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Postenkommandant-Stellvertreter wurde 90 Jahre alt und blickt auf ereignisreiche Dienstzeit zurückAusgabe 6 | Mittwoch, 8. Februar 2023

Der langjährige Stellvertreter des Wolfsberger Gendarmeriepostens, Erhard Kogler, feierte kürzlich seinen 90 Geburtstag. Im Laufe seiner Dienstzeit wurde er mit dem Ehrenkreuz des Landes ausgezeichnet. Er blickt auf ein bewegtes Leben und viele Einsätze zurück.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Michael Swersina Von Michael Swersina m.swersinano@spamunterkaerntner.at
Bild links: Erhard Kogler mit seinen beiden Töchtern Dorli Tripolt (l.) und Dagmar Pirker (r.) bei seiner 90er-Feier. Bild rechts: 1975 wurde Kogler (ganz links) vom damaligen Landeshauptmann Leopold Wagner (rechts) mit dem Ehrenkreuz des Landes für eine Lebensrettung ausgezeichnet. Fotos: Pulsinger, KK

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Wolfsberg. Erhard Kogler wurde am 1. Jänner 1933 als achtes von insgesamt zwölf Kindern auf  einem Bergbauernhof auf 1.200 Metern Seehöhe in Kliening geboren. Schon als Kind musste er, da vier Brüder in den Krieg einrücken mussten, fleißig am Hof mithelfen. »Es gab keinen Strom, keine Geräte. Ich musste viel arbeiten, hatten wir doch 20 Rinder, ein Pferd, zehn Schafe und Ochsen. Die Felder wurden mittels Ochsen und Pferden bestellt, das Gras mit der Sense gemäht, ich musste Holzhacken und in allen Bereichen am Hof mitarbeiten. Wir haben nur von dem gelebt, was wir selbst am Hof erwirtschaftet haben. Beim Bach hatten wir eine kleine Mühle, dort musste ich bereits mit zehn Jahren das Getreide mahlen«, erzählt der heute 90jährige Kogler. 

Nach dem Besuch der zweiklassigen Volksschule in Kliening war durch die Arbeiten am Hof an den Unterricht an der Hauptschule nicht zu denken. »Mit 19 Jahren dachte ich mir, dass ich nicht für immer am Hof arbeiten kann und endlich einen Beruf erlernen müsste, um auch Geld zu verdienen«, erzählt Kogler. Also bewarb er sich im Jänner 1952 beim Gendarmerieposten in Bad St. Leonhard und absolvierte dort die Aufnahmeprüfung. Schon am 22. Februar 1952 wurde er zur Gendarmerie in Obervellach einberufen. Dort wurde er ausgebildet und war Teil der sogenannten B-Gendarmerie (Anm.: Im Nachkriegsösterreich die Vorgängerorganisation des Bundesheeres). Danach kam er für kurze Zeit nach Wolfsberg, 1954 wurde er in die Gendarmerieschule in Ferlach einberufen.

»Als ich ihn einholte, stach er auf die Frau ein. Ich konnte ihn entwaffnen, die Frau war schwer verletzt«
Erhard Kogler, Gendarm im Ruhestand

Nach der 16-monatigen Ausbildung wurde er dem Posten Glödnitz im Gurktal zugewiesen, später wurde er auch zum Alpingendarmen und zum Hochalpinisten ausgebildet.

Ende der 1960er-Jahre war er an der Grenze zu Jugoslawien bei Waidisch eingesetzt. »Es kamen viele Menschen über die Berge über die Grenze, viele gerieten dabei aber in Bergnot. Und da ich die Alpinausbildung hatte, wurde ich immer wieder eingesetzt, um Menschen, die in den Felswänden hängen geblieben waren, zu bergen. Danach mussten wir sie nach Tessendorf in Klagenfurt bringen, wo sie erkennungsdienstlich behandelt wurden«, erzählt Kogler.

Ab 1960 war Kogler schließlich im Lavanttal als Gendarm tätig: Zunächst war er in Reichenfels stationiert, später in St. Margarethen, von 1965 bis zu seiner Pensionierung war er auf dem Posten in der Bezirkshauptstadt tätig, wo er ab 1973 bis zu seiner Pensionierung stellvertretender Postenkommandant war.

Auszeichnung für Lebensrettung

1975 wurde Kogler zum Lebensretter. Er erinnert sich: »Ich war privat am Kolomonimarkt. Plötzlich bildete sich beim Autodrom eine Menschenmenge, eine Person schrie um Hilfe. Ich sah, wie ein Mann mit einem Messer einer Frau hinterherlief. Ich bin ihnen nachgerannt, und als ich sie einholte, stach er auf die Frau ein. Ich konnte ihn entwaffnen, aber er hatte die Frau bereits schwer verletzt. Zum Glück überlebte sie.« Für diese Lebensrettung wurde Kogler vom damaligen Landeshauptmann Leopold Wagner mit dem Ehrenkreuz für Lebensrettung ausgezeichnet.

Auch von der Dienstwaffe musste er im Laufe seiner Gendarmerielaufbahn mehrmals Gebrauch machen. An einen besonderen Fall erinnert er sich noch sehr gut: »Während der Kontrolle eines betrunkenen Mopedfahrers ist ein Pkw unserem Dienstwagen aufgefahren, sodass unser Auto acht Meter nach vorne geschleudert wurde. Der Autofahrer ist einfach weitergefahren. Wir haben ihn dann bis auf die Pack verfolgt und mit der Waffe während der Verfolgungsjagd öfter auf die Reifen geschossen, bis wir ihn zum Stehen brachten.« 

Ein besonderes Erlebnis für Kogler waren die Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck. »Ich hatte damals beim Abfahrtslauf am Patscherkofel im Zielbereich Dienst, als Franz Klammer zu seiner Goldmedaille fuhr«, erzählt Kogler, der am 31. Mai 1990 in den Ruhestand trat.

Seine große Liebe

1959 heiratete er seine große Liebe: Elfriede Pulsinger aus St. Michael. Der glücklichen Ehe entstammen zwei Töchter. Nachdem seine Frau schwer erkrankte, wurde sie von Kogler lange Zeit liebevoll gepflegt, ehe sie im Jahr 2017 verstarb. Trotz seines hohen Alters ist er noch immer sehr aktiv, er kocht auch für sich selbst. »Ich backe sogar noch mein eigenes Brot«, berichtet der rüstige Senior. 

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