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Lavanttal. Als Bett dienten ihm aneinandergereihte Paletten, die Hygiene des Bettzeugs spottete jeder Beschreibung. Wenn er nicht arbeitete, erhielt er Fußtritte. An ihn gerichtete Briefe und Pakete wurden ihm nicht ausgehändigt, der Kontakt zu Verwandten und zur Außenwelt abgeschnitten.
Jahrelang lebte ein heute 74-jähriger Lavanttaler auf seinem früheren Hof unter miserablen Bedingungen, der Willkür seiner Schwiegertochter hilflos ausgeliefert. Auf die Frage der Unterkärntner Nachrichten, warum er sich gegen die Frau nicht zur Wehr setzte, zuckte der 74-Jährige nur mit den Achseln und sagte: »So etwas tue ich nicht, ich wende keine Gewalt an.«
Erst als er nach einer weiteren körperlichen Attacke aus einem Fenster des Hauses kletterte und zu seiner Tochter flüchtete, kam die ganze Tragweite des Falls zum Vorschein. Kürzlich wurde ein Angriff der Schwiegertochter vor dem Bezirksgericht Wolfsberg verhandelt. Die Frau erhielt ein Diversionsangebot. Wird die Geldbuße bezahlt, kommt es zur Einstellung des Verfahrens. Dem Alt-Bauern wurde ein Schmerzengeld in dreistelliger Höhe zugesprochen.
Die Tochter des 74-Jährigen sagt: »Uns wurde viele Jahre lang der Vater und Großvater gestohlen.« Sie fordert jetzt die Ablöse des bestehenden Wohnrechts auf dem Anwesen des Mannes, »denn mein Vater kann auf den Hof nicht mehr zurück«.
Wolfsberg. Die Vorwürfe wiegen schwer. Jahrelang soll ein heute 74-jähriger Lavanttaler nicht nur unter miserablen Umständen gelebt, er soll auch von seiner Schwiegertochter (49) körperlich misshandelt worden sein. Vor kurzem kam es wegen einer Attacke, die im August des Vorjahrs stattgefunden hatte, zu einer Verhandlung vor dem Bezirksgericht Wolfsberg. Sie endete für die 49-Jährige Beschuldigte mit einem Diversionsangebot.
»Im Jahr 2000 übernahmen mein Bruder und seine Frau den Hof des Vaters«, erzählt eine Tochter des 74-Jährigen. »Unser Vater erhielt ein Wohnrecht und sollte gepflegt werden.« Es kam anders. »Wenn ich nicht arbeitete, erhielt ich Fußtritte«, erzählt der frühere Landwirt. Hörte er Radio – laut, denn er leidet an einer Einschränkung des Gehörs –, wurde in seinem Zimmer kurzerhand der Strom abgestellt. Als er sich an seine Schwiegertochter wandte und nachfragte, erhielt er einen Hieb mit einem Bodenwischer. An ihn gerichtete Briefe und Pakete wurden ihm nicht ausgehändigt, der Kontakt zu Verwandten und zur Außenwelt abgeschnitten. Die Tochter: »Die ganze Familie wurde verscheucht. Seine Enkel, die jetzt fünf, drei und zwei Jahre alt sind, sah er voriges Jahr zum ersten Mal. Uns wurde viele Jahre lang der Vater und Großvater gestohlen.«
Paletten als Bett
Als Schlafstelle dienten dem Mann aneinandergereihte Paletten, die Hygiene des Bettzeugs spottete jeder Beschreibung, das Nachtkästchen bestand aus einem Verpackungskarton, der Bodenbelag war entfernt worden (siehe Bild oben). Begründung: Käfer sollten sich darunter eingenistet haben ...
»Wir wussten von all dem nichts«, sagt seine Tochter, »wir dachten, er möchte keinen Kontakt zu uns. Und wenn er doch einmal zu uns kam, war er so eingeschüchtert, dass er nichts sagte. Der Vater hat Pflegestufe vier, sein Gesundheitszustand ist nicht gut.« Auf die Frage der Unterkärntner Nachrichten, warum er sich gegen die Schwiegertochter nicht zur Wehr setzte, zuckt der 74-Jährige nur mit den Achseln und sagt: »So etwas tue ich nicht, keine Gewalt.«
Im August 2018 kam es zum Eklat. »Er war bei mir und bat mich, seine Tageszeitung zu stornieren, da er sie eh nie bekäme«, so die Tochter. Es war spät, als sie den Vater zurück auf den Hof brachte. Dort wartete bereits die wütende Schwiegertochter. Der Alt-Bauer: »Sie hat mich geohrfeigt, bespuckt und getreten.« Er ging zur Polizei, die ihn erneut auf dem Anwesen absetzte. Als er nächsten Tag erwachte, war das Haus versperrt. Der 74-Jährige kletterte aus einem Fenster und suchte Zuflucht bei seiner Tochter. Die ganze Tragweite des Falls kam nun zum Vorschein.
»Wir brachten ihn ins Krankenhaus, damit seine Verletzungen am Kopf, Bauch und einem Arm behandelt und dokumentiert werden«, so die Tochter, bei der der Lavanttaler seit diesem Tag lebt.
Kürzlich wurden die August-Vorfälle am Bezirksgericht Wolfsberg verhandelt. Laut Christian Liebhauser-Karl, dem Sprecher des Landesgerichts Klagenfurt – am Bezirksgericht wollte niemand Auskunft erteilen – erhielt die 49-Jährige ein Diversionsangebot. Bezahlt sie die damit verbundene Geldbuße, wird das Verfahren vorläufig eingestellt und nach einer gegebenen Frist und unter der Voraussetzung, dass es nicht neuerlich zu strafbaren Handlungen kommt, eingestellt. Damit gibt es weder einen Schuldspruch noch eine Verurteilung oder einen Eintrag ins Strafregister. Die Tochter: »Meinem Vater wurde ein Schmerzengeld in dreistelliger Höhe zugesprochen.«
»Wir wussten davon nichts, wenn er zu uns kam, war er so eingeschüchtert, dass er nichts sagte«
Die Tochter des 74-Jährigen
Will er zurück auf seinen Hof? Wortlos schüttelt der Alt-Bauer den Kopf, der Blick ist zu Boden gerichtet. »Es geht ihm nicht gut«, sagt die Tochter, »das jahrelange Martyrium hat psychische Spuren hinterlassen. Er vermisst sein Zuhause, wo er sein ganzes Leben verbrachte – und die Enkel, die dort wohnen und mit denen er sich gut verstand.«
Ihre Forderung: »Mein Vater kann dorthin nicht zurück. Er hat auf seinem Hof aber ein Wohnrecht, das ihm finanziell abgelöst werden soll. Die Wirtschaft umfasst 19 Hektar Grund, da wird das wohl möglich sein.«
Die Unterkärntner Nachrichten versuchten, eine Stellungnahme der Sohnes des 74-Jährigen oder der Schwiegertochter zu erhalten. Sie waren bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.
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