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St. Stefan, St. Andrä. Dringend »müssen« sollte man hier nicht: Wer am Bahnhof in St. Stefan vor der Abfahrt noch schnell das stille Örtchen aufsuchen will, kann nur hoffen, dass der Zug rasch kommt. Denn am Bahnsteig selbst steht er vor verschlossenen Türen – sowohl die Damen- als auch die Herrentoilette sind versperrt.
Zur »Ablenkung« von seinem Bedürfnis darf der Betroffene den Zettel lesen, der von den ÖBB an den Pforten angebracht wurde. Darauf steht: »WC-Anlage außer Betrieb! Wegen ständiger Vandalenakte wurde diese WC-Anlage vorübergehend geschlossen!« Weitere Erläuterungen oder Hinweise auf Alternativen, wo sich der Fahrgast sonst erleichtern könnte, finden sich nicht.
»Es ist geplant, dass die Räume im April wieder geöffnet werden«
Rosanna Zernatto-Peschel, ÖBB-Pressesprecherin
Doch nicht nur das: Auch der Warteraum im Bahnhof St. Stefan ist versperrt. An der Glastüre findet sich ein ähnlicher Aushang, den der Besucher bereits von den Toiletten kennt: Darauf werden »Vandalenakte« als Ursache der »vorübergehenden« Schließung vermerkt.
Ähnliches Bild in St. Andrä
Schauplatzwechsel zum Bahnhof St. Andrä. Hier ist zwar die WC-Anlage geöffnet und benutzbar, dafür steht Reisenden kein Warteraum zur Verfügung. Die Holztüre mit den beiden Glaseinsätzen ist zu, die ÖBB teilen auf einem A4-Blatt mit, dass »Vandalenakte« der Auslöser der Sperre seien. Der Hinweis endet hier mit dem Satz: »Wir bitten um Ihr Verständnis.«
Bleibt die Frage: Warum müssen Lavanttaler Bahnfahrer an diesen beiden Haltestellen in der winterlichen Kälte auf ihre Züge warten, bzw. stehen ihnen in St. Stefan auch keine Toiletten zur Verfügung?
ÖBB-Pressesprecherin Rosanna Zernatto-Peschel sagt: »Seit etwa 1,5 Monaten sind die angesprochenen Räume geschlossen. Der Grund waren vermehrte Vandalenakte.«
Ende vergangenen Jahres sei es zu versuchten Einbrüchen in versperrte Toiletten und Warteräume gekommen, sowie zu »Devastierungen«, wie die Sprecherin formuliert. Darauf habe man sich zur ständigen Schließung entschlossen, die aber in einiger Zeit aufgehoben werden soll. »Es ist geplant, dass die Räume im April 2022 wieder geöffnet werden«, so Zernatto-Peschel. In Internetforen geäußerte Vermutungen, die Sperre könnte auf eingespartes Personal zurückzuführen sein, bestätigte sie nicht. Und: Laut ihr habe es »bis dato keine Beschwerden von Reisenden« wegen der versperrten Räume gegeben.
Eckpfeiler Sicherheit
Grundsätzlich führte Zernatto-Peschel aus, Sicherheit sei seit jeher ein enorm wichtiger Eckpfeiler bei den ÖBB: »Das betrifft die unmittelbare Reise genauso wie die Wartezeit und den Aufenthalt bei unseren Haltestellen und Bahnhöfen. Die Bahnhöfe und Züge der ÖBB gehören zu den sichersten in Europa, das ist gut so.«
Ein wichtiger Bestandteil sei auch ein sauberes Erscheinungsbild. Die Sprecherin: »Leider kommt es immer wieder zu Vandalismus-Vorfällen, auf die die ÖBB konsequent reagieren. In Kärnten hat sich die Zusammenarbeit mit der Exekutive sehr gut entwickelt, es werden unter anderem regelmäßig gemeinsame Bestreifungen von ausgewählten Bahnhöfen und Haltestellen unserer Sicherheitsmitarbeiter mit der Polizei durchgeführt.« Denn Sicherheit sei kein Zustand, sondern harte Arbeit – jeden Tag.
Steht zu hoffen, dass die Bemühungen von ÖBB und Polizei auch in den Bahnhöfen St. Stefan und St. Andrä Wirkung zeigt – damit die Reisenden dort künftig mehr Komfort vorfinden als jetzt ...
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