Wenn dieses CO2 besteuert und eingepreist wäre, würden sich diese Importe aufhören.«

Legal, aber nicht okay

Auch Karl Feichtinger, Geschäftsführer der »Wech Geflügel GmbH« kennt die »Hubers«-Produkte. Er sagt: »Was da gemacht wird, ist nicht illegal, denn die Kennzeichnung ist korrekt. Okay ist es aber nicht, wenn man schreibt, man biete österreichisches Geflügel an – und dann kommt es teilweise aus Polen.« Laut Feichtinger sind Auslandsimporte von Aktionsware generell keine Ausnahmeerscheinungen: »Das ist für uns nicht erfreulich, da es unangekündigt passiert. Ich würde es als marktstörend bezeichnen, nicht als existenzgefährdend.« Die Problematik laut Wech-Geschäftsführer: »Der Konsument bemerkt oft nicht, dass die Ware aus dem Ausland stammt.«

»Hubers Landhendl« schreibt auf Anfrage der Unterkärntner Nachrichten: »Grundsätzlich haben wir in Österreich bei den Hendl eine Eigenversorgung von 82 Prozent. Es ist uns in den letzten Jahren gelungen, über 30 nachhaltige Wintergartenbetriebe und auch über 30 nachhaltige Bio-Betriebe in Österreich neu aufzubauen. (...) Auch diese neu hinzu gekommenen Betriebe reichen nicht aus, damit wir Österreich ausschließlich mit österreichischen Hühnern versorgen können. Sollten Lavanttaler Geflügelmäster nicht voll ausgelastet sein, würden wir diese sehr gerne in die Huber-Familie aufnehmen.«

Und weiter: »In den letzten Wochen war Hubers Landhendl aufgrund der Pandemie mit Hamsterkäufen und Bestellungen vom vier- bis zehnfachen der üblichen Menge konfrontiert. (...) Um diese unerwarteten Aufträge bewerkstelligen zu können, wurde – in Absprache mit dem österreichischen Handel – ergänzend auf Ware aus dem Ausland zurückgegriffen. Dies wurde ordnungsgemäß explizit mit der ausländischen Herkunft und ohne AMA-Gütesiegel deklariert. Hubers Landhendl konnte diese extrem hohe Nachfrage nicht ausschließlich mit österreichischer Ware bewältigen.« 

Jetzt entscheidet der Kunde, was er sich auf den Teller legt ...

Huhn, Unterkärntner, Lavanttal
Beim Griff nach dem Huhn sollten Konsumenten genau schauen, was sie da kaufen. Hendl-Filets von »Hubers« kamen zuletzt aus Polen (Bild rechts), was Ärger erregt. Fotos: KK, privat

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