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»Wir müssen handeln. Unsere Kinder sind durch Feinstaub vermehrt krank« Ausgabe 9 | Mittwoch, 26. Februar 2020

Drei Ärzte referierten im Rahmen einer Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative Lavamünd über die Auswirkungen von Feinstaub und Lärm auf die Menschen. Nächste Aktion ist für den 8. Mai geplant.

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Lavamünd. »Feinstaub kennt keine Wirkschwelle«, zitierte Allgemeinmedizinerin Heike Pölz aus einer Studie, »Feinstaub senkt die Leistung des Immunsystems um 25 Prozent.« Deshalb seien gerade in Lavamünd häufiger Kinder mit Allergien, Mittelohrentzündungen und Atemwegsproblemen anzutreffen: »Wir müssen handeln. Unsere Kinder sind vermehrt krank. Das erlebe ich täglich in meiner Praxis.« 30 bis 40 Prozent ihrer jungen Patienten seien davon betroffen.

Pölz, die in Lavamünd eine Arztpraxis betreibt, referierte mit ihrer Kollegin Karin Klade, die ebenfalls praktische Ärztin in Lavamünd ist, und dem Völkermarkter Lungenfacharzt und Umweltmediziner Josef Deutsch vergangene Woche  im Rahmen einer Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative Lavamünd im Café Bettina. Der Veranstaltungssaal war voll, rund 70 Zuhörer waren anwesend.

Die Bürgerinitiative um Sprecher Wolfgang Gallant kämpft seit dem Vorjahr vehement gegen die tägliche Verkehrslawine, die durch Lavamünd rollt, und für eine Umfahrung.

»Auch, wenn die Lärmbelastung unter dem Grenzwert liegt, ist sie ungesund«
Karin Klade
Praktische Ärztin

Klade referierte über die Auswirkungen des Lärms, den die täglich etwa 1.400 durch den Ort fahrenden LKW verursachen: »Durch den Lärm wird die Einschlafphase verlängert, aber der Tiefschlaf und die allgemeine Schlafdauer verkürzt. Besonders betroffen davon sind Kinder, was sich auch in schlechteren schulischen Leistungen widerspiegelt.« Außerdem kann andauernder Lärm zu Tinnitus, Schwerhörigkeit und Hörsturz führen und die Wahrscheinlichkeit einer Herzerkrankung steigt laut Studien um acht Prozent. »Wir hoffen, dass die Messungen für uns sprechen werden. Doch auch, wenn die Lärmbelastung unter dem Grenzwert liegt, ist sie ungesund«, so Klade.

»Grenzwerte sind relativ«

Lungenfacharzt Deutsch klärte über Feinstaub-Grenzwerte auf: »In der EU gilt bei Feinstaub ein Grenzwert von 40 Nanogramm pro Kubikmeter. Dieser Wert darf an 35 Tagen im Jahr überschritten werden. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt einen Grenzwert von 20. Grenzen sind also relativ.« Besonders betroffen von den Auswirkungen des Feinstaubs sind Kinder, ältere Personen und chronisch Kranke.

Bekenntnis der Politik gefordert

Gallant erklärte anschließend, dass es »positive Fortschritte« in Zusammenarbeit mit der Abteilung 9 des Landes gab, verkehrsberuhigende Sofortmaßnahmen werden umgesetzt. Doch er betonte auch: »Das packt das Problem nicht an der Wurzel. Wir brauchen ein Bekenntnis der Politik zur Umfahrung – so schnell, wie möglich.« Weiters dankte Gallant seinen Mitstreitern für den Zusammenhalt im vergangenen Jahr und der Gemeinde für die gute Zusammenarbeit über alle Parteigrenzen hinweg. Abschließend machte er darauf aufmerksam, dass am Freitag, dem 8. Mai, die nächste Aktion der Bürgerinitiative umgesetzt wird: »Wir werden so lange weitermachen, bis man uns zuhört.«

»Wir brauchen ein Bekenntnis der Politik zur Umfahrung – so schnell, wie möglich«
Wolfgang Gallant
Sprecher der Bürgerinitiative

Die Fragerunde nutzte der anwesende FPÖ-Landtagsabgeordnete Harald Trettenbrein, um seine Sicht der Dinge darzulegen und Unterstützung zuzusagen. Er erklärte, dass der Kredit für die Umfahrung Bad St. Leonhard 2021 abbezahlt sei, und dadurch Finanzmittel frei würden, die man in Lavamünd einsetzen könnte. In einer Presseaussendung am Tag nach der Informationsveranstaltung wiesen FPÖ-Landesparteiobmann Gernot Darmann und Trettenbrein erneut darauf hin, dass an der Umfahrung Lavamünd kein Weg vorbei führe und die Partei im Landtag bereits initiativ sei. Kritik üben die beiden Politiker an der Kärntner SPÖ/ÖVP-Regierungskoalition, wegen ihrer »offensichtlichen Hinhaltetaktik«. Zu dieser Kritik äußerte sich ÖVP-Infrastruktursprecher Ferdinand Hueter ebenfalls in einer Aussendung: »Die Freiheitlichen sollen endlich aufhören, politisches Kleingeld auf dem Rücken der Bürger zu wechseln.« Klar sei nämlich, dass eine rasche Umsetzung einer Umfahrung gar nicht möglich sei. »Den Menschen weis zu machen, so etwas ginge von heute auf morgen, ist typisch für die FPÖ.« Zudem wies Hueter auf die Kritik des Landesrechnungshofs (LRH) bezüglich der Umfahrung Bad St. Leonhard hin. Unter einem freiheitlichen Straßenbaureferenten seien fast 47 Millionen Euro in das Straßenstück geflossen – zu viel, wie der LRH attestierte. Für die Sofortmaßnahmen in Lavamünd macht LR Gruber laut Hueter 200.000 Euro frei.

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