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Lavanttal. Auslöser war eine anonyme Frage auf der Facebook-Seite der Gruppe »Wolfsberger helfen Wolfsbergern«. Sie lautete: »Hat noch jemand Probleme mit einer ärztlichen Person, die Gesunden-untersuchungen verbucht, obwohl keine durchführt wurden?« Es folgte ein »Shitstorm«, der weite Kreise zog und mittlerweile auch eine Anwaltskanzlei und die Polizei beschäftigt. Die betroffene Lavanttaler Medizinerin bestreitet die erhobenen Vorwürfe und spricht von »Hass und Hetze«.
Das auslösende Posting stammt vom 8. November. Binnen kurzer Zeit wurde es 148 Mal kommentiert, teils waren die Vorwürfe gegen die Medizinerin deftig formuliert. Kernpunkte: Sie habe Gesundenuntersuchungen verrechnet, aber nicht durchgeführt, dazu würden die E-Cards von Begleitpersonen gesteckt.
Politiker wurde aktiv
Der Wolfsberger Landtagsabgeordnete Harald Trettenbrein (FPÖ), der auf Facebook sehr aktiv ist, schaltete sich ein und schrieb: »Werde das nächste Woche beim Gespräch mit dem ÖGK-Chef zum Thema machen! So etwas geht gar nicht.« Einige Tage später ruderte Trettenbrein in einem weiteren Posting zurück: »Alle genannten Vorwürfe entbehren jeglicher Grundlage! Nach meinen Informationen gab es keine wie immer geartete falsche Abrechnung mit der Gesundheitskasse! Einige gepostete Behauptungen grenzen an Rufschädigung und sind wohl strafrechtlich relevant.« Es wäre nötig, »öfter mal nachzudenken, bevor Unwahrheiten verbreitet werden.«
Trettenbrein zu den Unterkärntner Nachrichten: »Ich habe bei der ÖGK nachgefragt. Mir wurde mitgeteilt, von diesen Vorwürfen sei nichts bekannt, außerdem könnte es so gar nicht funktionieren. Mehr kann und will ich dazu nicht tun. Und wie ich auf Facebook geschrieben habe: Wenn jemand etwas belegen kann, soll er Anzeige erstatten.« Tatsächlich gab ein User auf Facebook bekannt, er habe eine Ärztin bei der Ärztekammer, der Datenschutzbehörde und der Polizei angezeigt.
»Die Anschuldigungen sind nicht gerechtfertigt. Es handelt sich um Verleumdungen«
Die betroffene Ärztin bestreitet die Vorwürfe
Dass die Exekutive bereits aktiv sei, bestätigt auch die betroffene Medizinerin. Zu den gegen sie erhobenen Anschuldigungen sagt sie: »Sie sind nicht gerechtfertigt. Es handelt sich um Verleumdungen, um eine rufschädigende Hetzkampagne. Ich bin den Hasskommentaren hilflos ausgesetzt, da ich natürlich dem Datenschutz unterliege. Ich habe sie an einen Anwalt weitergeleitet. Viele meiner zufriedenen Patienten sind schockiert.« Sie hat die Postings gelesen, »teils sind diese User nicht einmal meine Patienten. Ich bemühe mich, den Menschen zu helfen, ich mache nie Urlaub, mein Beruf ist meine Leidenschaft. Diese Vorwürfe haben mich getroffen und verletzt.«
Zu den Vorwürfen
Zu den Anschuldigungen meint sie: »Natürlich verrechne ich keine Vorsorgeuntersuchungen, die nicht durchgeführt wurden. Jeder betroffene Patient gibt vorher sein schriftliches Einverständnis, dann werden Daten erhoben, es folgen eine Blutabnahme etc., zuletzt gibt es ein Gespräch. Ich bin Vorschriften unterworfen, meine Praxis ist keine Wellness-Einrichtung, in der die Behandlungen bestellt werden können. Wenn jemand in Sorge ist, etwa um sein Herz, wird natürlich ein EKG gemacht. Aber ich kann nicht jedem Wunsch entsprechen, etwa nach Krankenständen, die unbegründet sind.«
»Wir werden in der Darstellung alle Beteiligten höflich bitten, ihre Postings zu löschen«
Die Anwälte der Medizinerin
Dann der Vorwurf der zu Unrecht gesteckten E-Cards. Die Ärztin: »Es gab in der Vergangenheit einen Vorfall mit einer Begleitperson. Seither hängt ein Schild in der Ordination, das darauf hinweist, dass nur Patienten und Begleiter von Minderjährigen und Hilfsbedürftigen hinein dürfen. Daher wird von jedem – ausgenommen diesen besonderen Begleitern – die E-Card gesteckt, da ja alle Patienten sind. Würde ich das nicht tun, hätte ich Probleme.«
Sie betont auch, dass keinerlei Beschwerden gegen sie bei der ÖGK vorliegen. Und: »Ich bin enttäuscht von der Leitung dieser Facebook-Gruppe, die diese Hetze gegen mich zulässt.« Und gegen einen Arzt, der sich ebenfalls auf Facebook äußerte, wolle sie Schritte unternehmen.
Vertreten wird die Ärztin von der Wolfsberger Anwaltskanzlei Poganitsch, Fejan und Ragger. Dort heißt es: »Der Vorwurf der verrechneten, aber nicht durchgeführten Vorsorgeuntersuchungen ist haltlos, da sie genau protokolliert werden müssen. Ihren Ausgang nahm das Ganze bei einer Patientin, die in einem Jahr eine zweite Vorsorgeuntersuchung wollte (Anm.: sie ist eigentlich nur einmal im Jahr möglich). Sie wurde ihr ausnahmsweise genehmigt, doch statt sie durchzuführen, wandte sie sich an die Facebook-Gruppe.«
Laut der Kanzlei könnten nun auf die betroffenen Facebook-Poster und alle, die die Beiträge geliked haben, hohe Kosten zukommen: 1.000 Euro Strafe plus 1.000 Euro Anwaltskosten. »Wir wollen aber deeskalieren«, so die Anwälte, »und werden die Plattform ›Wolfsberger helfen Wolfsbergern‹ ersuchen, eine objektive Tatsachendarstellung zu veröffentlichen. Darin werden wir alle Beteiligten höflich bitten, ihre Postings zu löschen.«
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