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Lavanttal. Die »Freude« der Lavanttaler Imker kann man sich vorstellen. Martin Kärcher, steirischer Imker, Züchter von Carnica-Bienenköniginnen und Obmann der »Austrian Carnica Assocation«, hat seine Mitglieder in einem E-Mail aufgerufen, dem Land Kärnten zu helfen und gegen die Lavanttaler Imker aktiv zu werden. Sie sollen auf Bitte des Amts der Kärntner Landesregierung beim »Umweiseln«, also dem Austausch der alten gegen eine neue, gesetzeskonforme Bienenkönigin, mithelfen – gegen Bezahlung, versteht sich.
Hintergrund: Wie ausführlich berichtet tobt im Lavanttal ein langer Streit um die Frage, welches Insekt Honig sammeln darf: Die Carnica-Biene, die seit 2007 laut Landesgesetz gehalten werden muss. Oder die Kärntner Landbiene, auch Lavanttaler Carnica genannt, mit der viele Imker arbeiten wollen – und es auch tun.
»Die E-Mail war vom Amt der Kärntner Landesregierung so nicht autorisiert«
Aus dem Büro von Landesrat Martin Gruber
In seinem Schreiben vom 14. Februar zeigt sich Kärcher erst erfreut, dass »in Kärnten die Bienenstände seit Jahren straffälliger Buckfast-Imker endlich auf die Carnica umgeweiselt« werden. Dann appelliert er an den Idealismus, »sich in dieser für Österreich richtungsweisenden, gemeinschaftlichen Aktion für die Carnica einzusetzen«. Hilfswillige sollten sich bis 29. Februar melden.
Die Unterkärntner Nachrichten fragten beim zuständigen Landesrat Martin Gruber (ÖVP) nach, ob tatsächlich ein Auftrag an die ACA erging, Helfer ausfindig zu machen. Aus Grubers Büro kam – nach Rücksprache mit der Fachabteilung – diese Antwort: »Für die Ersatzvornahme der Umweiselung von Bienenvölkern bei Betrieben, die dem Umweiselungsauftrag laut Erkenntnis des Landesverwaltungsgerichts Kärnten seit 31.3.2018 nicht nachgekommen sind, werden zusätzliche fachkundige Imker benötigt. Es handelt sich um eine sehr große Zahl von Bienenvölkern, daher ist seitens der zuständigen Fachabteilung eine Anfrage auch an den Zuchtverband ACA ergangen.«
Der Landesrat distanziert sich
Trotzdem ist Gruber über das Schreiben des ACA-Obmanns nicht erfreut. »Die E-Mail, welche Herr Kärcher aber im Anschluss daran offenbar verschickt hat, war mit dem Amt der Kärntner Landesregierung nicht abgestimmt und so nicht autorisiert. LR Gruber als Bienenwirtschaftsreferent distanziert sich deshalb ausdrücklich von den darin gewählten Formulierungen.«
Der Steirer, der in einem Artikel forderte, die derzeit »lächerliche Strafe von 200 bis 750 Euro« für das Halten der falschen Bienen empfindlich zu erhöhen, handelte sich mit seinen Ausführungen auch anderweitig Ärger ein. So wurde im Februar ein Antrag in der Generalversammlung des Erwerbsimkerbunds gestellt, in dem ein Mitglied schrieb: »Ich beantrage, dass sämtliche Mitglieder, welche sich durch das Zurverfügungstellen von Königinnen oder durch Mitarbeit am Umbringen der Königinnen der Völker unserer Kärntner Kollegen beteiligen, mit sofortiger Wirkung nach Kenntnis des Sachverhaltes aus dem Österreichischen Erwerbsimkerbund ausgeschlossen werden.« Darauf blieb der ACA-Stand bei der Fachtagung des Erwerbsimkerbunds, die von 21. bis 23. Februar im Schwarzl-zentrum in Unterpremstätten bei Graz stattfand, verwaist. Dafür unternahm eine internationale Delegation eine Exkursion zur Imkerei Sturm in St. Gertraud.
Zur Erinnerung: Es handelte sich um jene Imkerei, die im Mai 2019 von drei Sachverständigen des Landes geprüft werden sollte, die die Polizei zur Unterstützung anforderten – vergeblich (wir berichteten).
10.000 Euro Belohnung
Der Bienenstreit hat eine weitere Blüte getrieben: Stefan Mandl, Präsident des Erwerbsimkerbunds, hat im September des Vorjahrs in einem Artikel in der Zeitschrift »Bienen aktuell« 10.000 Euro Belohnung für Imker ausgesetzt, die den Rassen-Konflikt lösen können. »Damit alle zufrieden sind und in Frieden zusammenleben können«, wie Mandl schrieb ..
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