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Wolfsberg. Niemand denkt gerne an den Tod, weder an den eigenen noch an den von Angehörigen. Dementsprechend hoch ist die Hemmschwelle, die Bestattung Wolfsberg ohne dringenden Anlass zu besuchen. Um sie abzubauen, wurden die Räume in der Lindhofstraße zuletzt umgestaltet – und in der Vorwoche zum »Tag der offenen Tür« geladen. Das Interesse der Bevölkerung, einen Blick in die Einrichtung zu werfen, war durchaus vorhanden.
Rund 200 Trauerfälle werden pro Jahr von der Bestattung Wolfsberg betreut, fünf Berater sind dafür angestellt. Das klassische Erdbegräbnis hat dabei längst ausgedient. Laut dem Stadtwerke-Abteilungsleiter Thomas Groß, der auch mit den Bereichen Bestattung und Friedhofsverwaltung befasst ist, werden heute 70 Prozent der Verstorbenen feuerbestattet, also verbrannt.
»Biologisch abbaubare Urnen können in St. Stefan neben einem Baum beigesetzt werden«
Christian Schimik, Stadtwerke-Geschäftsführer
Ein weiterer Trend: Die Naturbestattung der Urnen. Neben dem Wolfsberger Stadtfriedhof gibt es den Friedpark mit der Sternenkinder-Gedenkstätte. Hier können die Aschenkrüge unter Bäumen beigesetzt oder die verbrannten Überreste in den »Himmelskreisen« unter der Grasnarbe eingebracht werden. Dazu gibt es Nistkästen für verschiedene Vogelarten, Insektenhotels sowie eine Trockensteinmauer, bei der sich Reptilien tummeln. Die vermittelte Botschaft: Die Verstorbenen werden wieder Teil der Natur.
Weil das Interesse an dieser Art der Beisetzung so groß ist, wurde zuletzt auch der Naturfriedhof in St. Stefan errichtet. Stadtwerke-Geschäftsführer Christian Schimik: »Biologisch abbaubare Urnen können dort neben einem Baum oder einem Strauch beigesetzt werden. Auch in St. Stefan ist das Einbringen der Asche unter dem Gras möglich.« Mehr als ein Dutzend verschiedener Baum- und Straucharten wurden gesetzt, die Nachfrage ist groß. »Die Tendenz bei Naturbestattungen ist steigend, wir verzeichnen hier großen Zuwachs«, so Schimik.
Ungestörte Gespräche
Zurück zur Bestattung selbst: Die Situation für Trauernde war in der Vergangenheit in der Lindhofstraße nicht ideal. Es gab kein Beratungszimmer, in dem mit den Trauernden ungestört gesprochen werden konnte. Genutzt wurden die Arbeitsbereiche der Mitarbeiter, in denen Unterbrechungen durch Anrufe oder andere Kunden möglich waren. Das ist jetzt anders. Groß: »Beim Umbau, der zweieinhalb Monate dauerte, wurden die Arbeits- und Beratungszonen getrennt. Letztere befinden sich jetzt im hinteren Bereich.« Schimik: »Wir wollten eine ruhige Atmosphäre für die Trauernden schaffen, eine Entschleunigung.«
Der Windfang beim Eingang, der wie eine »Sperre« wirkte, wurde entfernt, die einst verwinkelte Struktur der Innenräume bereinigt und überschaubarer angelegt. Im Eingangsareal, wo früher auch die Kunden beraten wurden, befinden sich jetzt der Empfang und die Arbeitsbereiche.
In den nach hinten verlegten Beratungsräumen sind nun große Bildschirme montiert, auf denen mit den Kunden die Partezettel entworfen werden. »Sie sehen auf dem Schirm sofort, wie sie aussehen werden«, sagt Groß. »Wir bearbeiten mitgebrachte Bilder, fügen sie ein und erfüllen dabei jeden individuellen Wunsch, denn eine Parte ist kein Dokument, es gibt viel Spielraum.«
Dennoch: Ein »Tag der offenen Tür« erscheint in einer Bestattung ungewöhnlich. Groß und Schimik schließen sich dieser Sichtweise nicht an. »Jetzt war der Tag aufgrund des Umbaus anlassbezogen. Da er aber gut angenommen wurde, überlegen wir, ihn regelmäßig abzuhalten«, sagt der Abteilungsleiter.
Dazu mache es Sinn, sich rechtzeitig mit dem eigenen Ableben zu befassen. Schimik: »Oft wissen die Nachkommen nicht, wie ihre Eltern bestattet werden wollen. Daher kommen etliche bereits zu Lebzeiten zu uns, um das eigene Begräbnis zu regeln. Das ist für Hinterbliebene eine große Erleichterung, denn nach einem Sterbefall erleben sich eine sehr emotionale Zeit.« Daher sind Interessierte nicht nur am »Tag der offenen Tür«, sondern jederzeit zu einer Beratung willkommen.
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